Tag 17:
Das Wetter für die nächsten Tage sieht sehr schlecht aus, lustig
finde ich den Satz der Gastgeberin zur Wetterlage: "It should be
nice between the showers...". Aber irgendwie hat sie recht - die
Fahrt zum Neist Point mit dem Old Lighthouse ist zeitweise recht nass, aber wenn die Sonne herauskommt, genießt man erstklassige
Ausblicke. Trotz leichtem Dunst kann man vom Neist Pont aus einige
der äußeren Hebrideninseln recht deutlich erkennen, z. B. Barra,
South Uist, Benbecula, North Uist und Harris. Etwas wehmütig schaue
ich herüber, die Fährverbindungen gestatten leider keinen
Tagesbesuch der äußeren Hebriden, das werde ich aber bei passender
Gelegenheit nachholen, soviel ist sicher. Die kurze Wanderung ist
recht anstrengend, der Weg ist ordentlich steil. Mmh, was nun? Auf
meinem Plan steht auch noch Armadale Castle, kostet 6 Pfund
Eintritt, war Stammsitz des Clan Donald und ist heute eine Ruine
mit einem sehr schönen und gepflegten Schlossgarten. Im Visitor Centre
bekommt man einen kleinen Geschichts- exkurs zu Schottland im
Allgemeinen und zur Clan Geschichte im Besonderen. Bei gutem Wetter
sicher einen Besuch wert, aber heute eher weniger ansprechend. Ich muss gleich wieder in die Regensachen einsteigen, die 60 km zurück
zu meiner Unterkunft werden von heftigem Regen und noch heftigerem
Wind begleitet. Ich habe keine Lust mehr auf weitere Aktivitäten,
lümmele auf dem Bett herum und sehe mir der Reihe nach eine
Vorabendserie, "Top Gear" und "Britains got talent" an.
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Wenn einem alles zu viel wird... |
Ausblick auf Loch Pooltiel |
Am Neist Point. |
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Der Leuchtturm am
Neist Point, hinten eine der äußeren Hebriden- inseln,
vermutlich North Uist |
Neist Point Blick
Richtung "Little Minch" |
Tag 18:
Der Regen heute ist wirklich übel, trotzdem wage ich einen Ausritt
und nehme die Wanderausrüstung mit. Aber es ist leider nichts,
aber auch gar nichts zu sehen, zudem wird der Regen noch etwas
heftiger, gewürzt mit einem Wind, der einem Sturm sicherlich recht nahe kommt - ich verzichte auf's Wandern. Stattdessen will ich
Dunvegan Castle erkunden, vielleicht ist in dieser Ecke der Insel
das Wetter besser. Ist es nicht, ich drehe um. Nachdem alle Sachen
zum Trocknen aufgehängt sind, steuere ich das nur wenige hundert
Meter entfernte Aros Visitor Center an und sehe mir die
Ausstellung an (schon wieder 4,50 £ zum Teufel...). Die Ausstellung
beinhaltet einen nett anzusehenden Film über Skye, mit einem Rundflug und einer Dokumentation über die dort wieder
anzutreffenden Adler (!), der Rest des Centers besteht aus einem
Cafe/Restaurant und einem der recht häufig in Schottland anzutreffenden Gift/Souvenirshops - der Besuch hat sich nur
bedingt gelohnt. Ich ziehe trockene Sachen und die Regenjacke an,
um mir Portree näher anzusehen. Das Wetter bleibt allerdings
grauenhaft: es stürmt und regnet. Um 15:30 gebe ich auf und
wandere ins Gästezimmer zurück. Mittlerweile hat sich der
Dauerregen in einen wahren Regensturm verwandelt. der Regen fliegt
waagerecht an meinem Fenster vorbei, die Fenster klappern in den
Scharnieren.
Tag 19:
Der Wetterbericht verheißt "etwas" bessere Bedingungen, der Himmel
ist jedenfalls nicht mehr komplett Grau in Grau, es zeigen sich
blaue Lücken, vielleicht versuche ich's heute nochmal mit
Wandern. Die Gastgeberin berichtet, dass das Wetter dieses Jahr sehr schlecht war, kein Sommer, auch im August nicht, nur das Frühjahr
war gut. Beim Gespräch mit ihr fällt mir unangenehm auf, das mein
Englisch zwar eigentlich nicht schlecht ist, mir aber immer wieder
Vokabeln fehlen, um komplexere Sachverhalte verständlich
auszudrücken, da besteht offenbar Nachholbedarf. Mit Regenzeug
und Wanderausrüstung geht es ins Quairaing-Massiv, ich wandere
links und rechts der Passstraße gut und gerne 4 Stunden umher, wobei
mich der Wind teilweise fast umbläst. Die Bemerkung einer
Kauffrau in einem kleinen Laden, wo ich kurz zuvor ein paar
Lebensmittel eingekauft habe, fällt mir wieder ein: "Yesterday is
was very nice between 07:30 and 09:30." Man hat hier halt ein
ganz anderes Verhältnis zum Wetter... Trotzdem lohnt es sich, die
Ausblicke sind atemberaubend schön, mir gehen angesichts der
Vielfalt der Eindrücke schon die Superlative aus. Wie soll man auch
beschreiben, wenn sich buchstäblich alle 50 Meter andere
Perspektiven auf eine der schönsten Landschaften Schottlands
ergeben und das Spiel von Wolken, Licht und Schatten stets neue
Stimmungen schafft, die man staunend wahrnimmt? Die zentral
gelegenen "Cuillins" sollen noch spektakulärerer sein, aber heute
ist mein letzter Tag auf Skye und die Bedingungen für eine
ausgiebige Wanderung durch die auch wandertechnisch recht anspruchsvollen Cuillins sind momentan auch nicht besonders
einladend - aber ich komme wieder, versprochen! In dem kleinen
Supermarkt hatte ich mir auch noch eine Tube Superkleber gekauft, um
den immer öfter durchrutschenden Gasgriff meiner BMW zur Räson zu
bringen, aber als ich auf dem ersten Aussichtsplateau den
Rucksack öffne um die Kamera herauszuholen, fliegt das Päckchen,
vom heftigen Sturm beflügelt, einfach davon. Ein weise Entscheidung
meinerseits war es aber, die Mopped- Regenhose zur Wanderung
anzulassen, die Wanderhose wäre klatschnass geworden. Zurück im
Zimmer dusche ich rasch, packe einige Sachen für die morgige Abreise und marschiere noch einmal nach Portree zwecks
Nahrungsaufnahme.
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Atemberaubende Ausblicke... |
Auf den Steilklippen regnet es |
Immer wieder gestatten kleine blaue Flecken
am Himmel spektakuläre Bilder |
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Staffin Island im
Hintergrund |
Selbst hier weiden die
Schafe |
Mini- See |
Tag 20: Abreise - Skye gibt mir als letzten
Gruß eine ordentliche Dusche mit auf den Weg. Der Regen lässt
auch den ganzen Tag nicht nach, lediglich beim kurzen Stop an Eilean Donan Castle kommt kurz die Sonne durch, um ein schnelles Foto zu
ermöglichen. Hier sehe ich auch zum ersten Mal eine alte 2-
Ventil BMW wie die meinige. Das Tal von Glenshiel und der Ben Nevis
sind praktisch durch Regen unsichtbar. In einem kleinen Supermarkt
erstehe ich erneut eine Tube Sekundenkleber, um den heftigst durchrutschenden Heizgriff der BMW zur Räson zu bringen, ich
glaube, ich muss doch noch die Gaszüge wechseln, die offenbar durch
den heftigen Regen immer schwergängiger werden. In Fort William,
meiner heutigen Endstation, ist das Wetter so mies, das ich in
einer Bushaltestelle unterschlüpfe, um meine Situation zu
über- denken. Eine kurze Anfahrt zum Ben Nevis bringt nicht viel,
alles verschwimmt in Regenböen. Kurz entschlossen suche ich mir
ein kleines Hotel - für heute habe ich genug. Nachdem das Mopped
abgeladen und der Gasgriff mit Sekundenkleber fixiert ist,
marschiere ich in die Stadt, um eine Kleinigkeit zu essen. Mein
Navi zeigt mir ein McDonalds an, das ich zielstrebig ansteuere.
Vorher sichte ich noch ein kleines Fotogeschäft, wo ich mir deren
preiswerteste Kamera ansehe - mir kam die Idee, das es doch ganz
anschaulich sein könnte, den daheimgebliebenen Freunden neben den
Fotos auch mal ein paar bewegte Bilder aus dem Urlaub mit zu
bringen, besonders von den von mir so geliebten "Single-Track Roads".
Ein Anruf in D später (Danke, Nadja) und ich weiß ungefähr,
wieviel Euro die Kamera in Deutschland kostet. Etwas teurer hier,
aber akzeptabel - ich schlafe nochmal drüber, da ich morgen auch
noch in der Gegend bin. Davon abgesehen vergessen wir diesen Tag
besser schnell.
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Das
meistfotografierte Schloss Schottlands: Eilean Donan
Castle |
Absurd großer
Hotelschlüsselanhänger |
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