Polen - 16.07. - 07.08.2021

Tag 16 Olsztyn-Gdansk (Danzig), ca. 270 km):

Ein seltsamer Tag: das Navi gibt mir bei der Abfahrt aus Olsztyn seltsame
Anweisungen, nach denen ich auf der Autobahn lande - kann mich nicht
dran erinnern, das so geplant zu haben. Nach einer Weile halte ich an und
prüfe die Route - total daneben… Ich starte das Ding neu, dann stimmt’s
wieder, aber ich kann machen, was ich will, es scheint keine Möglichkeit
zu geben, die Strecke anzupassen, von dort, wo ich bin, gibt‘s keine direkte
Strassenverbindung zur Route, ich MUSS erneut durch Olstyn - eine ganze
Stunde weg!
Aber auch wieder nicht so schlimm, da ich erst ab 16:00 in mein
Apartement kann und heute nicht so viele Kilometer anfallen. Dennoch muss
ich kürzen: als ich die Kathedrale in Frombork anfahren will, kommt eine riesige
schwarze Wand auf mich zu, ich kann‘s auch donnern hören - freiwillig fahre
ich da nicht rein! Trotzdem muss ich mich wg. eines Schauers eine halbe
Stunde an einer Bushaltestelle unterstellen. Weiter geht‘s Richtung Festung
Malbork, das Navi lotst mich auf eine kleine Seitenstrasse, eine ältere
Bewohnerin sieht mich zweifelnd an und sie hatte wohl recht, das der
Moppedfahrer nicht alle Tassen im Schrank hat: die Seitenstrasse verwandelt
sich in Kopfsteinpflaster, dann wird‘s eine Schotterpiste, die in einen über
-
wucherten Weg zwischen zwei Feldern mündet. Als das Grünzeug bis hoch
an meine Jacke wuchert und die „Strasse“ noch 2 km so weiter gehen soll,
entschliesse ich mich umzudrehen - wenn‘s geht, ohne das Mopped auf die
Seite zu legen… Nach 5 schweisstreibenden Minuten gelingt es mir, die hoch
beladene BMW auf dem engen Weg zu drehen und bald darf sie wieder Asphalt
unter die Reifen nehmen. An einer Tanke beseitige ich mit Hilfe eines Dampf
-
strahlers die Überreste des Feldwegs und des Regenschauers vom Mopped
und genehmige mir einen Apfelsaft, wobei der dermassen nach Chemie
schmeckt, das ich mich frage, wieviel Apfel noch in ihm schmeckt. Ein toller
Anblick ist die Festung Malbork, aber dafür bräuchte ich ein Ticket und viel
Zeit - ein anderes Mal. Danzig ist in Sicht, nach etwas Sucherei finde ich auch
mein Appartement in einem kleinen Häusschen, das mich ein wenig enttäuscht:
alles etwas veraltet und pflegebedürftig. Schön, das z. B. eine Waschmaschine
da ist, leider aber kein Waschpulver und das Fach dafür ist einfach ekelerregend,
schwarz und ewig nicht gereinigt. Als Selbstversorger kaufe ich im nahen Super
-
markt für die 2 Tage ein (inkl. Waschmittel, das ich der Besitzerin dalassen
werde). Auf in die Stadt, die ist so weit weg, dass ich einen Roller brauche.
Meine „Marke“ scheint es hier aber nicht zu geben, nur Fahrzeuge der Konkurrenz.
Muss ich mich erst registrieren, aber dann rauscht auch das Teil los. Der erste
Eindruck von Danzig ist sehr gut, viele gut gepflegte alte Häuser, viel Betrieb
und offenbar auch viel zu gucken für mich, wir werden sehen. Der einzige Irish
Pub in der Nähe hätte mir ganz gut gefallen, wenn nicht einige bemerkenswert
laute französische Gäste drin gewesen wären… :-)

Das wird nix... Malbork - hunderte wollen
ein Ticket ergattern.
Ein imposanter...
...Anblick ist die Festung. Im Kühlschrank findet sich
ein Begrüßungstrunk.
Das Innere der Waschmaschine
ist allerdings weniger einladend.
In der Marienkirche. Eindrucksvolle Architektur... ...und Interieur.
Tag des "Offenen Fensters"? Ulica Dluga - die "Hauptstrasse". Ein Restaurant neben
dem Anderen...
Von außen ziemlich klein
und unscheinbar.
Da ist die Club- und
Partyszene zu Hause.

Tag 17 (Danzig Stadtbesichtigung):

Der Kakaotrunk zum Frühstück entpuppt sich als Milch mit Schokostücken drin,
dafür ist die Butter Knobibutter…
Wenigstens klappt‘s mit den Brötchen und
dem Aufstrich.
Per Scooter geht‘s in die Stadt, ich schlendere herum, sehe mir
2 Kirchen an, den Artushof, das „3 crosses monument“ und direkt daneben wird
auch noch die "Solidarność" Ausstellung besucht, dort hole ich mir auch noch ein
„zeitgenössisches“ T-Shirt. Zurück in die Altstadt, es fängt leicht an zu regnen, ich
nutze die Gelegenheit und setze mich in einem Café unter einen Schirm und geniesse
ein alkoholfreies Radler. Den Rest des Regens sitze ich in der Marienkathedrale
aus - da habe ich gestern bestimmt nicht alles gesehen… :-) Wieder lasse ich mich
einfach treiben, entlang der Mottawa. Diesmal tue ich mich mit dem Auffinden
eines Restaurants etwas schwer, nicht etwa, weil es keine gäbe, aber es ist alles
rappelvoll. Ich lande bei einem amerikanischen Restaurant (Oh, Nein, keine der
üblichen Restaurantketten), wo ein Burger auf mich wartet. Ich bin hundemüde
vom Herumlaufen… Ich denke, morgen werde ich einen Moppedausflug zur
Ostsee machen. Mein E-Scooter kackt auf der Steigung zu meiner Unterkunft
fast ab, der Akku ist leer, ich muss zeitweise mittreten.

An der Motława mit dem
Krantor im Hintergrund.
Trägt man Sonnenbrillen
jetzt so?
Im Artushof - lohnt sich!
Ein "Stretchpferd"? Dach der "Wielki Mlyn". Interessant gestaltetes
Kirchendach.
Die Wielki Mühle. Das alte polnische Postamt,
historisch bedeutend,
Das "Three crosses monument"
im Spiegel der Glaskugel...
...und in Echt. Im "Solidarność" Zentrum. Nachgebautes Verhörzimmer.
Fernsehbilder aus
finsteren Zeiten.
An der Zettelwand toben
sich nicht nur Polen aus... ;-)
Zurück in der Stadt.
Perfekt gemachte
Sandskulptur.
Auf dem Flohmarkt wird
ein schönes altes Motorrad
zum Kauf angeboten.
Bei Nacht sieht es an
der Motława noch viel
interessanter aus.

Tag 18 (Danzig-Tagestour, ca. 105 km):

Ein wahrlich furchtbarer Tag war das bis jetzt: Die Wettervorhersage sah ganz
gut aus, daher wollte ich eine Runde drehen. Zuerst stand die Festung an der
Weichselmündung auf dem Plan, die war leider geschlossen und man sieht von
aussen nicht viel. Als nächstes Ziel hatte ich mir das Sopot-Pier ausgesucht, aber
ich kam nicht ran: es gab keine Parkplätze, noch nicht mal für ein Motorrad
und man müsste gut 300 m laufen bis zum Pier - Naja. Dann wollte ich Hel anfahren,
das in der Ostsee liegt, aber offenbar war ganz Polen auf die gleiche Idee gekommen,
es gab kilometerlange Staus und trotz Durchmogelns meinerseits (was ich ungerne
tue), gab ich 15 km vor dem Ziel entnervt auf, es war kein Durchkommen. Wieder
zurück (auch Stau), ich will mir die Kathedrale Oliwa ansehen, aber auch das geht
schief: ich gerate in gleich mehrere dicke Staus, auf und neben der Autobahn. Es
kann nicht wahr sein! Die Kathedrale finde ich, sie ist auch offen, aber drin findet
eine Messe statt, die will ich nicht stören. Als ich wieder in der Unterkunft bin,
kontrolliere ich mein bisheriges Tagespensum: in 7 Stunden habe ich 105 km
geschafft, das macht einen sagenhaften Schnitt von 15 km/h ! Und zudem erfahre
ich auch noch, dass mein Freund aus Wales ernsthafte gesundheitliche Probleme
hat - was für ein &@$! Tag! Der Abend entwickelt sich etwas besser: nachdem
ich mich wieder „stadtfein“ gemacht habe, setze ich meine mitgebrachte Schotten-
mütze (mit Bommel drauf!) auf das Haupt und düse mittels Scooter in die City
(flying Scotsman…?). Meine Mütze zieht definitiv Blicke auf sich, auf der
Hauptstrasse bittet mich eine Dame darum, ob sie ein Foto von mir machen
dürfe - sie darf. Sie ist der Meinung, einen waschechten Highlander vor sich
zu haben und mein Selbstbewusstsein wächst um ein paar Zentimeter. :-)
Tatsächlich werde ich noch ein paar Mal angesprochen, zwar nicht wg. eines
Fotos, aber immerhin. Ich meide diesmal die Hauptstrassen und wähle die
weniger ausgetretenen Pfade, wo sich neben ein paar interessanten Fotomotiven
auch eine Kleinigkeit zum Futtern findet. Dem Irish Pub statte ich auch noch
einen kurzen Besuch ab. Es ist merklich kühl geworden in Danzig, wie ich auf
der Heimfahrt mit dem Scooter.merke.

Festung an der
Weichselmündung.
Kathedrale Oliwa. Ein schottischer Pub!
   
Abenstimmung in Danzig. Nicht sehr modisch, dafür schön bunt. 


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TIPP:
- Danzig hat viel zu bieten, auch abseits der ausgetretenen Pfade der
   Ulica Dluga. Es locken zahlreiche Kirchen, restaurierte alte Häuser
   und andere historische Gebäude.
- Bei schönem Wetter lohnt es sich, von Danzig aus an die Ostsee zu fahren,
   sofern nicht ganz Polen auf die gleiche Idee gekommen ist...
 

Letztes Update: 23.08.2021