Tag 16 Olsztyn-Gdansk (Danzig), ca. 270 km):
Ein seltsamer
Tag: das Navi gibt mir bei der Abfahrt aus Olsztyn seltsame
Anweisungen, nach denen ich auf der Autobahn lande - kann mich nicht
dran erinnern, das so geplant zu haben. Nach einer Weile halte ich an
und prüfe die Route - total daneben… Ich starte das Ding neu, dann
stimmt’s wieder, aber ich kann machen, was ich will, es scheint
keine Möglichkeit zu geben, die Strecke anzupassen, von dort, wo
ich bin, gibt‘s keine direkte Strassenverbindung zur Route, ich
MUSS erneut durch Olstyn - eine ganze Stunde weg!
Aber auch wieder nicht so schlimm, da ich erst ab
16:00 in mein Apartement kann und heute nicht so viele Kilometer
anfallen. Dennoch muss ich kürzen: als ich die Kathedrale in
Frombork anfahren will, kommt eine riesige schwarze Wand auf mich
zu, ich kann‘s auch donnern hören - freiwillig fahre ich da nicht
rein! Trotzdem muss ich mich wg. eines Schauers eine halbe Stunde
an einer Bushaltestelle unterstellen. Weiter geht‘s Richtung Festung
Malbork, das Navi lotst mich auf eine kleine Seitenstrasse, eine
ältere Bewohnerin sieht mich zweifelnd an und sie hatte wohl recht,
das der Moppedfahrer nicht alle Tassen im Schrank hat: die
Seitenstrasse verwandelt sich in Kopfsteinpflaster, dann wird‘s
eine Schotterpiste, die in einen über-
wucherten Weg zwischen zwei Feldern mündet. Als das Grünzeug bis hoch
an meine Jacke wuchert und die „Strasse“ noch 2 km so weiter gehen
soll, entschliesse ich mich umzudrehen - wenn‘s geht, ohne das
Mopped auf die Seite zu legen… Nach 5 schweisstreibenden Minuten
gelingt es mir, die hoch beladene BMW auf dem engen Weg zu drehen
und bald darf sie wieder Asphalt unter die Reifen nehmen. An einer
Tanke beseitige ich mit Hilfe eines Dampf-
strahlers die Überreste des Feldwegs und des Regenschauers vom Mopped
und genehmige mir einen Apfelsaft, wobei der dermassen nach Chemie
schmeckt, das ich mich frage, wieviel Apfel noch in ihm schmeckt. Ein
toller Anblick ist die Festung Malbork, aber dafür bräuchte ich ein
Ticket und viel Zeit - ein anderes Mal. Danzig ist in Sicht, nach
etwas Sucherei finde ich auch mein Appartement in einem kleinen
Häusschen, das mich ein wenig enttäuscht: alles etwas veraltet und
pflegebedürftig. Schön, das z. B. eine Waschmaschine da ist, leider
aber kein Waschpulver und das Fach dafür ist einfach ekelerregend,
schwarz und ewig nicht gereinigt. Als Selbstversorger kaufe ich im
nahen Super- markt für die 2 Tage ein
(inkl. Waschmittel, das ich der Besitzerin dalassen werde). Auf in
die Stadt, die ist so weit weg, dass ich einen Roller brauche.
Meine „Marke“ scheint es hier aber nicht zu geben, nur Fahrzeuge der
Konkurrenz. Muss ich mich erst registrieren, aber dann rauscht auch
das Teil los. Der erste Eindruck von Danzig ist sehr gut, viele gut
gepflegte alte Häuser, viel Betrieb und offenbar auch viel zu
gucken für mich, wir werden sehen. Der einzige Irish Pub in der
Nähe hätte mir ganz gut gefallen, wenn nicht einige bemerkenswert laute
französische Gäste drin gewesen wären… :-)
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Das wird nix... |
Malbork - hunderte
wollen ein Ticket ergattern. |
Ein imposanter... |
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...Anblick ist die
Festung. |
Im Kühlschrank
findet sich ein Begrüßungstrunk. |
Das Innere der
Waschmaschine ist allerdings weniger einladend. |
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In
der Marienkirche. |
Eindrucksvolle Architektur... |
...und Interieur. |
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Tag des "Offenen
Fensters"? |
Ulica Dluga - die
"Hauptstrasse". |
Ein Restaurant neben
dem Anderen... |
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Von außen ziemlich
klein und unscheinbar. |
Da ist die Club- und
Partyszene zu Hause. |
Tag 17 (Danzig Stadtbesichtigung):
Der Kakaotrunk
zum Frühstück entpuppt sich als Milch mit Schokostücken drin,
dafür ist die Butter Knobibutter… Wenigstens
klappt‘s mit den Brötchen und dem Aufstrich.
Per Scooter geht‘s in die Stadt,
ich schlendere herum, sehe mir 2 Kirchen an, den Artushof, das „3
crosses monument“ und direkt daneben wird auch noch die "Solidarność"
Ausstellung besucht, dort hole ich mir auch noch ein
„zeitgenössisches“ T-Shirt. Zurück in die Altstadt, es fängt leicht an
zu regnen, ich nutze die Gelegenheit und setze mich in einem Café
unter einen Schirm und geniesse ein alkoholfreies Radler. Den Rest
des Regens sitze ich in der Marienkathedrale aus - da habe ich
gestern bestimmt nicht alles gesehen… :-) Wieder lasse ich mich
einfach treiben, entlang der Mottawa. Diesmal tue ich mich mit dem
Auffinden eines Restaurants etwas schwer, nicht etwa, weil es keine
gäbe, aber es ist alles rappelvoll. Ich lande bei einem
amerikanischen Restaurant (Oh, Nein, keine der üblichen
Restaurantketten), wo ein Burger auf mich wartet. Ich bin hundemüde
vom Herumlaufen… Ich denke, morgen werde ich einen Moppedausflug zur
Ostsee machen. Mein E-Scooter kackt auf der Steigung zu meiner
Unterkunft fast ab, der Akku ist leer, ich muss zeitweise
mittreten.
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An der Motława mit dem
Krantor im Hintergrund. |
Trägt man
Sonnenbrillen jetzt so? |
Im Artushof - lohnt
sich! |
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Ein "Stretchpferd"? |
Dach der "Wielki
Mlyn". |
Interessant
gestaltetes Kirchendach. |
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Die Wielki Mühle. |
Das alte polnische
Postamt, historisch bedeutend, |
Das "Three crosses
monument" im Spiegel der Glaskugel... |
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...und in Echt. |
Im "Solidarność"
Zentrum. |
Nachgebautes
Verhörzimmer. |
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Fernsehbilder aus
finsteren Zeiten. |
An der Zettelwand
toben sich nicht nur Polen aus... ;-) |
Zurück in der Stadt. |
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Perfekt gemachte Sandskulptur. |
Auf dem Flohmarkt wird
ein schönes altes Motorrad zum Kauf angeboten. |
Bei Nacht sieht es an der Motława noch
viel interessanter aus. |
Tag 18 (Danzig-Tagestour, ca. 105 km):
Ein wahrlich furchtbarer Tag war
das bis jetzt: Die Wettervorhersage sah ganz gut aus, daher wollte
ich eine Runde drehen. Zuerst stand die Festung an der
Weichselmündung auf dem Plan, die war leider geschlossen und man sieht
von aussen nicht viel. Als nächstes Ziel hatte ich mir das
Sopot-Pier ausgesucht, aber ich kam nicht ran: es gab keine
Parkplätze, noch nicht mal für ein Motorrad und man müsste gut 300
m laufen bis zum Pier - Naja. Dann wollte ich Hel anfahren, das in
der Ostsee liegt, aber offenbar war ganz Polen auf die gleiche Idee
gekommen, es gab kilometerlange Staus und trotz Durchmogelns
meinerseits (was ich ungerne tue), gab ich 15 km vor dem Ziel
entnervt auf, es war kein Durchkommen. Wieder zurück (auch Stau),
ich will mir die Kathedrale Oliwa ansehen, aber auch das geht
schief: ich gerate in gleich mehrere dicke Staus, auf und neben der
Autobahn. Es kann nicht wahr sein! Die Kathedrale finde ich, sie
ist auch offen, aber drin findet eine Messe statt, die will ich
nicht stören. Als ich wieder in der Unterkunft bin, kontrolliere
ich mein bisheriges Tagespensum: in 7 Stunden habe ich 105 km
geschafft, das macht einen sagenhaften Schnitt von 15 km/h ! Und zudem
erfahre ich auch noch, dass mein Freund aus Wales ernsthafte
gesundheitliche Probleme hat - was für ein &@$! Tag! Der Abend
entwickelt sich etwas besser: nachdem ich mich wieder „stadtfein“
gemacht habe, setze ich meine mitgebrachte Schotten- mütze (mit
Bommel drauf!) auf das Haupt und düse mittels Scooter in die City
(flying Scotsman…?). Meine Mütze zieht definitiv Blicke auf sich, auf
der Hauptstrasse bittet mich eine Dame darum, ob sie ein Foto von
mir machen dürfe - sie darf. Sie ist der Meinung, einen waschechten
Highlander vor sich zu haben und mein Selbstbewusstsein wächst um
ein paar Zentimeter. :-) Tatsächlich werde ich noch ein paar Mal
angesprochen, zwar nicht wg. eines Fotos, aber immerhin. Ich meide
diesmal die Hauptstrassen und wähle die weniger ausgetretenen
Pfade, wo sich neben ein paar interessanten Fotomotiven auch eine
Kleinigkeit zum Futtern findet. Dem Irish Pub statte ich auch noch
einen kurzen Besuch ab. Es ist merklich kühl geworden in Danzig, wie
ich auf der Heimfahrt mit dem Scooter.merke.
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Festung an der
Weichselmündung. |
Kathedrale Oliwa. |
Ein schottischer Pub! |
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Abenstimmung in
Danzig. |
Nicht sehr modisch,
dafür schön bunt. |
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