Tag 7 (Castro Urdiales-Santiago de
Compostela, ca. 530 km):
Es regnet... Als ich das Motorrad aus der Garage hole, verwandelt
sich der leichte Nieselregen in einen kräftigen Landregen. Der hält
zum Glück nicht lange an, aber es gibt bis 80 km vor Santiago de
Compostela immer wieder Schauer. Einige Male gibt es schöne
Ausblicke auf die Küste und Strände, ich halte für ein paar Fotos
an. Dann sichte ich einen Camper mit Bonner Kennzeichen, man grüßt
sich beim Vorbeifahren kurz und freut sich. 2x suche ich abseits
der Bahn eine ausgewiesene Tanke, einmal finde ich sie nicht, weil
die Hinweisschilder einfach aufhören, bei der 2. steht nur noch die
Ruine einer Tanke, erst beim 3. Versuch klappt es dann, hier ziehe
ich dann auch die Regenhose aus. An einem Kreisel steht klar und
deutlich „Santiago“ ausge- schildert, mein Navi sagt aber
nachdrücklich „Bitte wenden“ - ich folge ihm und lande auf einer
stillgelegten Piste... Ein Camper aus Deutschland ist ebenfalls
seinem Navi gefolgt und hat mehr Mühe als ich mit dem Wenden. Ich
spreche ihn kurz an und wir müssen beide lachen. Mein Tagesziel ist
nicht so einfach zu finden, ich muß mich durchfragen. Es ist ein
christliches Hospiz, war aber mal eine Art Kloster - hübsches
Ambiente, Zimmertüren wie Zellen, dahinter aber geräumig, sauber
und Platz. Ich darf das Mopped sogar über- dacht und überwacht
unterstellen. Die erste Anlaufstation nach der Dusche ist eine
kleine Enttäuschung: die schöne, kleine Kirche ist umzingelt von einem
Jahrmarkt, der an diesem Wochenende startet - das hübsche alte Gemäuer
kann sich gegen Wurfbuden, Fahrgeschäfte und laute Musik nicht
durchsetzen. In der Altstadt ist viel los, gleich zu Beginn
stolpere ich über 2 Straßenmusiker- innen, die mit Dudelsack und
Tambourin ordentlich Laune machen, sogar zu viel: ich fühle mich
animiert, in 2 Souvenirläden gleich 2 T-Shirts, 1 CD mit
galizischer Musik und für Freund Dieter ein Präsent zu kaufen... ;-)
Die schnuckelige Altstadt mit ihren kleinen Gassen lädt zum
Flanieren ein, ich finde allerdings immer noch keine Tapas-Bar,
aber zur Abwechslung tut‘s diesmal auch eine höllisch scharfe
„Chorizo“ Wurst sowie mit Öl und anderem ange- machte
Kartoffelstücke - sehr schmackhaft! Eine Bar, die Guinness serviert,
habe ich auch schon ausgemacht und einen Wegpunkt im Navi gesetzt. Die
Musik ist zu gut dort, ich muß noch ein paar Bier und einen Whiskey
trinken: man spielt AC/DC, Pink Floyd, Queen, Kiss etc. Ich darf
sogar einen Musik- wunsch äußern: Supermax: Love Machine! Er spielt
zwar einen Remix, aber auch der ist gut. Gegen 00:15 bin ich
zurück...
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Jetzt weiß ich
endlich, in welchem Land ich bin... |
Schöne Aussichten. |
Meine Unterkunft -
ein ehemaliges Kloster. |
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Kirche und Kirmes -
passt nur optisch zusammen. |
Schmucke
Ansichten... |
...in Santiago de
Compostela. |
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Immer wieder... |
...locken
Verführungen! |
Interessante
Häuserfront. |
Tag 8 (Santiago de Compostela-Porto, ca.
260 km):
Nach den obligatorischen Morgenzeremonien geht es heute mal nicht
auf die Autobahn: über einen wunderschönen Pass mit herrlichen
Ausblicken nähere ich mich Portugal. Ein paar mal geht es über
Buckelpisten, einmal sogar über eine Schotterpiste, wobei mich
die Guzzi wissen lässt, dass das nicht ihr Revier ist, die
kurvige Teerpiste ist mehr ihres. Ich will die Helm- kamera in
Betrieb nehmen, aber ich finde die Fernbedienung nicht, schließ-
lich findet sie sich im Packsack, den ich dazu fast komplett auf der
Straße ausleere. Ein portugiesischer Landwirt sieht mich und
schwätzt mich auf portugiesisch an - ich verstehe kein Wort...
Ich entnehme dem „Gespräch“ aber immerhin soviel, das er selbst
mal Motorrad gefahren ist, dies aber seit einem Augenproblem
nicht mehr kann. Ich filme die sehr schöne Landschaft und komme
Porto näher, mich irritiert allerdings, das das Navi 70 km vor dem
Ziel behauptet, ich wäre in 5 Minuten bereits da - mich beschleicht
ein Verdacht: hat Portugal eine andere Zeitzone? Es hat! Ich muß
Zeit abbummeln, sonst kann ich nicht einchecken. An der
Tankstelle, an der ich Pause mache, kommt tatsächlich ein ganzer
Club mit Velosolex vorbei geknattert - einen erwische ich noch
mit der Kamera. Mein Appartement findet sich zwar nicht auf
Anhieb, aber es findet sich. Schwierig, sehr schwierig ist die
Kommunikation mit meiner Gastgeberin, die nur telefonisch oder
via E-Mail erreichbar ist und kein Englisch kann, Französisch
klappt auch nicht. Man schickt mir 14 (!) E-Mails mit
Erläuterungen und 6 SMS, dazu möge ich mich doch via Whats- app
melden - habe ich nicht... Schwierig ist auch die Suche nach der
Garage, es ist zwar eine Fernbedienung vorhanden, aber ich komme
nach einer halben Stunde Sucherei zum Schluß, das es keine Garage
für mich gibt. Genug gemeckert: Das Appartement ist gut und groß
genug, kleine Küche mit Kühlschrank, Waschmaschine usw. sind
vorhanden, ein Supermarkt ist direkt ums Eck. Daher gehe ich erst
einkaufen (Frühstück, Bier, was man eben so braucht...), dann
duschen und dann werfe ich die Waschmaschine an, da meine 1. Hose
durch die „Chorizo“ Wurst gestern Fettflecken be- kommen hat. Der
Hinweg in die City ist leicht - es geht ständig bergab, daher
wird der Rückweg wohl anstrengend werden, evtl. nehme ich mir ein
Taxi. Ein paar Kleinigkeiten sehe ich mir an, dann geht‘s
Richtung Abendbrot, sonst wird‘s zu spät, aber ich habe ja noch
morgen den ganzen Tag Zeit. Ich habe mir einen „traditionellen
Grillteller“ bestellt, bin gespannt, aus was der besteht. Er
besteht zwar aus einigen Sorten Fleisch, ist aber mit so viel
Käse überbacken, das er mehr Fäden zieht als eine Lasagne. Ich merke
mittlerweile deutlich die Anstrengungen der letzten Tage: seit Paris
habe ich keinen „freien“ Tag mehr gehabt und konnte nie
ausschlafen. Der Taxifahrer flitzt mit einem Affenzahn durch
Porto, mit 5,70 plus Trinkgeld ist‘s mir so recht, im Appartement
wartet derweil ein gut gekühltes Radler auf mich!
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Tolle Landschaften und
Ausblicke... |
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...warten auf der
Strecke... |
...auf mich und... |
...die Guzzi. |
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Erster Eindruck von
Porto: |
Nicht schlecht! |
Tag 9 (Porto Besichtigungstour):
Heute lasse ich mir Zeit, zuerst werden alle Geräte geladen
(Fotokamera, Videokamera, Helmkamera, Navi, GPS, Laptop, GPS
Tracker), dann frühstücke ich aus dem Inhalt des Kühlschranks, dann
Duschen, dann fertig machen für Porto. Ich möchte mit dem Bus in
die City, an der Ecke ist eine Haltestelle. Ich werde aus dem
Fahrplan zwar nicht ganz schlau, aber nach 10 Minuten kommt ein
Bus, sieht mich und - fährt vorbei... Vielleicht hätte ich ein
Haltesignal geben sollen, also doch auf Schusters Rappen los! Nach
40 Minuten habe ich die City erreicht und möchte gerne in die
Buchhandlung Livraria Lello mit der kuriosen Treppe, aber da steht
eine Riesenschlange Menschen und man braucht offenbar ein Ticket.
Ich gehe Richtung Fluß, kurzerhand wird eine „6-Brücken Bootstour“
gebucht. Porto ist größer, als ich dachte! Die Häuser entlang des
Ufers und die Altstadt machen was her, es ist allerdings gut 30
Grad heiß, gut, das ich meine Schottlandmütze mitgenommen habe, die
ist zwar schwarz, schützt aber ein wenig vor der Hitze. Ich trabe
auch noch über eine Brücke auf die andere Seite, erstehe eine dringend
notwendige Flasche Wasser und sehe mir das Treiben auf der Straße und
dem Wasser an: dort sind z. B. ein paar Verrückte mit Jetski unterwegs
und knallen wie die Verrückten herum. Ich kriege ordentlich Farbe -
wie immer die Falsche... Viele Fotomotive warten in Porto auf die
Touristen, sie werden nicht enttäuscht. Am frühen Abend finde ich
ein Café, das Radler anbietet - her damit! Ein 2., kleines Radler
läßt mich zweifeln, ob ich heute noch ein Abend- essen brauche...
Trotz der vorgerückten Stunde lasse ich mir die Buchhandlung Lello
& Irmão nicht entgehen, ein Ticket für 5 Euro kann ich mir noch
leisten. Der Besuch lohnt sich: die alte Buchhandlung hat ein
beeindruckendes Ambiente mit seinen Holzvertäfelungen, der bemalten
Glasdecke und natürlich vor allem der wunderschönen, geschwungenen
Holztreppe in der Mitte - einmalig... Dementsprechend groß ist der
Andrang, auch am Sonntagabend kurz vor Schluss. Eine CD mit
moderner Fado Musik rundet den Besuch ab. Ich suche mir doch noch
was zum Futtern direkt am Rio Duoro, danach werde ich aber zügig
den Rückweg via Taxi antreten. Für morgen muß ich mir auch noch was
einfallen lassen: die Route ist über 500 km lang und führt auf
kleineren Strassen zum Ziel Coimbra, was mehr als 9 Stunden
Fahrzeit bedeuten würde - da ist wohl kürzen angesagt. Ich bekomme
zum Abendbrot eine Art Beef mit Ei, dazu leicht anfrittierte
Kartoffelscheiben, nicht übel, hätte nur ein wenig Salz vertragen
können. 2 japanische Touristen am Nachbartisch bestellen sich so
etwas wie einen Schaschlickspieß, der am Tisch angezündet und fertig
„flambiert“ wird - alle Gäste drehen sich danach um. Noch ein Fotos
von der City, dann geht‘s zu Fuß zum Taxistand, das letzte
verfügbare Fahrzeug ist meins, ein Pärchen 1 Minute später hat
Pech... Zurück in der Unterkunft wird schon mal gepackt, was zu
packen ist.
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Stilvolle Fassade. |
Typisch portugiesiche
Häuser mit den "Azulejos" (blaue Kacheln). |
Igreja dos Carmelitas Descalços |
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Die bunten Häuser
versprühen Flair. |
Ausblick über Porto. |
Historische Tram - immer noch in
Betrieb. |
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Von der anderen
Uferseite aus. |
Noch ein Ausblick auf
Stadt und Rio Douro. |
Livraria Lello & Irmão, nicht verpassen! |
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Prachtvolles
Deckenglas. |
Wunderschöne
Schnitzereien an der Treppe. |
Passt perfekt zusammen. |
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