Portugal - 18.05. - 12.06.2019

Tag 13 (Óbidos-Rundtour, ca. 150 km):

Mit T-Shirt und leichtem Fotogepäck besuche ich die etwa 1 Stunde
entfernten Höhlen „Grutas de Santo António“, die einen Besuch wert
sind. Nicht weit davon liegen die „Grutas de Mira de Aire“, die suche
ich auch noch auf, allerdings muß ich bis zum Einlass eine 3/4 Stunde
warten. Auch hier lohnt es sich, die Höhle ist recht eindrucksvoll, der
Führer gibt sich viel Mühe, er kennt auch die Cheddar Höhlen in Wales,
wo Käse gereift wird, hier macht man es mit Wein. Das „Mosteiro de
Santa Maria de Alcobaça“ fahre ich ebenfalls an, weil‘s auf dem Rückweg
liegt. Es ist unglaublich heiß, aber als ich das Gemäuer mit seinen dicken
Steinmauern betrete, sinkt die Temperatur gleich um 10 Grad... Zurück
zum sehr netten Besitzer meiner Unterkunft, mit dem ich mich über
Moppeds unterhalte. Auf seine Empfehlung suche ich das von ihm
empfohlene Lokal früh auf, gestern war‘s voll ausgebucht. Ich bestelle mir
- obgleich bekanntermassen Biertrinker - einen Rotwein. Wenigstens
einmal muß ich das Zeugs probieren! Im Vorbeigehen hat mir der Bar-
besitzer von gestern noch vermittelt, das es bei ihm heute ab 22:00 live
Fado Musik gibt - da gehe ich hin! Der Tipp vom Gasthaus war erstklassig
- das Menü ist unschlagbar gut! Nur den Wein muss ich nach der Hälfte
stehen lassen, ist definitiv nicht mein Ding... Der „Absacker“ zum Schluß
bringt mir Tränen in die Augen - zum Glück habe ich nur ein sehr kleines
Glas genommen. Nach einem im Waschbecken gekühlten Radler geht‘s
in die Bar: nicht professionell, sondern authentisch geht‘s zu: der Fado
scheint tief in der Volksseele verwurzelt zu sein, jedenfalls singen zahl-
reiche Besucher der Bar ein oder zwei Lieder zu Gitarrenbegleitung.
Die Grutas de
Santo António...
...und die... ...Grutas de Mira
de Aire...
...wissen zu beeindrucken. O Mosteiro de Santa
Maria de Alcobaça.
Kühl und gewaltig...
...steht die Anlage da. Aber auch nette... ...und...
...kuriose Ansichten... ...sind zu sehen. Echter geht's nicht:
Traditioneller Fado.

Tag 14 (Óbidos-Lissabon, ca. 90 km):

Früh bin ich auf, ich muß zusehen, das ich nach Lissabon komme, um zeitig
in der Werkstatt zu sein - die Guzzi braucht neue Schuhe, die ich vor Wochen
bereits bestellt habe. Ich habe aber kein gutes Gefühl, da ich von meiner
Ansprechpartnerin seit 11 Tagen keine Nachricht mehr bekommen habe...
Ich finde die Werkstatt auf Anhieb, man ist informiert, die Reifen sind da -
sieht aus, als ob es klappt... Meine E-Mail Partnerin ist in Urlaub, deshalb
höre ich nicht mehr von ihr - das hätte sie mir auch ruhig schreiben können.
Man montiert mir Pirellis statt der bestellten Continental - egal, Hauptsache
frischen Gummi. Ich zahle zusätzlich zu den bereits überwiesenen 150 Euro
154 Euro für Montage und Altreifen Entsorgung, das geht in Ordnung.  Nach
gut 2 Stunden Warten sind die Pneus drauf, ich fahre zur Unterkunft. Zum
Glück gibt‘s gleich nebenan ein Restaurant, da ist das erste Radler fällig, ich
muss nämlich noch eine gute halbe Stunde warten, bis mein Gastgeber kommt.
Die Gastgeberin (Schwester) ist nett und kommunikativ, aber sehr penibel:
Schuhe aus, nicht barfuß herumlaufen, Rauchen auch im Patio nicht erlaubt,
Tür muß 4 mal (!) abgeschlossen werden, bitte vor 00:00 (!!) wieder zurück
sein, das wird sogar mittels Babyfon an der Eingangstür überwacht (!!!). Es
folgt fast eine halbe Stunde (!!!!) Einweisung, was wo zu sehen ist, wie man
hinkommt, was man beherzigen sollte usw., anschliessend das Unvermeidliche:
"Haben Sie noch Fragen?" Was für eine Frage, ich bin erschlagen... Im
Supermarkt nebenan werden ein paar Einkäufe getätigt, dann ist mein Bargeld
erschöpft, da ich die Reifenmontage wg. defekter Kartenmaschine in Bar
bezahlen musste. Nachschub findet sich schnell, dann mache ich mich auf
in die City, eine Metrostation ist gleich um‘s Eck. 2-Tages Karte besorgen,
es geht in die rund 25 min entfernte Stadt. Dort laufe ich teils recht ziellos
umher, versuche ein paar Sehenswürdigkeiten zu erhaschen, aber irgendwie
sagt mir Lissabon bisher nicht viel, es ist alles recht weitläufig, das dazwischen
will mir nicht recht gefallen. Ich muß mich mehr mit dem Metro- und Busfahr-
plan auseinandersetzen, sonst wird das in den nächsten Tagen nichts. Ein
Irish Pub im Kneipenviertel schafft mit einem Kilkenny erstmal die nötige
Ruhe, während an diesem Freitagabend draussen im Bairro Alto der Bär
steppt. Dementsprechend schwierig ist es, ein Restaurant zu finden, wo man
einen Platz bekommt, schließlich finde ich was, aber die Bedienung scheint
etwas neben der Kappe zu sein: er bringt mir 2 Panaché statt einem, die
Gäste am Nebentisch warten schon eine Stunde auf ihr Menü. Ich glaube,
ich weiß auch warum: ich sehe ihn ein Glas Rotwein in einem Zug leeren...
Die Gäste am Nebentisch ziehen alsbald leicht verärgert von dannen,
während mein Essen recht flott da ist. Ich will eigentlich ins Irish Pub, aber
das ist total überfüllt. Zurück zur Metro, aber wo ist die nächste Station?
Moment mal, auf der „Avenida de Libertad“ waren doch einige? Richtig,
1 km weiter finde ich die erste Station, ich muß zwar noch einmal umsteigen,
aber dann bin ich am Ziel - Pünktlich vor 12 bin ich zurück.

 
Empfehlenswerter Laden! Wird offziell auch als
"Aufzug" bezeichnet.
Wenn man die Steigung sieht,
weiß man auch warum...
 
Farbvoll. Die Verpflegung wartet... ;-)

Tag 15 (Lissabon Besichtigungstour):

Ein Frühstück steht bereit, überall gibt es kleine, handgeschriebene Zettel
mit Hinweisen für den Gast - niedlich. Ich entscheide mich für die "Lisboa
Card", die abgeholt werden muss. Ich weiß sogar ungefähr, wie man
hinkommt, da ich die Metrostation gestern schon mal passiert habe. Man
will meinen Pass haben, aber der liegt in der Unterkunft. Da ich auch noch
meine Ladekabel für Smartphone und Navi vergessen habe, muß ich in einem
Elektronikladen neue Kabel kaufen, ansonsten müsste ich insgesamt 14 km
Metro hin und her fahren. Nachdem ich ein paar Sachen besichtigt habe,
gelüstet es mich nach einem Eis, das geht „normalerweise“ so: man sagt, ob
man einen Becher oder ein Hörnchen will, dann wieviele Kugeln, dann die
Sorten, danach bezahlt man. Im avisierten Eislokal gibt‘s stattdessen „Pre-
Paid-Eiscreme“: Erst Becher oder Hörnchen nennen, dann dessen Größe,
die Anzahl der Kugeln, dann wird bezahlt - erst danach darf man wählen,
damit ist Nachbestellung quasi nicht möglich - blödes Konzept! Ich kämpfe
mich weiter durch die Hitze und die Touristenmassen, die wg. massiver
Schlangen verhindern, das man manche Lokationen besichtigen kann. In der
Kirche Sé Catedral gerate ich in eine Chorprobe mit einem Kinderchor, sie
singen wunderschön, ich lausche andächtig... Das Castelho São Jorge steht
auf dem Programm, für meine „Lisboa Card“ gibt‘s natürlich KEINEN Rabatt.
Die Ausblicke von dort auf Lissabon sind eindrucksvoll, das Castelho selbst
kaum mehr als eine Ruine. Das Museo de Fado macht in einer halben Stunde
schon zu, das lohnt nicht mehr. Ob mir ein Radler beim Nachdenken hilft?
Nein, aber ein zweites... Ich brauche was zwischen die Zähne und danach
ein Kilkenny. Aber zuerst einen Roller finden, sonst ist‘s zu weit. Im Viertel
am Museo de Fado ist ein großes Strassenfest, ein paar Biker machen Donuts,
Burnouts und testen ihre Drehzahlbegrenzer... Gut, das ich gleich die Restaurant-
empfehlung des Irish Pub von gestern ansteuere: gleich nach meiner Ankunft
sind alle Tische belegt. Der Irish Pub ist leider auch belegt, 2 andere und eine
British Bar sowie zahlreiche andere Bars auch, Grund: Ein Fußballmatch Liver-
pool gegen Tottenham... Eine Cocktailbar ohne Fernseher kann aushelfen. Als
das Spiel endlich rum ist, kann ich im O‘Gilins Pub doch noch ein Pint Kilkenny
geniessen. Eine Live-Band baut sich auf, mit Fiddle, Gitarre und Bodhran - ich
kann nicht widerstehen und bleibe noch! Metro ist danach nicht mehr, nur ein
Taxi hilft weiter: der Fahrer fährt im Höllentempo: auf der Stadtautobahn bis zu
160, wo 80 erlaubt sind, sein Taxi hat zudem gut 1 Million Kilometer auf dem
Tacho, aber er ist immer noch zufrieden. In der Unterkunft werde ich erwartet
- man ist zwar nicht böse, aber ich habe mich nicht an die Regeln gehalten, soviel
ist klar... Die Uhr zeigt zeigt 01:45. Ich werde überwacht! Es gefällt mir nicht
wirklich, ich komme mir vor wie ein Kleinkind.

Elevador de Santa Justa. Manche Sehenswürdigkeit
ist arg belagert...
Das Café A Brasileira.
Bei diesem Wetter und... ...diesen Ausblicken macht... ...die Erkundung
Lissabons Laune.
Typisches Touristen-
Tuk-Tuk.
Knallbunt! Noch vom Frühling
beeinflusst.
Blick von oben aus... ...dem Castelho São Jorge. Arrasta-pé!
Steile Anstiege kennzeichnen
Lissabons Altstadt.
Fußball - darum kriege ich
keinen Platz in der Bar!
Irish Folk - Die Band hat
das Publikum im Griff.


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TIPP:
- Einige Grotten rund um Óbidos sind einen Besuch wert. Óbidos selbst ist
   zwar sehr adrett, aber recht klein und von Touristen überlaufen.
- Lissabon ist weitläufig, die meisten Sehenswürdigkeiten sind jedoch in Richtung
   Fluß zu finden.
- Im Bairro Alto Viertel finden sich Restaurants, Kneipen und Bars zu Hauf, speziell
   am Wochenende ist es jedoch arg voll.
-  In Lissabon ist vieles steil... ständig muß man bergauf oder bergab laufen,
   eine gewisse körperliche Kondition sollte man haben.

Letztes Update: 20.06.2019