Norwegen-Finnland 19.06. - 10.07.2015

Tag 9 (Glomfjord-Kjopsvik, ca. 380 km):

Standardprogramm: Duschen, Frühstück aus dem Supermarkt, Packen
und weiterfahren. Es ist trocken, aber stark bewölkt, die Sonne läßt sich
nicht blicken. Die einzige Fähre des Tages fährt Samstags nur bis 09:00
und dann erst wieder ab 16:15 - ich habe heute zwar Zeit, aber soviel
dann auch wieder nicht, daher wird eine Alternativroute ausgesucht, die
mir noch mehr Zeit verschafft, da weniger Kilometer. Ganz neu in diesem
Urlaub: ich muß Zeit abbummeln... Es wird immer kälter seitdem ich den
Polarkreis überschritten habe, ab morgen werde ich Pullover tragen. Einige
Fotopausen vertreiben mir die Zeit, obwohl sich entlang der E6 nicht allzu
viel ergibt. Die Fähre nach Kjopsvik, dem Tagesziel, erwische ich punkt-
genau. Die Dame des Gasthauses ist nett, aber ein wenig "unorthodox",
möchte ich es mal nennen... Der Supermarkt hat bereits zu, der einzige
Pub macht erst um 21:00 auf, ein Hotel hat nur was für Gäste des Hauses,
ein anderes Restaurant oder etwa eine Tankstelle gibt's nicht. Der Ort ist
wie ausgestorben, ein kleiner Rundgang offenbart nichts Sehenswertes,
daher futtere ich die zum Glück an der letzten Tanke erworbenen Snacks,
trinke mein einziges Dosenbier und lege mich dann auf's Ohr. Um 21:15
ist der Pub immer noch zu, das Hotel sieht menschenleer und dunkel aus
- wo bin ich da bloß hingeraten? Immerhin, als ich vom Rundgang zum
Hotel zurückkomme, hat der Pub Licht. Ich darf eintreten und bekomme
ein Bier und Fish&Chips - auf meine Bitte hin sogar ohne Fish! Zwischen
23:00-00:00 kommen die Bewohner langsam aus ihren Löchern, der Pub
füllt sich...

Ein Anblick zum Niederknien! Eine Bucht mit Ausblick
Fast wie in Schottland... ...sieht die Landschaft aus Offenbar ein beliebtes
Hobby in Norwegen...

Tag 10 (Kjopsvik-Tromsø, ca. 440 km):

Hat sich was von wegen "Wetterbesserung" - es regnet, und nicht zu
knapp! Die Saisonarbeiter in der Pension poltern gegen 07:00 zur Arbeit
in und an den zahlreichen Tunneln. Frühstück gibt's nicht, der Supermarkt
hat auch zu. Einer der Arbeiter meinte gestern, daß die Tunnel eigentlich
gesperrt sind, aber wenn eine Fähre ankommt, werden sie kurz geöffnet.
Ich habe Glück und kann in einem Pulk, eskortiert von einem Baustellen-
fahrzeug, gleich passieren. Das Wetter wird allerdings immer grausiger...
An einer Tanke bekomme ich dann endlich was zwischen die Zähne: eine
kalte Waffel und ein ebenso kalter Kakao. Ich mache einige Pausen, aber
meine Laune bessert sich nicht wesentlich, was auch daran liegt, das einige
der Nebenstrecken des heutigen Tages fiese kleine Bodenwellen haben,
die kurze, harte Stöße an die Maschine und an mich leiten. Die Folge: der
Riß in der Auspuffschelle links verbreitert sich zusehends. Einige Schotter-
pisten erfordern Aufmerksamkeit von Mann und Maschine. Tromsø
empfängt mich ebenfalls mit Regen. Das Hotel liegt am Hang, mit Blick auf
die Stadt, man wird per Telefon (!) durch die Anmeldung manövriert.
Nachdem ich mich in der City ein wenig umgesehen habe, komme ich an
einer Bar mit einem Norweger ins Gespräch - Thema: Motorräder, was
sonst! Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie man über dieses Thema
einen Einstieg in ein Gespräch oder einen netten Abend findet, wie in
diesem Fall. In der Bar gibt's den riesigsten, schmackhaftesten Burger,
den ich je gesehen und gegessen habe, dummerweise als Fingerfood,
so dass das Menü eher einem Gemetzel gleicht... ;-) Danach schleppt
er mich in einen Rock- und Heavy-Metal Club, wo noch ein paar Biere
dran glauben müssen, und so ist's zum wiederholten Mal nach 01:00,
bis ich in die Kissen sinke, dabei ist es taghell draußen.

Entlang der Fjorde... ...gibt es viel zu sehen Die Brücke nach Tromsø


Tag 11 (Tromsø Stadtrundgang)


Endlich mal wieder ausschlafen! Nach dem üblichen Morgen- Prozedere
sehe ich mir zuerst Polaria an - das lohnt sich auf jeden Fall. Gleich daneben
kann man das alte Robbenfängerschiff "Polstjerna" besichtigen, auch das ist
einen Besuch wert. Dann dackele ich 1 1/2 Kilometer zum Tromsø Museum,
das neben der üblichen Historie auch einige Infos zum Sami Volk vermittelt.
Zurück in die City, ein Musikladen im Einkaufszentrum hat leider kaum
Auswahl - die machen bald endgültig dicht und packen bereits alles zusammen.
Ein Uhren- und Schmuckgeschäft tauscht mir die praktisch leere Batterie
meiner Armbanduhr aus und gibt mir noch einen Tip für einen anderen Musik-
laden, der leider geschlossen hat. Zuletzt sehe ich mir das Polar- Museum an,
das viel Info zu verschiedenen Expeditionen zu bieten hat, aber die Dar- und
Zurschaustellung der Robbenjagd und des Walfangs sind nicht so mein Ding,
desgleichen die vielen ausgestopften Tiere. Kurz zurück zur Pension, dann
geht's wieder bergab in's Städtchen. Ziel: Futter! Ein Pastalokal ist mir zu teuer,
die Filiale der norwegischen Pizza- Kette will bis zu 35 Euro für eine Pizza
haben und der Pub von gestern hat nur diese Riesen- Burger, das schaffe ich
heute nicht. Also zurück zu Fastfood (nein, nicht die Marke mit dem goldenen
"M", die gibt's in Tromsø nicht... ) Danach zieht es mich doch wieder in den
Pub mit seinem leckeren Kilkenny und den insgesamt 21 (!) Monitoren, sogar
auf dem Abtritt sind welche, damit man ja kein Tor des gerade laufenden
Fußballspiels verpasst... Der Laden schließt um 23:00, das reicht mir für
heute, morgen geht's zur letzten Etappe Richtung Norden, nach Hammerfest.
Das Außenthermometer der Shopping Mall zeigt derweil schlappe 7 Grad.
Den Abschluß des Tages bildet die fällige Datensicherung und Laden der
Akkus von GPS, Helmkamera, Camcorder und der SLR.

Polaria - das Infozentrum
bietet Infos rund umd die
Polarregion
Robben - niedlich Das sind eindeutig -
...ich hab' keine Ahnung,
sehen aber hübsch aus!
Ein altes Fangboot Ganz schön eng, die Kojen
Schönes Panorama
Die Sicht der Welt in alten Zeiten So oder ähnlich sahen (und
sehen) die Lappen aus
Das kleinste Portrait-
studio der Welt
Der örtliche Bestatter ist
standesgemäß mit einem
fetten Allradler unterwegs
Die Stadt leert sich Regenbogen nachts um
23:15 - Verrückt!

Tag 12 (Tromsø-Hammerfest, ca. 460 km):  

Weiter nach Norden - zum letzten Mal. 460 km und 2 Fähren werden
problemlos bewältigt, entlang eines Fjordes regnet's wieder mal zur
Abwechslung, das bleibt vorläufig aber die Ausnahme. An einer Tanke
will ich mir was zum Futtern holen, die hat aber keinen Shop. Ein Super-
markt 2 km weiter hält dann einen Muffin und ein Schoko- Croissant für
den Hunger bereit. Ein kleiner Pass und ein Fjord bieten bei gutem Sonnen-
schein tolle Ausblicke, im weiteren Verlauf macht auch das Moppedfahren
richtig Spaß: weite, gut einsehbare Kurven, die flott gefahren werden
können - wenn nicht gerade ein paar Rentiere die Straße kreuzen und mich
zum Bremsen zwingen... Bald darauf habe ich wieder "Richtgeschwindigkeit"
erreicht, aber von hinten nähert sich ein Motorrad. Norweger können das
nicht sein, die trauen sich nicht so schnell, wer dann? Als mich das Motorrad
passiert, ist alles klar: Italiener! :-) Bei meinem nächsten Stop hält alsbald
auch ein Reisebus aus Mannheim: "Rechter Hand ein Fjord - 5 Minuten
Aufenthalt!." Alles stürzt mit gezückter Kamera oder Camcorder aus dem
Bus, ringt der Gegend eine angemessene Anzahl an Fotos oder Videos ab,
fröstelnd am Straßenrand herumstolzierend und die Aussicht fachmännisch
diskutierend, bevor der Busfahrer zur Weiterfahrt mahnt - noch nicht mal für
eine Zigarette hat's gereicht! Trotz des oft schlechten Wetters bin ich froh,
mit dem Motorrad unterwegs zu sein und so oft und so lange Halt machen
zu können, wie's mir passt. Etwa 150 km vor dem Ziel ändert sich die Land-
schaft schnell: wo sich vorher noch ausgedehnte Waldflächen breit machten,
wird die Flora nun merklich dünner und niedriger, vor Hammerfest ist kaum
noch ein "richtiger" Baum auszumachen, der Bewuchs besteht nunmehr fast
vollständig aus Moosen und Flechten, zudem wird es immer kälter, soweit
dies überhaupt möglich ist...  Der letzte Pass über die Berge ist unglaublich
einsam und kalt, hier treiben sich garantiert Werwölfe herum! Meine gebuchte
Unterkunft ist gleich gefunden, das Pärchen ist ausgesprochen freundlich, das
Zimmer zwar klein, aber ausreichend. Der Gastgeber macht mich darauf
aufmerksam, das in Norwegen die Geschäfte nur bis 20:00 Alkohol verkaufen
dürfen, daher spute ich mich mit dem Umziehen und dem Einkauf: 2 Büchsen
Bier und eine Tüte Chips... In Norwegen finden sich in Supermärkten fast
ausschliesslich Chips in gigantischen Tüten von 300, 400 oder noch mehr
Gramm - wer soll das futtern? Eine übliche 150er Tüte finde ich aber doch,
die wird mitsamt den 2 Bieren brüderlich mit den Gastgebern geteilt, dann
mache ich mich über einen supersteilen Wanderweg auf in die City. Das
Abendessen ist gut, mir aber etwas zu reichhaltig "Rülps".  Das wird sich
auf dem steilen Rückweg aber sicher abtrainieren lassen.

Eine umwerfende Landschaft
Die Wolken hängen arg tief Ein ganz besonderer Anblick

Im Panorama noch beeindruckender
Wie eine Lagune Einsame Piste...
Hammerfest vom Hügel aus gesehen
 

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TIPP:
- Im hohen Norden wird nicht nur der Baumbestand rarer, sondern auch
   Ansiedlungen, Städte, Supermärkte und Tankstellen
- Tromsø lohnt sich auf jeden Fall - die Stadt hat einige interessante
   Museen, viele Pubs, Bars und Restaurants und viel Jungvolk
- Die Fjordlandschaften sind das "Markenzeichen" Norwegens - zu Recht!

Letztes Update: 15.07.2015