Tag 9 (Glomfjord-Kjopsvik, ca. 380 km):
Standardprogramm: Duschen, Frühstück aus dem Supermarkt, Packen
und weiterfahren. Es ist trocken, aber stark bewölkt, die Sonne läßt
sich nicht blicken. Die einzige Fähre des Tages fährt Samstags nur
bis 09:00 und dann erst wieder ab 16:15 - ich habe heute zwar Zeit,
aber soviel dann auch wieder nicht, daher wird eine Alternativroute
ausgesucht, die mir noch mehr Zeit verschafft, da weniger
Kilometer. Ganz neu in diesem Urlaub: ich muß Zeit abbummeln... Es
wird immer kälter seitdem ich den Polarkreis überschritten habe, ab
morgen werde ich Pullover tragen. Einige Fotopausen vertreiben mir
die Zeit, obwohl sich entlang der E6 nicht allzu viel ergibt. Die
Fähre nach Kjopsvik, dem Tagesziel, erwische ich punkt- genau. Die
Dame des Gasthauses ist nett, aber ein wenig "unorthodox", möchte
ich es mal nennen... Der Supermarkt hat bereits zu, der einzige Pub
macht erst um 21:00 auf, ein Hotel hat nur was für Gäste des Hauses,
ein anderes Restaurant oder etwa eine Tankstelle gibt's nicht. Der Ort
ist wie ausgestorben, ein kleiner Rundgang offenbart nichts
Sehenswertes, daher futtere ich die zum Glück an der letzten Tanke
erworbenen Snacks, trinke mein einziges Dosenbier und lege mich
dann auf's Ohr. Um 21:15 ist der Pub immer noch zu, das Hotel sieht
menschenleer und dunkel aus - wo bin ich da bloß hingeraten?
Immerhin, als ich vom Rundgang zum Hotel zurückkomme, hat der Pub
Licht. Ich darf eintreten und bekomme ein Bier und Fish&Chips - auf
meine Bitte hin sogar ohne Fish! Zwischen 23:00-00:00 kommen die
Bewohner langsam aus ihren Löchern, der Pub füllt sich...
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Ein Anblick zum
Niederknien! |
Eine Bucht mit
Ausblick |
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Fast wie in
Schottland... |
...sieht die
Landschaft aus |
Offenbar ein beliebtes
Hobby in Norwegen... |
Tag 10 (Kjopsvik-Tromsø, ca. 440 km):
Hat sich was von wegen "Wetterbesserung" - es regnet, und nicht zu
knapp! Die Saisonarbeiter in der Pension poltern gegen 07:00 zur
Arbeit in und an den zahlreichen Tunneln. Frühstück gibt's nicht,
der Supermarkt hat auch zu. Einer der Arbeiter meinte gestern,
daß die Tunnel eigentlich gesperrt sind, aber wenn eine Fähre
ankommt, werden sie kurz geöffnet. Ich habe Glück und kann in
einem Pulk, eskortiert von einem Baustellen- fahrzeug, gleich
passieren. Das Wetter wird allerdings immer grausiger... An einer
Tanke bekomme ich dann endlich was zwischen die Zähne: eine kalte
Waffel und ein ebenso kalter Kakao. Ich mache einige Pausen, aber
meine Laune bessert sich nicht wesentlich, was auch daran liegt, das
einige der Nebenstrecken des heutigen Tages fiese kleine
Bodenwellen haben, die kurze, harte Stöße an die Maschine und an
mich leiten. Die Folge: der Riß in der Auspuffschelle links
verbreitert sich zusehends. Einige Schotter- pisten erfordern
Aufmerksamkeit von Mann und Maschine. Tromsø empfängt mich
ebenfalls mit Regen. Das Hotel liegt am Hang, mit Blick auf die
Stadt, man wird per Telefon (!) durch die Anmeldung manövriert.
Nachdem ich mich in der City ein wenig umgesehen habe, komme ich an
einer Bar mit einem Norweger ins Gespräch - Thema: Motorräder, was
sonst! Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie man über dieses
Thema einen Einstieg in ein Gespräch oder einen netten Abend
findet, wie in diesem Fall. In der Bar gibt's den riesigsten,
schmackhaftesten Burger, den ich je gesehen und gegessen habe,
dummerweise als Fingerfood, so dass das Menü eher einem Gemetzel
gleicht... ;-)
Danach schleppt er mich in einen Rock- und Heavy-Metal Club, wo
noch ein paar Biere dran glauben müssen, und so ist's zum
wiederholten Mal nach 01:00, bis ich in die Kissen sinke, dabei
ist es taghell draußen.
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Entlang der Fjorde... |
...gibt es viel zu
sehen |
Die Brücke nach Tromsø |
Tag 11 (Tromsø Stadtrundgang)
Endlich mal wieder ausschlafen! Nach dem üblichen Morgen- Prozedere
sehe ich mir zuerst Polaria an - das lohnt sich auf jeden Fall. Gleich
daneben kann man das alte Robbenfängerschiff "Polstjerna"
besichtigen, auch das ist einen Besuch wert. Dann dackele ich 1 1/2
Kilometer zum Tromsø Museum, das neben der üblichen Historie auch
einige Infos zum Sami Volk vermittelt. Zurück in die City, ein
Musikladen im Einkaufszentrum hat leider kaum Auswahl - die machen
bald endgültig dicht und packen bereits alles zusammen. Ein Uhren-
und Schmuckgeschäft tauscht mir die praktisch leere Batterie meiner
Armbanduhr aus und gibt mir noch einen Tip für einen anderen Musik-
laden, der leider geschlossen hat. Zuletzt sehe ich mir das Polar-
Museum an, das viel Info zu verschiedenen Expeditionen zu bieten
hat, aber die Dar- und Zurschaustellung der Robbenjagd und des
Walfangs sind nicht so mein Ding, desgleichen die vielen
ausgestopften Tiere. Kurz zurück zur Pension, dann geht's wieder
bergab in's Städtchen. Ziel: Futter! Ein Pastalokal ist mir zu teuer,
die Filiale der norwegischen Pizza- Kette will bis zu 35 Euro für eine
Pizza haben und der Pub von gestern hat nur diese Riesen- Burger,
das schaffe ich heute nicht. Also zurück zu Fastfood (nein, nicht
die Marke mit dem goldenen "M", die gibt's in Tromsø nicht... )
Danach zieht es mich doch wieder in den Pub mit seinem leckeren
Kilkenny und den insgesamt 21 (!) Monitoren, sogar auf dem Abtritt
sind welche, damit man ja kein Tor des gerade laufenden
Fußballspiels verpasst... Der Laden schließt um 23:00, das reicht mir
für heute, morgen geht's zur letzten Etappe Richtung Norden, nach
Hammerfest. Das Außenthermometer der Shopping Mall zeigt derweil
schlappe 7 Grad. Den Abschluß des Tages bildet die fällige
Datensicherung und Laden der Akkus von GPS, Helmkamera, Camcorder
und der SLR.
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Polaria - das
Infozentrum bietet Infos rund umd die Polarregion |
Robben - niedlich |
Das sind eindeutig - ...ich hab' keine
Ahnung, sehen aber hübsch aus! |
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Ein altes Fangboot |
Ganz schön eng, die
Kojen |
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Schönes Panorama |
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Die
Sicht der Welt in alten Zeiten |
So oder
ähnlich sahen (und sehen) die Lappen aus |
Das
kleinste Portrait- studio der Welt |
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Der
örtliche Bestatter ist standesgemäß mit einem fetten
Allradler unterwegs |
Die
Stadt leert sich |
Regenbogen nachts um 23:15 - Verrückt! |
Tag 12 (Tromsø-Hammerfest, ca. 460 km):
Weiter nach Norden - zum letzten Mal. 460 km und 2 Fähren werden
problemlos bewältigt, entlang eines Fjordes regnet's wieder mal zur
Abwechslung, das bleibt vorläufig aber die Ausnahme. An einer Tanke
will ich mir was zum Futtern holen, die hat aber keinen Shop. Ein
Super- markt 2 km weiter hält dann einen Muffin und ein Schoko-
Croissant für den Hunger bereit. Ein kleiner Pass und ein Fjord
bieten bei gutem Sonnen- schein tolle Ausblicke, im weiteren
Verlauf macht auch das Moppedfahren richtig Spaß: weite, gut
einsehbare Kurven, die flott gefahren werden können - wenn nicht
gerade ein paar Rentiere die Straße kreuzen und mich zum Bremsen
zwingen... Bald darauf habe ich wieder "Richtgeschwindigkeit"
erreicht, aber von hinten nähert sich ein Motorrad. Norweger können
das nicht sein, die trauen sich nicht so schnell, wer dann? Als
mich das Motorrad passiert, ist alles klar: Italiener! :-) Bei
meinem nächsten Stop hält alsbald auch ein Reisebus aus Mannheim:
"Rechter Hand ein Fjord - 5 Minuten Aufenthalt!." Alles stürzt mit
gezückter Kamera oder Camcorder aus dem Bus, ringt der Gegend eine
angemessene Anzahl an Fotos oder Videos ab, fröstelnd am
Straßenrand herumstolzierend und die Aussicht fachmännisch
diskutierend, bevor der Busfahrer zur Weiterfahrt mahnt - noch nicht
mal für eine Zigarette hat's gereicht! Trotz des oft schlechten
Wetters bin ich froh, mit dem Motorrad unterwegs zu sein und so oft
und so lange Halt machen zu können, wie's mir passt. Etwa 150 km
vor dem Ziel ändert sich die Land- schaft schnell: wo sich vorher
noch ausgedehnte Waldflächen breit machten, wird die Flora nun
merklich dünner und niedriger, vor Hammerfest ist kaum noch ein
"richtiger" Baum auszumachen, der Bewuchs besteht nunmehr fast
vollständig aus Moosen und Flechten, zudem wird es immer kälter,
soweit dies überhaupt möglich ist... Der letzte Pass über die
Berge ist unglaublich einsam und kalt, hier treiben sich garantiert
Werwölfe herum! Meine gebuchte Unterkunft ist gleich gefunden, das
Pärchen ist ausgesprochen freundlich, das Zimmer zwar klein, aber
ausreichend. Der Gastgeber macht mich darauf aufmerksam, das in
Norwegen die Geschäfte nur bis 20:00 Alkohol verkaufen dürfen,
daher spute ich mich mit dem Umziehen und dem Einkauf: 2 Büchsen
Bier und eine Tüte Chips... In Norwegen finden sich in Supermärkten
fast ausschliesslich Chips in gigantischen Tüten von 300, 400 oder
noch mehr Gramm - wer soll das futtern? Eine übliche 150er Tüte
finde ich aber doch, die wird mitsamt den 2 Bieren brüderlich mit
den Gastgebern geteilt, dann mache ich mich über einen supersteilen
Wanderweg auf in die City. Das Abendessen ist gut, mir aber etwas
zu reichhaltig "Rülps". Das wird sich auf dem steilen Rückweg aber
sicher abtrainieren lassen.
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Eine umwerfende
Landschaft |
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Die Wolken hängen arg
tief |
Ein ganz besonderer
Anblick |
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Im Panorama noch
beeindruckender |
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Wie eine Lagune |
Einsame Piste... |
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Hammerfest vom Hügel
aus gesehen |
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