Sardinien 17.09. - 06.10.2016

Tag 9 (Alghero Tagesausflug, ca. 240 km):

Zuerst das gleiche Prozedere wie gestern Morgen, dann starte ich die im Navi
gespeicherte kleine Rundtour. Zuerst brauche ich aber etwas Anderes: von der
gestrigen Tour haben meine Arme zwar ordentlich Farbe bekommen, leider ist
es die Falsche... :-) In 2 Supermärkten (ja, viele Geschäfte haben auch am
Sonntag auf) finde ich keine Sonnencreme, nur Bräunungscreme - die Sarden
brauchen keinen Sonnenschutz. Im 3. werde ich fündig: Sonnenschutzmilch
Faktor 50, "per Bambini". :-))) Dann fahre ich die sog. Tafelberge an, suche
mir aus dem Navi oder einfach frei Nase noch ein paar Punkte heraus und
steuere eine Tanke an. Nötig ist's noch nicht unbedingt, aber die Tanke hat
auch noch eine Selbstwaschanlage - ich kann nicht widerstehen (nicht für mich,
ich habe geduscht, aber's Mopped noch nicht). In einem Dorf muß ich abrupt
anhalten, in der linken Ferse habe ich plötzlich einen stechenden Schmerz -
Ursache: eine Biene hat mich gestochen - keine Ahnung, wie die in den Schuh
gekommen ist... Die Küstenstraße ist kurvig und bietet tolle Ausblicke, aus dem
Augenwinkel sehe ich einen Hinweis auf eine "Zona Archeologico" mit einem
Hinweis auf eine Nuraghiersiedlung, da biege ich noch mal ab in die Berge.
Allerdings kostet es Eintritt und es donnert vernehmlich in den Bergen. Flugs
nehme ich den Zündschlüssel wieder zur Hand und nehme mit qualmenden
Reifen Kurs Richtung Heimatbasis. Einige dicke Tropfen bekomme ich ab,
aber das war's zum Glück auch wieder. Ein wenig lesen im Reiseführer, dann
wird's Zeit für die City. Was mir noch fehlt, ist etwas typisch sardische Musik,
ob ich was finden werde? Leider nicht: nachdem ich praktisch alle Gassen und
Souvenirshops abgegrast habe, findet sich keine passende (oder auch un-
passende...) Musi... Vielleicht ist Iglesias, meine nächste Station, da besser
aufgestellt. Brotzeit! Mein Versuch, heute etwas kürzer zu treten, wird von der
Pizza im Reserverad- Format zunichte gemacht... Zuletzt zieht's mich noch zum
Hafen an der Vergnügungsmeile, ein paar Fotos noch, dann geht's zurück, das
Dosenbier vor meinem Zimmer wartet schon...

Ausblicke auf sehenswerte
Landschaften...
...und Felsformationen... ...locken an diesem Tag
Bilderbuchartige Küste Alghero bei Nacht - stilvoll beleuchtet
Der Vergnügungspark und
dessen Beleuchtung...
...verführen natürlich zu
Spielereien mit dem Foto- Equipment ;-)

Tag 10 (Alghero-Iglesias, ca. 450 km):

Die Wäsche ist trocken, packen ist angesagt. Vor dem Frühstück bekommt
der Motor der BMW was zu futtern: ein Schlückchen Öl schmeckt ihm nach
diesen vielen Kilometern bestimmt gut. Für mich gibt's kein Frühstück - ist
nämlich keines da... macht nix, umso früher kann's losgehen, mir stehen nämlich
gut 450 km bevor, davon kein Stück Autobahn. Die Fahrt über den Passo
Uccaidu macht Spaß, die bald folgende SS126 müßte man eigentlich in Bronze
gießen: Kurve um Kurve, 2., 3., 4, Gang und wieder zurück, dazwischen Gas
geben, dann wieder abbremsen - einfach ein pures Vergnügen, auch wenn ich
zwischendurch wieder ein paar Dörfer durchfahre, wo es offenbar kurz vorher
geregnet hat. 3 Tankstellen haben zwar auf, akzeptieren aber keine Kreditkarten,
mein letzter Zehner sorgt dafür, daß es mit dem Sprit nicht knapp wird. Kurz vor
dem Ziel noch eine letzte Pause - das Bier und die Pasta heute Abend habe ich
mir redlich verdient! Und das dicke Ende kommt erst noch: Der Wegpunkt für
meine Unterkunft liegt daneben, ich brauche eine gute halbe Stunde, um das Ziel
im Gewimmel nicht benamster Feldwege zu finden, dabei lege ich mich auf den
steilen Schlamm- und Felswegen 2 Mal fast auf den Bart, ein freundlicher Be-
wohner, der meine BMW aufheulen hört, gibt mir den richtigen Fingerzeig, es
geht eine supersteile Auffahrt hinauf, die BMW riecht nach verbrannter Kupplung,
aber wir schaffen es. Meine Unterkunft ist OK, eindeutig für Familien ausgelegt,
es hat 4 Betten und 2 Hochbetten. Duschen, Klamottenwechsel und zu Fuß in
die City, die 25 Minuten entfernt ist. Ein winziger Supermarkt liefert mir
2 Büchsenbier, 2 Brötchen sowie ein Miniglas Nutella für das Frühstück,
welches ich in meinem Bed without Breakfast nicht bekomme. Kaum was los
in der kleinen City, mit Mühe finde ich 1 (!) offenes Ristorante und sitze mutter-
seelenallein auf dem Kirchplatz - komisches Gefühl, speziell nach dem Trubel
in Alghero... Auf meine Nachfrage erklärt der Mâitre, das vor ein paar Wochen
noch 50 Tische vor dem Ristorante standen, es sei halt schon fast Oktober.
Nach dem Menü und einem Abschluß- Grappa geht's schweißtreibende 25
Minuten zurück zum Stützpunkt - warum eigentlich zurück immer bergauf?

Und noch mehr... ...Landschaften und... ...Ausblicke bieten sich dar
Hübsche Häuser Termiten? Rostfraß? Lecker Kurvenspaghetti!
Eine weitere, sehr
fotogene Küste
Witzige Dekoration in Iglesias Putziges Nutellaglas

Tag 11 (Iglesias Tagestour, ca. 140 km):

Eine blutrünstige Mücke hat mich des nachts auf Trab gehalten, leider
konnte ich sie nicht erwischen. Ruhe habe ich erst, als ich die Nachttisch-
lampe auf der anderen Seite des Bettes anlasse. Selfmade-Frühstück: Die
Brötchen vom Vortag werden natürlich passend zum Reiseland mit dem
sardischen Hirtenmesser geöffnet und geschmiert... ;-) Das Wetter sieht
ordentlich aus, starten wir die Rundtour. Der Fährhafen zur Isola di San
Pietro Ist schnell gefunden, ein Einmalticket kostet 12 Euro. Ich kurve
etwas über die wunderschöne Insel, sehe mir malerische Buchten und
Felslandschaften an - ein verwunschenes Plätzchen ist das. Als ich
wieder am Hafen ankomme und mir ein Fährticket zur nächsten Insel
Sant'Antioco hole, kann ich der 14:00 Fähre nur noch hinterher winken, die
verläßt gerade den Hafen. 1 Stunde und 40 Minuten Wartezeit, aber die kriege
ich locker rum. Erstmal ein Eis, dann sehe ich mir den von der Mittags- Siesta
schläfrigen Hauptort an, bis es Zeit wird für meine Fähre zur nächsten Insel.
Sant'Antioco scheint mir beim ersten Anblick etwas weniger felsig als die
Isola di San Pietro, mehr mit Macchia überwachsen, dafür aber auch ein paar
schöne Strände. Als ich Richtung Festland komme, sehe ich von dort dicke
schwarze Regenwolken und Gewitter in der Himmelsrichtung, wo ich eigent-
noch weitere Punkte anfahren wollte. Den zweiten Teil der Tour muß ich für
Heute wohl streichen, es geht auf direktem Wege zurück nach Iglesias. Bleibt
mir mein Wetterglück weiterhin treu? Nicht ganz: In Iglesias regnet es, ich werde
zwar nicht komplett naß, aber allzu viel fehlt nicht mehr. In einem Supermarkt
kaufe ich was für's Frühstück ein, nur Getränke gibt es offenbar ausschließlich
in Litergebinden. Eine Art Riesen- Haushaltswarenmarkt hat Sekundenkleber,
mit dessen Hilfe ich versuchen werde, mein defektes Bastelobjektiv für die
Kamera wieder zu reparieren. Abendessen schenke ich mir heute, ein paar
kleine Snacks tun's auch, dennoch will ich ein weiteres Mal zu Fuß in die
City: zum Einen könnte ich noch etwas Bargeld gebrauchen, zum Anderen
möchte ich noch 1-2 Bier schlürfen. In einer kleinen Bar bekomme ich die
"notwendigen" Biere, inkl. eines Weiteren zum Mitnehmen! Auf dem Heimweg
nieselt es schon wieder, hoffentlich stimmt der Wetterbericht für den morgigen
Tag, der nur Gutes verheißt. Die kleine Powerbank mit integrierter Taschen-
lampe ist auch diesmal auf den letzten Metern vor der Unterkunft ein willkom-
mener Helfer. Mein Objektiv kann ich am Küchentisch reparieren, der Tag hat
sich definitiv gelohnt.

Was für ein Blau...! Seltsame Hohlsteine Wunderbare Buchten...
...finden sich überall
auf der Insel
Die Schotterpiste sieht
harmlos aus, hat es aber in sich
Siesta - Carloforte ist
wie ausgestorben
Eindrucksvolle Baumwurzeln Dahinten gewittert's...

Tag 12 (Iglesias-Arbatax, ca. 370 km)

Auf der Sitzbank der BMW hat eine Katze übernachtet: Pfotenabdrücke und
Katzenhaare zeugen davon. Naja, besser so, als ein Bernhardiner... Erst gegen
10:00 komme ich in die Puschen, die weggelassenen Ziele der Vortagstour werden
angefahren, die Grotta Is Zuddas muss ich wg. des Gepäcks auslassen. Damit
habe ich auch den südlichsten Punkt meiner Reise erreicht. Die Cascata sa
Spendula scheinen ausgetrocknet zu sein, das zugehörige Bachbett ist komplett
trocken und man hört auch meilenweit nichts, daher schenke ich mir die
Wanderung. An dem kleinen Brunnen des Parkplatzes zapfen sich die Bewohner
des Städtchen offenbar das Wasser gleich kistenweise für ihren täglichen Bedarf
ab, es herrscht Andrang. Die Nuraghen Festung Su Nuraxi ist eines der letzten
großen Zeugnisse einer untergegangenen Epoche - sehe ich mir aber wg. Gepäck
und sengender Sonne nur von außen an. Dann geht's durch die Berge, in atembe-
raubenden Kurven vorbei an eindrucksvollen Panoramen, bergauf und -ab, über
gut gebügelte Rennpisten und kleine, verwinkelte Schotter- und Gebirgsstraßen -
es ist ein herrlicher Nachmittag! Zur Krönung des Ganzen erwartet mich ein Hotel,
das gediegenen Komfort bietet, ein sauberes, gut gepflegtes Zimmer. Nicht, daß
die beiden B&B davor wirklich schlecht gewesen sind, aber der Unterschied ist
mehr als deutlich. Nach der fälligen Körperpflege von Außen sollen die inneren
Bereiche die gleiche Aufmerksamkeit bekommen - oder anders ausgedrückt: ich
habe Hunger! Der Gang zum Hafen und Strand entpuppt sich als Niete... Über
eine stockfinstere Landstraße geht es in 20 Minuten an Marine- und Industriean-
lagen entlang, bis ich vor dem im Navi angezeigten Ristorante stehe, daß sich als
bessere Strandbar entpuppt - dackeln wir wieder zurück und futtern im hotel-
eigenen Restaurant, was zum Glück nicht so überkandidelt ist, wie man's in Hotels
leider des Öfteren vorfindet. Zuvor hat mir der Rezeptionist (der sehr gut Deutsch
spricht - seine Mutter kommt aus Deutschland) noch bestätigt, daß der "Trenino
Verde" (die alte Schmalspurbahn) nicht fährt, dieses Jahr sogar gar nicht, da man
es offenbar nicht geschafft hat, die alte Technik wieder in Schuß zu bekommen -
Schade, ich brauche einen Plan B für Morgen. Im Übrigen scheint der Rezeptionist,
abgesehen von der Sprache, wenig von seiner Mutter mitbekommen zu haben: Er
sieht so landestypisch aus, daß man diesen Umstand nur schwer glauben kann. Er
hat übrigens in Mailand seine Ausbildung erhalten, ist dann aber wieder zurück nach
Sardinien gekommen, da es ihm in Mailand "zu kalt" gewesen sei... :-) Nach dem
Menü bekomme ich statt eines Grappa sogar einen echten Single Malt, einen guten
Oban. Was mich gleichzeitig etwas betrübt: Bis jetzt habe ich weder einen einen
Irish Pub, eine schottische oder englische Kneipe auf Sardinien gesichtet.

 
Der Süden ist teils recht karg Einige wenige Straßen
verlaufen auch schnurgerade
Su Nuraxi - eindrucksvolles
Monument der Vergangenheit
   
Verbannt und verdorrt... ...aber dennoch fotogen
Die Vegetation in den Bergen ist intakt
Ausblicke zum Träumen und Verweilen Am Capo Sferracavallo


 

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TIPP:
- Sardinien bietet viel Abwechslung, auch wenn die Vegetation oft nicht
   so dicht ist wie im nahen Korsika - Sardinien hat seine eigenen Reize,
   die es zu entdecken gilt.
- Die Siesta ist nach wie vor weit verbreitet, d. h. von etwa 12:00-15:30
   sind nur in größeren Städten Geschäfte offen, auch wenn sich in den
   letzten Jahren dort viel geändert hat: Tankstellen sind dann halt nicht
   besetzt, man bezahlt am Automaten mit Scheinen oder per Karte.
- Als Motorradfahrer ist man auf Sardinien noch etwas besser bedient
   als auf Korsika - ich habe noch nie so viele kurvige und übersichtliche
   Strecken erlebt wie dort. Auch hier gilt: Viel Zeit einplanen, die Strecken
   fressen viel Zeit und ein paar Pausen will man ja auch noch einlegen...

Letztes Update: 20.10.2016