Tag 10 (Porto-Coimbra, ca. 510 km):
Wieder einmal muß ich die Bude räumen, im Schatten stelle ich das
Mopped ab und lade, dann geht‘s über sehr kleine Straßen weiter -
zu klein. Ich ändere die Route ab und gewinne eine Stunde dadurch,
das Serra de Estrelas Gebirge ist absolut fabelhaft, die Straße hin
zwar schnell, aber langweilig, erst ab dem Gebirge ändert sich das.
Es macht riesig Spaß, die kurvigen Straßen flott zu fahren, jedenfalls
so lange, bis der Hinterreifen in einer leichten Kurve deutlich
wegschmiert, worauf mir fast das Herz stehen bleibt... 2 x findet
das Navi wieder eine Abkürzung, die sich als zeitraubend entpuppt.
Ich fahre den Wasserfall Poço do Inferno an und unterhalte mich
noch nett mit einem deutschen Pärchen, das mit einem alten Camper
unterwegs ist, dann geht die Straße erst in Kopfstein, dann in
Schotter und schließlich sogar in eine üble Wellblechpiste mit
Riesen- Schlaglöchern über - wahrlich nicht das Revier meiner
Guzzi, aber sie beklagt sich nicht, obwohl die Geschwindigkeit teils
bis unter Schrittgeschwindigkeit sinkt. Für die 12 km brauche ich über
eine Stunde, mein Zeitplan ist endgültig dahin, obwohl ich die
letzten Besichtigungs- punkte sogar noch auslasse und direkt mein
Tagesziel in Coimbra ansteuere. Es geht hinauf bis auf 1900 m,
dort liegt teils sogar noch Schnee. Dicker Nebel zieht auf, ich
flüchte bergab, ich fahre teils statt der erlaubten 90 km/h bis zu
120, dennoch überholen mich einige Ortskundige ziemlich rasant! Erst
um 21:00 bin ich am Ziel, aber wo soll ich das Mopped parken, die
Straße ist voll? Der Besitzer läßt mich im Hof parken, die Guzzi
passt mit Koffern gerade so durch‘s Tor. Eine Irin erkennt mein
grünes T-Shirt, wir unterhalten uns nett, dann schnell duschen und
Wäschewechsel, wo kriegt man noch ein Bier oder gar Futter? Auch
hier weiß der nette Besitzer Rat, 5 Minuten entfernt findet sich
alles, sogar ein Hamburgerladen, der nicht aus Amerika kommt, hat
noch offen - um 23:00 nehme ich alles! Gegenüber der Burger- bude
finde ich gleich noch eine offene Bar für‘s Abendbier und einen Jameson
Whiskey - Ein ereignisreicher und schöner Tag war das!
|
Tolles Bergpanorama. |
|
|
Die Aussichten
begeistern. |
Der "Poço do Inferno"
- etwas großspuriger Name... |
|
In den Serra da
Estrelas. |
|
|
Auf 1900 m liegt noch
Schnee. |
Omnipräsent in
Portugal: Das "Superbock" Bier. |
Tag 11 (Coimbra Besichtigungstour):
Um 07:45 wecken mich ein paar französische Touristen auf, die ihren
Schlüssel nicht finden können... nervig! Mein Frühstück besteht aus
einem mitgebrachten Fruchtsäftchen und 2 dünnen Hartkeksen. Derart
gestärkt, mache ich mich in die Stadt auf, die zwar nicht weit
entfernt ist, aber dennoch arg anstrengend ist: es geht quasi ohne
Unterbrechung entweder steil bergab oder bergauf. Ich sehe mir ein
paar Kirchen an, den sehr schönen botanischen Garten, die
Universität und genieße die Ausstrahlung dieses verrückten
Städtchens, diesen Albtraum jedes Architekten mit seinen steilen
Gassen, dem Kopfsteinpflaster, den ver- winkelten und schiefen
Häusern. Nach dem Besuch der Universität mit der traumhaft schönen
Bibliothek (in der keine Fotos gemacht werden dürfen), will ich mir
noch das „Miniaturland“ ansehen - dummerweise muß man dazu den Berg
runter zum Fluß und auf die andere Seite, was bedeutet: heiß, kein
Schatten. Am anderen Ufer wartet daher ein Eiscafé mit
selbst gemachtem Eis und serviert mir ein echtes 6 Euro Mammuteis! Das
Miniaturland ist nichts für mich, eher für Kinder, für den Rückweg
über die schattenlose Brücke miete ich mir wieder einen Roller,
schade, das man den in der Altstadt nicht nutzen kann - zu steil,
zu schlechtes Pflaster. 2 Radler später geht es wieder etwas
besser, ich werde mir noch in einem Supermarkt was für‘s Frühstück
organisieren und dann entweder eine Kleinigkeit futtern oder gleich
in einer Bar versacken... Mich gelüstet es nach italienischen
Nudeln, das nächste „richtige“ Restaurant wäre aber wieder steil
den Berg rauf, probieren wir mal eine Schnellpizzeria... Aber
zuerst zurück zur Unterkunft, ich brauche eine Dusche. Die Nudeln sind
gut, aber natürlich nicht so gut wie in einem "richtigen" Restaurant.
In der Bar von gestern geht‘s weiter. Der Besitzer des Gasthauses
ist wirklich sehr nett: für die Reinigung des Helms hat er mir
heute morgen ein recht scharfes Mittelchen gegeben und heute Abend,
als ich mit einer Büchse Bier vor der Unterkunft sitze, erkundigt
er sich noch, ob ich a. einen Schlüssel habe und b., ob ich morgen
früh mit dem Mopped auch alleine durch das Tor komme.
|
|
|
Catedral Sé Nova. |
Innen ebenso... |
beeindruckend. |
|
|
|
Wunderschöne
Architektur - Casa da Nau. |
Steil bergauf... |
Im botanischen Garten. |
|
|
|
Catedral Sé Velha. |
Ruhiger Innenhof. |
Die Universität... |
|
|
|
...ist ein echtes
Juwel. |
Wunderschöne Säle... |
...schmücken den
Campus. |
|
|
|
Studenten stellen sich
für's Gruppenfoto auf. |
Die kleine Kapelle
auf dem Gelände. |
Blick auf die
Altstadt. |
|
|
Im Miniaturland. |
Immer wieder
überraschend: die Bauform der Häuser. |
Tag 12 (Coimbra-Peniche-Óbidos, ca. 200 km):
Nach dem kleinen Frühstück (Kakao und 1 trockenes Brötchen) folgt
eine böse Überraschung: man hat mir die extra für den Urlaub
gekaufte Werk- zeugtasche, in der ich das Kettenschloß
transportiere, geklaut! Und das, obwohl das Mopped im Hof stand
(von der Straße aus unsichtbar) und die Alarmanlage an - mein
Vertrauen in die Portugiesen hat definitiv einen fiesen Knick
erhalten. Ich erkläre es der Gastgeberin, sie ist schockiert und
will die Polizei rufen, aber was soll die schon tun? Einen Bericht
schreiben für einen 22 Euro Gegenstand, der doch nie wieder
auftauchen wird? Das waren keine Profis, aber jemand, der wusste,
das dort ein Mopped steht. Das läßt mich nachdenklich werden: in
Lissabon muß ich auf der Straße parken, soll ich das Mopped doch
lieber freiwillig in der Moppedwerkstatt stehen lassen über‘s
Wochenende? Das würde allerdings bedeuten, das ich mindestens 2x
mit dem Taxi fahren müsste. Der nächste (kleine) Schock folgt
sogleich: meine Route funktioniert nicht, die Berechnung bricht ab.
Bei der ersten Pause lösche ich einige der nicht mehr benötigten
Routen und siehe da - jetzt klappt‘s wieder. Ich fahre die
Halbinsel Peniche an, das „Cabo Carvoeiro“ mit seinem Leuchtturm
und der wunderschönen, wild zerklüfteten Felsenküste macht was her,
genauso die zahlreichen, malerischen Lagunen und Badebuchten, das
Städtchen selbst ist eher typisch touristisch, nichts Vorzeigbares.
Früh erreiche ich die Unterkunft in Óbidos, der Eigentümer ist sehr
nett und spricht ein ordentliches Englisch, das Zimmer ist „gediegen“
mit gut Platz. Ich brauche was zum Frühstück, das gibt‘s aber nur in
der 1,5 km enfernten, auf dem Berg liegenden Stadt. Der historische
Kern von Óbidos ist wunderschön, demzufolge aber total von
Touristen überlaufen. Ich kaufe in einem der zahlreichen
Souvenirshops eine Instrumental-CD, dafür verrät mir die Besitzerin
auch, wo ich einen Supermarkt finde: 1,8 km entfernt außerhalb der
Altstadt... Ich dackele hin, erledige meine Einkäufe und es geht
zurück über die glühende Landstrasse - die Erfrischung von Dusche
und Klamottenwechsel ist dahin! 2 Radler werden im Waschbecken kalt
gestellt, dann geht‘s ins Restaurant. Nach dem Abendessen wird sich
noch nett mit einem älteren Pärchen aus England und einem Pärchen aus
Holland unterhalten. Der lokale Kirschlikör beschliesst den Abend.
Noch nicht ganz: die Bar nebenan hat noch auf...
|
Traumhaft schöne
Badelagune. |
|
|
|
Die Buchten sind eine
Augenweide. |
Am Cabo Carvoeiro... |
...beeindrucken die... |
|
|
|
...Felsformationen und
der Ausblick. |
DIe Kirche von
Caxinas. |
Óbidos mit Felsenburg. |
|
|
|
Óbidos beeindruckt
durch... |
...seine wunderschönen
Gassen, ist aber auch... |
...total überlaufen (auch wenn's
auf diesem Foto nicht so aussieht). |
|