Tag 9 (Alghero Tagesausflug, ca. 240 km):
Zuerst das gleiche Prozedere wie gestern Morgen, dann starte ich die
im Navi gespeicherte kleine Rundtour. Zuerst brauche ich aber etwas
Anderes: von der gestrigen Tour haben meine Arme zwar ordentlich
Farbe bekommen, leider ist es die Falsche... :-) In 2 Supermärkten
(ja, viele Geschäfte haben auch am Sonntag auf) finde ich keine
Sonnencreme, nur Bräunungscreme - die Sarden brauchen keinen
Sonnenschutz. Im 3. werde ich fündig: Sonnenschutzmilch Faktor 50,
"per Bambini". :-))) Dann fahre ich die sog. Tafelberge an, suche
mir aus dem Navi oder einfach frei Nase noch ein paar Punkte heraus
und steuere eine Tanke an. Nötig ist's noch nicht unbedingt, aber
die Tanke hat auch noch eine Selbstwaschanlage - ich kann nicht
widerstehen (nicht für mich, ich habe geduscht, aber's Mopped noch
nicht). In einem Dorf muß ich abrupt anhalten, in der linken Ferse
habe ich plötzlich einen stechenden Schmerz - Ursache: eine Biene
hat mich gestochen - keine Ahnung, wie die in den Schuh gekommen
ist... Die Küstenstraße ist kurvig und bietet tolle Ausblicke, aus dem
Augenwinkel sehe ich einen Hinweis auf eine "Zona Archeologico" mit
einem Hinweis auf eine Nuraghiersiedlung, da biege ich noch mal ab
in die Berge. Allerdings kostet es Eintritt und es donnert
vernehmlich in den Bergen. Flugs nehme ich den Zündschlüssel wieder
zur Hand und nehme mit qualmenden Reifen Kurs Richtung Heimatbasis.
Einige dicke Tropfen bekomme ich ab, aber das war's zum Glück auch
wieder. Ein wenig lesen im Reiseführer, dann wird's Zeit für die
City. Was mir noch fehlt, ist etwas typisch sardische Musik, ob ich
was finden werde? Leider nicht: nachdem ich praktisch alle Gassen und
Souvenirshops abgegrast habe, findet sich keine passende (oder
auch un- passende...) Musi... Vielleicht ist Iglesias, meine nächste
Station, da besser aufgestellt. Brotzeit! Mein Versuch, heute etwas
kürzer zu treten, wird von der Pizza im Reserverad- Format zunichte
gemacht... Zuletzt zieht's mich noch zum Hafen an der
Vergnügungsmeile, ein paar Fotos noch, dann geht's zurück, das
Dosenbier vor meinem Zimmer wartet schon...
|
|
|
Ausblicke auf
sehenswerte Landschaften... |
...und
Felsformationen... |
...locken an diesem
Tag |
|
|
Bilderbuchartige Küste |
Alghero bei Nacht -
stilvoll beleuchtet |
|
|
Der Vergnügungspark
und dessen Beleuchtung... |
...verführen natürlich
zu Spielereien mit dem Foto- Equipment ;-) |
Tag 10 (Alghero-Iglesias, ca. 450 km):
Die Wäsche ist trocken, packen ist angesagt. Vor dem Frühstück
bekommt der Motor der BMW was zu futtern: ein Schlückchen Öl
schmeckt ihm nach diesen vielen Kilometern bestimmt gut. Für mich
gibt's kein Frühstück - ist nämlich keines da... macht nix, umso
früher kann's losgehen, mir stehen nämlich gut 450 km bevor,
davon kein Stück Autobahn. Die Fahrt über den Passo Uccaidu macht
Spaß, die bald folgende SS126 müßte man eigentlich in Bronze
gießen: Kurve um Kurve, 2., 3., 4, Gang und wieder zurück,
dazwischen Gas geben, dann wieder abbremsen - einfach ein pures
Vergnügen, auch wenn ich zwischendurch wieder ein paar Dörfer
durchfahre, wo es offenbar kurz vorher geregnet hat. 3
Tankstellen haben zwar auf, akzeptieren aber keine Kreditkarten,
mein letzter Zehner sorgt dafür, daß es mit dem Sprit nicht knapp
wird. Kurz vor dem Ziel noch eine letzte Pause - das Bier und die
Pasta heute Abend habe ich mir redlich verdient! Und das dicke
Ende kommt erst noch: Der Wegpunkt für meine Unterkunft liegt
daneben, ich brauche eine gute halbe Stunde, um das Ziel im
Gewimmel nicht benamster Feldwege zu finden, dabei lege ich mich auf
den steilen Schlamm- und Felswegen 2 Mal fast auf den Bart, ein
freundlicher Be- wohner, der meine BMW aufheulen hört, gibt mir
den richtigen Fingerzeig, es geht eine supersteile Auffahrt
hinauf, die BMW riecht nach verbrannter Kupplung, aber wir
schaffen es. Meine Unterkunft ist OK, eindeutig für Familien
ausgelegt, es hat 4 Betten und 2 Hochbetten. Duschen,
Klamottenwechsel und zu Fuß in die City, die 25 Minuten
entfernt ist. Ein winziger Supermarkt liefert mir 2 Büchsenbier,
2 Brötchen sowie ein Miniglas Nutella für das Frühstück, welches
ich in meinem Bed without Breakfast nicht bekomme. Kaum was los
in der kleinen City, mit Mühe finde ich 1 (!) offenes Ristorante und
sitze mutter- seelenallein auf dem Kirchplatz - komisches Gefühl,
speziell nach dem Trubel in Alghero... Auf meine Nachfrage
erklärt der Mâitre, das vor ein paar Wochen noch 50 Tische vor
dem Ristorante standen, es sei halt schon fast Oktober. Nach dem
Menü und einem Abschluß- Grappa geht's schweißtreibende 25
Minuten zurück zum Stützpunkt - warum eigentlich zurück immer
bergauf?
|
|
|
Und noch
mehr... |
...Landschaften und... |
...Ausblicke bieten sich dar |
|
|
|
Hübsche
Häuser |
Termiten?
Rostfraß? |
Lecker
Kurvenspaghetti! |
|
|
|
Eine
weitere, sehr fotogene Küste |
Witzige
Dekoration in Iglesias |
Putziges
Nutellaglas |
Tag 11 (Iglesias Tagestour, ca. 140
km):
Eine blutrünstige Mücke hat mich des nachts auf Trab gehalten, leider konnte ich sie nicht erwischen. Ruhe habe ich erst, als ich die
Nachttisch- lampe auf der anderen Seite des Bettes anlasse.
Selfmade-Frühstück: Die Brötchen vom Vortag werden natürlich
passend zum Reiseland mit dem sardischen Hirtenmesser geöffnet
und geschmiert... ;-) Das Wetter sieht ordentlich aus, starten wir
die Rundtour. Der Fährhafen zur Isola di San Pietro Ist schnell
gefunden, ein Einmalticket kostet 12 Euro. Ich kurve etwas über die
wunderschöne Insel, sehe mir malerische Buchten und Felslandschaften an - ein
verwunschenes Plätzchen ist das. Als ich wieder am Hafen ankomme
und mir ein Fährticket zur nächsten Insel Sant'Antioco hole, kann
ich der 14:00 Fähre nur noch hinterher winken, die verläßt gerade
den Hafen. 1 Stunde und 40 Minuten Wartezeit, aber die kriege ich
locker rum. Erstmal ein Eis, dann sehe ich mir den von der Mittags-
Siesta schläfrigen Hauptort an, bis es Zeit wird für meine Fähre
zur nächsten Insel. Sant'Antioco scheint mir beim ersten Anblick
etwas weniger felsig als die Isola di San Pietro, mehr mit Macchia
überwachsen, dafür aber auch ein paar schöne Strände. Als ich
Richtung Festland komme, sehe ich von dort dicke schwarze
Regenwolken und Gewitter in der Himmelsrichtung, wo ich eigent- noch
weitere Punkte anfahren wollte. Den zweiten Teil der Tour muß ich für
Heute wohl streichen, es geht auf direktem Wege zurück nach Iglesias.
Bleibt mir mein Wetterglück weiterhin treu? Nicht ganz: In Iglesias
regnet es, ich werde zwar nicht komplett naß, aber allzu viel fehlt
nicht mehr. In einem Supermarkt kaufe ich was für's Frühstück ein,
nur Getränke gibt es offenbar ausschließlich in Litergebinden. Eine
Art Riesen- Haushaltswarenmarkt hat Sekundenkleber, mit dessen
Hilfe ich versuchen werde, mein defektes Bastelobjektiv für die Kamera wieder
zu reparieren. Abendessen schenke ich mir heute, ein paar kleine
Snacks tun's auch, dennoch will ich ein weiteres Mal zu Fuß in die City: zum Einen könnte ich noch etwas Bargeld gebrauchen, zum
Anderen möchte ich noch 1-2 Bier schlürfen. In einer kleinen Bar
bekomme ich die "notwendigen" Biere, inkl. eines Weiteren zum Mitnehmen! Auf
dem Heimweg nieselt es schon wieder, hoffentlich stimmt der
Wetterbericht für den morgigen Tag, der nur Gutes verheißt. Die
kleine Powerbank mit integrierter Taschen- lampe ist auch diesmal auf
den letzten Metern vor der Unterkunft ein willkom- mener Helfer. Mein
Objektiv kann ich am Küchentisch reparieren, der Tag hat sich definitiv gelohnt.
|
|
|
Was für ein Blau...! |
Seltsame Hohlsteine |
Wunderbare Buchten... |
|
|
|
...finden sich überall
auf der Insel |
Die Schotterpiste
sieht harmlos aus, hat es aber in sich |
Siesta - Carloforte
ist wie ausgestorben |
|
|
Eindrucksvolle
Baumwurzeln |
Dahinten
gewittert's... |
Tag 12 (Iglesias-Arbatax, ca. 370 km)
Auf der Sitzbank der BMW hat eine Katze übernachtet: Pfotenabdrücke
und Katzenhaare zeugen davon. Naja, besser so, als ein
Bernhardiner... Erst gegen 10:00 komme ich in die Puschen, die
weggelassenen Ziele der Vortagstour werden angefahren, die Grotta Is
Zuddas muss ich wg. des Gepäcks auslassen. Damit habe ich auch den
südlichsten Punkt meiner Reise erreicht. Die Cascata sa Spendula
scheinen ausgetrocknet zu sein, das zugehörige Bachbett ist komplett
trocken und man hört auch meilenweit nichts, daher schenke ich mir die
Wanderung. An dem kleinen Brunnen des Parkplatzes zapfen sich die
Bewohner des Städtchen offenbar das Wasser gleich kistenweise für
ihren täglichen Bedarf ab, es herrscht Andrang. Die Nuraghen
Festung Su Nuraxi ist eines der letzten großen Zeugnisse einer
untergegangenen Epoche - sehe ich mir aber wg. Gepäck und sengender
Sonne nur von außen an. Dann geht's durch die Berge, in atembe-
raubenden Kurven vorbei an eindrucksvollen Panoramen, bergauf und
-ab, über gut gebügelte Rennpisten und kleine, verwinkelte
Schotter- und Gebirgsstraßen - es ist ein herrlicher Nachmittag!
Zur Krönung des Ganzen erwartet mich ein Hotel, das gediegenen
Komfort bietet, ein sauberes, gut gepflegtes Zimmer. Nicht, daß die
beiden B&B davor wirklich schlecht gewesen sind, aber der Unterschied ist mehr
als deutlich. Nach der fälligen Körperpflege von Außen sollen die
inneren Bereiche die gleiche Aufmerksamkeit bekommen - oder anders
ausgedrückt: ich habe Hunger! Der Gang zum Hafen und Strand entpuppt
sich als Niete... Über eine stockfinstere Landstraße geht es in 20
Minuten an Marine- und Industriean- lagen entlang, bis ich vor dem im
Navi angezeigten Ristorante stehe, daß sich als bessere Strandbar
entpuppt - dackeln wir wieder zurück und futtern im hotel- eigenen
Restaurant, was zum Glück nicht so überkandidelt ist, wie man's in
Hotels leider des Öfteren vorfindet. Zuvor hat mir der Rezeptionist
(der sehr gut Deutsch spricht - seine Mutter kommt aus Deutschland)
noch bestätigt, daß der "Trenino Verde" (die alte
Schmalspurbahn) nicht fährt, dieses Jahr
sogar gar nicht, da man es offenbar nicht geschafft hat, die alte
Technik wieder in Schuß zu bekommen - Schade, ich brauche einen
Plan B für Morgen. Im Übrigen scheint der Rezeptionist, abgesehen
von der Sprache, wenig von seiner Mutter mitbekommen zu haben: Er sieht so landestypisch aus, daß man diesen Umstand nur schwer
glauben kann. Er hat übrigens in Mailand seine Ausbildung erhalten,
ist dann aber wieder zurück nach Sardinien gekommen, da es ihm in
Mailand "zu kalt" gewesen sei... :-) Nach dem Menü bekomme ich statt
eines Grappa sogar einen echten Single Malt, einen guten Oban. Was
mich gleichzeitig etwas betrübt: Bis jetzt habe ich weder einen
einen Irish Pub, eine schottische oder englische Kneipe auf
Sardinien gesichtet.
|
|
|
Der Süden ist teils
recht karg |
Einige wenige
Straßen verlaufen auch schnurgerade |
Su Nuraxi -
eindrucksvolles Monument der Vergangenheit |
|
|
Verbannt und
verdorrt... |
...aber dennoch
fotogen |
|
Die Vegetation in den
Bergen ist intakt |
|
|
Ausblicke zum Träumen
und Verweilen |
Am Capo Sferracavallo |
|