Tag 13 (Hammerfest-Nordkap-Hammerfest, ca.
240 km):
Im Supermarkt gibt's ein lecker dickes Brötchen, dazu hole ich mir
eine Kleinigkeit Aufschnitt, leider ist meine Lieblingsschokolade
Marke "Melkebart" ausverkauft, wie schade. ;-) Fahre ich nun zum
Nordkap oder nicht? Das Wetter im Ort spricht dagegen: während ich
frühstücke, gießt es in Strömen. Es lockert aber auch schnell
wieder auf, also riskieren wir's. Die ersten 120 km sind etwas
eintönig, aber bald ändert sich die Landschaft, ich fühle mich
teils in die schottischen Highlands versetzt: das Meer, kleine
Seen, karger Bewuchs, sanfte Hügel und schroffe Klippen, das alles
in Grün- und Brauntönen, dazu lacht die Sonne über einem
größtenteils blauen Himmel - Klasse! Viele Wohn- mobile und
Motorräder sind unterwegs zum oder vom Nordkap. Natürlich kostet
das Nordkap Eintritt... Bei diesem Wetter macht das Nordkap
durchaus was her, die Felslandschaft paßt perfekt zum rauen Klima
Norwegens. Solange sich die Sonne blicken läßt, kann man den
scharfen Wind gut aushalten, es sind zwar viele Touristen da,
aber es ist nicht überlaufen heute. Die berühmte Weltkugel wird
natürlich auch fotografiert, gerne mittels Selfie oder der Hilfe
anderer Touris. Ich begnüge mich mit meinem Fisheye Objektiv, um
dem Globus fotografisch etwas abzugewinnen. Eine DVD und ein
Schlüsselanhänger aus dem Souvenir- Shop runden den Besuch ab. Auf
der Rückfahrt nehme ich die Helmkamera einige Male in Betrieb, um
die faszinierende Landschaft auf Zellulo..., ich meine
Speicherkarte zu bannen. Nach insgesamt 420 km bin ich zurück in
Hammerfest, der Tank wird noch für die morgige Etappe nach Finnland
aufgefüllt, dabei fällt mir auf, wie dreckig das Mopped aussieht...
Die Tanke hat leider keinen Hochdruckreiniger, aber die 3. im
Städtchen hat, worauf die BMW wieder halbwegs passabel aussieht. Im
Haus des Gastgebers werde ich alsdann von einem Journalisten des
lokalen Tageblatts zu meinen Erfahrungen mit der Buchungsplattform
und dem Städtchen befragt - das hatte mir der Gastgeber angekündigt
- den Artikel will ich natürlich als Kopie haben! Nach einem Bier
in der Küche und einer angeregten Diskussion latschen wir gemeinsam
in die City, ich für's Abendessen, die Gastgeber treffen sich mit
Freunden. Ich stoße nach dem Abendessen dazu, man schwatzt noch ein
wenig und gießt sich einen auf die Lampe. Als kleines "Abschieds-
geschenk" soll ich morgen noch ein Stück Rentierherz mitbekommen, das
angeblich sehr schmackhaft ist... Zurück im Haus folgt noch ein
letztes Bier, dann ist es schon kurz vor 02:00 und komplett taghell
draußen.
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Da - die ersten
Rentiere! |
Hinreißend schön |
Ausblick auf die
Nordküste |
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Da ist das Nordkap |
Die berühmte
Weltkugel |
Heute nicht ganz so
belagert |
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Bom? |
Auch in Hammerfest
legt man Wert auf moderne Architektur |
Tag 14 (Hammerfest-Inari, ca. 340 km):
Das Wetter sieht solala aus, als ich die Grenze nach Finnland
passiere, fängt es pünktlich mit dem vermehrtem Auftreten der
unvermeidlichen Mücken an zu regnen... Die Landschaft und die
Strecke sind recht eintönig, keine Kurven, viel Wald. Mein Ziel
Inari ist schnell erreicht, die einzige Tanke im Ort gibt Benzin
nur in 20 Euro Schritten aus, was bedeutet, dass ich nicht
volltanken kann. Mit leichtem Erstaunen stelle ich fest, dass
meine Unterkunft in Inari aus einer Hütte besteht, ich dachte,
das wäre ein Hotel... Macht nix, die Hütte ist OK. Im örtlichen
Supermarkt wird noch eine Kleinigkeit zum Futtern und 2 Bier einge-
kauft, ein Menü brauche ich nach dem üppigen Essen von Gestern
nicht. Mit 2 Finnen, die auf Triumphs eine Rundtour machen, komme
ich ins Gespräch, sie spendieren mir auch noch ein Bier, als
meine Vorräte aufgebraucht sind. Die neuere der beiden Triumph
hat sogar Sitzheizung und Tempomat, ich glaub's nicht! Die Finnen
ziehen sich dann in die Sauna zurück - ja, deren Hütte hat sogar
sowas. Nach Datensicherung und Installation von Updates für
IPhone und Laptop sowie etwas Fernsehen geht's heute etwas früher
zu Bett.
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Buchten wie diese sind
in Norwegen gang und gäbe, in Finnland dagegen rar |
Der Inari See - bei
diesem Wetter kein begeisternder Anblick |
Man muß sich mit
seinem Schicksal abfinden und arrangieren... |
Tag 15 (Inari-Rovaniemi, ca. 330 km):
Drei Mückenstiche habe ich bereits, einen links, einen rechts und
einen in der Mitte des Halses - vermutlich von dem einzigen Biest,
das ich in der Hütte nicht erwischt habe. Das Wetter sieht
erwartungsgemäß furchtbar aus. Bisher hält sich Finnland mit
seinen Reizen bedeckt... Im Supermarkt bekomme ich einen Croissant
mit Fleischfüllung und einen Kakao mit Koffeingeschmack - Brrr...
Mit der finnischen Sprache in Wort und Schrift tue ich mich sehr
schwer: Schwedische und Norwegische Texte kann ich sinngemäß meist
verstehen, mit dem Finnischen klappt das nicht, eine komplizierte
Sprache. Die Fahrt ist öde, die Straße schnurgerade - ich langweile
mich... Das hat Folgen: Auf der E4, kurz vor der Stadt Petkula,
steht an einem Parkplatz am See ein Souvenirshop. Da meine Mutter eine
neue "Trollfrau" haben wollte (die alte ist heruntergefallen), kaufe
ich ihr eine solche und mir ein T-Shirt sowie eine dünne Fleece
Jacke, die mir einfach gefiel. Da die Sonne immer wieder zu sehen
ist und es zudem Richtung Süden auch immer wärmer geworden ist (in
Helsinki sind es angeblich 30 Grad), wird die Regenhose eingepackt,
ab morgen lasse ich auch den Pullover wieder weg - seit Tagen mein
ständiger Begleiter. Hätte ich besser angelassen: 5 km vor
Rovianiemi fängt's wieder an... Der erste Wegpunkt zum Check-in
meines Hostels sitzt falsch - macht nix, die Adresse steht auf der
Reservierung. Der Wegpunkt zum Hostel selbst paßt, mein Zimmer ist
im 3. Stock, zum Glück gibt's einen Aufzug. Wegen des Regens warte
ich ein wenig ab, aber es wird nicht besser, na schön, ziehen wir halt
die Regenjacke an. In einem Fastfood Restaurant finde ich was Eßbares,
kurz darauf ein Riesen- Geknatter vor der Lokalität: die örtliche
Jugend kommt mit ihren Rollern, Mopeds und kleinen Cross- Maschinen
zum Dinner - der Laden macht heute guten Umsatz. Weiter in die
City, auf einer offenen Terrasse im 5. Stock entdecke ich
verwundert einige Herren im Adamskostüm, leicht geschürzt mit einem
Handtuch, da fällt's mir ein: ich bin in Finnland, die Herren haben
gesaunt! :-) Da das Wetter eher noch weniger zum Flanieren einlädt,
nehme ich in einem Irish Pub Platz und genieße das erste Kilkenny
des Abends. Alsbald fallen dort einige wild- verwegene Gestalten
eines Rockerclubs ein, mir wird leicht bang... Ab 22:00 gibt's im
Kellergeschoß Livemusik, die Band ist gut, leider hat der Sänger
aber weder Talent noch eine gute Stimme, da sehe ich mir lieber die
Fußballspiele der englischen National League im Fernsehen an. Das
Zentrum von Rovaniemi hat durchaus seinen Charme: viele Restaurants,
Geschäfte und Pubs, aus deren offenen Türen laute Musik zu hören ist,
es ist was los. Nach 2 Glas Bier habe ich für heute genug und trotte
zurück ins Hostel.
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Seen, soweit das Auge
reicht... |
...und es reicht
wirklich weit... |
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...in Finnland! |
Die örtliche Jugend fällt über den
Burgerladen her |
Sauna - in Finnland eine alltägliche
Angelegenheit |
Tag 16 (Rovaniemi-Oulu, ca. 330 km):
Sehr schlecht geschlafen in dieser Nacht: 2 Mücken habe ich
erwischt, mindestens 1 hat mich aber mehrfach aufgeweckt, jetzt
habe ich insgesamt 7 (!) Stiche an Nacken und Hals und einen
weiteren auf der rechten Hand- fläche. Das Fenster mußte ich aber
trotzdem auflassen, da es sonst un- erträglich warm wird im Zimmer.
Nervig ist dazu ein metallisches Schep- pern im Lüftungsrohr des
Restaurants, welches direkt neben meinem Fenster Richtung Dach
verschwindet. Ein offener Supermarkt trägt zum Frühstück bei, dann
geht's auf die Piste Richtung Oulu. Es muß allerdings wieder Zeit
platt gemacht werden, was mit diesmal schwer fällt: Man kann kaum
irgendwo anhalten, ohne von Mücken genervt zu werden - äußerst
lästig! 5 mal muß ich warten, weil Rentiere auf der Straße zockeln,
einmal sogar eine ganze Herde. Das Wetter ist miserabel, es nieselt
immer wieder, erst kurz vor Oulu erspähe ich einen Streifen Sonne,
an der Küste. Da ich eh' noch Zeit habe, fahre ich kurzentschlossen
hin, um wenigstens ein paar Minuten Sonne zu tanken, bevor mich die
Schlechtwetterfront vom Landes- inneren her einholt. Die
Schlüsselübergabe für das Appartement erfolgt anonym, das Office,
wo der Schlüssel sein soll, ist aber nicht da, wo es sein sollte...
Im Hinterhof? Nein... Aber um's Eck findet sich eine Tür mit der
richtigen Beschriftung, an der Klinke hängen eine Art
Vorhängeschlösser mit Fach. Der mir per E-Mail zugeschickte Code
paßt auf eines der Schlösser, darin: Hurra, ein Schlüssel! Das
Appartement ist aber woanders, mit Hilfe des Navis klappt es rasch.
Das Appartement ist apart, sogar mit Klima und Waschmaschine. Bis
ich diese allerdings in Gang kriege, dauert's 'ne Weile: der
finnische Hersteller hat auf seiner Webseite nur Anleitungen in
Finnisch, nicht aber auf Englisch oder gar Deutsch. Irgendwie kriege
ich das Ding in Gang, aber sie brummelt nur kurz und bleibt dann
stehen. Nach einer halben Stunde habe ich endlich gefunden, woran's
liegt: man muß unter dem Wasserhahn des Waschbeckens einen kleinen
Hebel umlegen, damit die Maschine auch Wasser bekommt! Zufrieden
brummelt sie dann endlich los. Braucht allerdings eine gute Stunde,
in der ich mir eine der DVD's ansehe, die ich in Tromsø erworben
habe. Nachdem die Wäsche aufgehängt ist, marschiere ich Richtung
Zentrum, das erst nach Rückfrage bei Passanten aufzufinden ist. Für
einen Samstag- Abend ist nicht allzuviel los in Oulu, obwohl es
eine gute Auswahl an Pubs und Cafés gibt, nur Restaurants machen
sich etwas rar, also schon wieder Fast- Food (davon gibt's reichlich)?
Nein, ich möchte was "Anständiges" haben. Ein griechisch angehauchtes
Restaurant scheint richtig zu sein. Ein paar Worte wechsele ich mit
der Kellnerin, dann geht's 27 min (laut Navi) zurück zum
Appartement. Im TV sehe ich mir noch ein Fußballspiel der Damen
England-Deutschland an.
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Eine Rentierherde
hält den Verkehr auf |
In Oulu ist etwas
Sonne in Sicht |
Das Rathaus |
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Buntes Kirchenfenster |
Die Seefahrt ist auch
in Finnland allgegenwärtig |
In der City |
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Geschäfte, Bars und
Restaurants am Hafen... |
...sind bunt und
ansprechend untergebracht |
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