Portugal - 18.05. - 12.06.2019

Tag 4 (Paris-Saint Nazaire-Nantes, ca. 520 km):

Der Großraum Paris kostet Nerven, besonders, als das Navi widersprüchliche
Anweisungen gibt und ich prompt die falsche Ausfahrt erwische. Kleiner
Umweg, viel Zeitverlust. So langsam wird der Sprit knapp, erst kurz vor der
ersten Mautstation kommt eine Tanke, da gibt‘s neben Benzin auch noch eine
Brezel und einen Kakao zum Frühstück. Der Himmel bedeckt sich, aber noch
ist es trocken, die Straße ist allerdings feucht - hoffentlich hält es sich. Seit 2
Tagen geht mir dieser dämliche Schlager „Oh, Champs-Élysées“ nicht mehr
aus dem Kopf... Ich zahle 2 x Maut, dann bin ich in St. Nazaire und sehe mir
dort das immer noch vorhandene „Hôtel de la Plage“, den Strand und Jacques
Tati aka Monsieur Hulot an, der jeden Tag die tolle Aussicht geniesst. Ich bitte
2 Touristen, ein Selfie mit mir und Monsieur Hulot zu machen, einen faden Bei-
geschmack bekommt der Besuch dadurch, das beim Ausparken die Guzzi unter
mir über den Seitenständer kippt - zum Glück ist nicht viel passiert: Der linke
Spiegel ist eingeklappt und das Lenkergewicht hat Kratzer. Trotzdem ärgert es
mich, der Parkplatz ist leicht abschüssig und die Guzzi schwer beladen, das sollte
nicht nochmal passieren! Zwei Anwohner helfen mir, die schwere Maschine wieder
aufzurichten, dann tanke ich noch und steuere Nantes an. Meine Unterkunft
ist schnell gefunden, aber wie kommt man rein? Ein großes Tor versperrt die
Einfahrt, 2 mal muß ich die Guzzi in der engen Einfahrt beiseite schieben, dann
erscheint auf meine SMS der Betreiber. Ich muß die Guzzi leider draußen
parken, sie wird abgeschlossen, der Alarm scharf gestellt und mit der mitge-
brachten Abdeckplane „getarnt“. Ich dusche und wechsle die Klamotten, eine
Waschmaschine wird flugs in Gang gebracht, dann suche ich einen Supermarkt
auf und hole mir für jetzt ein alkoholfreies Bier, ein Weiteres für den Abend und
einen halben Liter Kakao für den Morgen. Auf in die Stadt! Die Kathedrale ist
durchaus eindrucksvoll, 2-3 andere Sehenswürdigkeiten gibt‘s auch noch, die
sehr trubelige Altstadt lädt zum Abendessen und Geniessen ein, ich sichte auf
einer überschaubaren Fläche gleich 3 (!) Irish Pubs - das gab es selbst in Paris
nicht... Das ausgezeichnete Entrecôte schaffe ich nicht ganz, es ist fast schon
obszön groß. Ich merke der Bedienung gegenüber an, das es mir bisher nicht,
auch nicht in Paris, gelungen ist, eine Ratatouille zu bekommen - zu dumm, das
doch eine auf der Karte ist... zu spät! In einem Irish Pub gibt‘s zum Ausgleich
einen Oban Whiskey und ein Guiness.

Traumhaft schöner Strand.
Monsieur Hulot wacht
über ihn.
Auch das Hotel aus dem
Film gibt es noch.
Nantes.
Verträumter Platz. Die Kathedrale. ...und wieder habe ich
einen Irish Pub gefunden!

Tag 5 (Nantes-Bordeaux, ca. 410 km):

Es dauert etwas länger heute, bis ich in die Gänge komme, ich habe nicht
sehr gut geschlafen. An einer Tanke sichte ich wieder einmal ein Objekt
der Begierde: eine Waschanlage mit Selbstbedienung! Die Guzzi freut sich,
die Insekten los zu werden und ich freue mich auch - darauf ein Eis! Ohne
mein Zutun hat das Navi die Route geändert, ich muß Maut bezahlen, dafür
bin ich vermutlich deutlich früher in Bordeaux. Mein Zimmer in Bordeaux ist
winzig - ich muß mich entscheiden, ob ich oder mein Gepäck drin nächtigen
soll. Da ich mein Gepäck ungern draussen lassen will, werde ich auf dem
Parkplatz bei der Guzzi übernachten, der ist auch größer als mein Zimmer.
Apropos Größe: nun weiß ich auch, woher der Begriff „Nasszelle“ für die
Dusche stammt - einem Sträfling würde man mehr Platz zugestehen. Und
noch was: Selbst ein Handtuch ist nicht im Preis mit drin, das würde 3 Euro
extra kosten und die zahle ich schon aus Prinzip nicht. Dafür sind Präservative
recht günstig: ein 4er Pack für 3 Euro... Wenn man nach deren Benutzung
duschen will und 1 oder mehrere Handtücher braucht, wird’s doch wieder
teuer. Mal sehen, wie ich in die Stadt komme. Ein Bus fährt mir vor der Nase
weg, den 2. erwische ich, der fährt bis vor die City - allerdings abends nur
noch bis 21:00, daher werde ich mir wohl ein Taxi gönnen müssen. Ich sehe
mir Bordeaux in Ruhe an, viele Ecken weisen den typisch französischen
„Charme“ auf: halb verfallen aussehende, schmutzige Häuser in verwinkelten
Gassen, was hier nicht negativ gemeint sein soll. Mal schauen, was ich zum
Abendbrot finde. Schade, auch nach einer halben Stunde Sucherei auf einer
echten „Restaurantmeile“ gelingt es mir nicht, ein Restaurant zu finden, das
Ratatouille auf der Karte hat. Crêpe hatte ich bereits 2 x, Fleisch auch, daher
wechseln wir heute zu Italienisch. Die Bedienung kann mir auch einen Irish Pub
in der Nähe nennen - ein Tipp, den ich gerne annehme! Ich unterhalte mich
recht lange mit einigen Einwohnern auf gebrochenem Englisch, bis um 01:00
kein Taxi mehr aufzutreiben ist, ein Barbetreiber bestellt mir eins. Um 17,70
Euro ärmer öffne ich noch mein Dosenbier vor der Unterkunft, mit einer
Dame aus Nizza unterhalte ich mich eine ganze Weile, erst um 02:15 komme
ich in die Federn...

   
Echt winzig... Die Altstadt von Bordeaux... ...hat durchaus ihren Reiz.
Die Kathedrale. Stilvolles Geschäft.
Detail eines Springbrunnens. Abends ist noch viel Betrieb.

Tag 6 (Bordeaux-Castro-Urdiales, ca. 420 km):

Heute steht Spanien auf der Agenda, mal sehen, wie ich dort klar komme.
Beim Aufladen unterhalte ich mich etwas mit einem spanischen Pärchen
das auf Moppeds Richtung Isle of Man fährt. Das Wetter bezieht sich
etwas, hoffentlich bleibt‘s trocken. Ich muß durch Biarritz - das nervt:
Viele Baustellen, Staus, Ampeln und Kreisverkehre, ich bin froh, als ich
endlich durch bin. Ab Spanien kann ich immer mal einen Blick auf das
Meer erhaschen. Erst gegen 18:30 bin ich am Ziel in Castro Urdiales, die
Unterkunft ist nicht zu sehen. Ein Einheimischer zeigt mir die Richtung -
mein Wegpunkt liegt gut 150 m daneben, trotz sorgfältiger Suche. Die
Hausbesitzerin spricht kein Wort Englisch, ihr Sohn kann aushelfen. Ich
darf mein Motorrad in der Tiefgarage parken und das ist auch gut so:
10 Minuten nach dem Einchecken gibt es ein heftiges Gewitter... Nach
der fälligen Dusche (ich selbst, nicht da draussen) sehe ich mich in der
Stadt etwas um, der Hafenbereich ist ganz nett. Abendessen? Aber gerne!
Die meisten Restaurants sind eher Stehbars und eine Tapasbar finde ich
nicht, aber ein Mexikaner hat Tacos, das probieren wir aus. Gut und nicht
teuer, ich zahle etwa die Hälfte von dem, was ich in Frankreich bezahlt
habe - nur die spanisch-mexikanische Musik nervt... :-) Ein letztes Bier
gibt‘s in einer kleinen Bar, dann gehe ich diesmal recht früh zurück,
die Matratze ruft mich!

Endlich mal etwas
anderes als Autobahn.
Castro Urdiales hat... ...nicht allzuviel Sehenswertes...
...zu bieten, ist aber ganz nett. Ein ansehnlicher Hafen.
Gewürze machen auch
optisch was her.
Zeit für's Bett...


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TIPP:
- Die Altstadt von Nantes ist empfehlenswert: Klein, aber Oho! Viele Restaurants,
   Bars und Geschäfte buhlen um die Gunst von Kunden.
- Die Mautgebühren in Frankreich und Spanien können ganz gut an der
   Urlaubskasse knabbern...

Letztes Update: 19.06.2019