Schottland 04.09. - 01.10.2009

Tag 17:
Das Wetter für die nächsten Tage sieht sehr schlecht aus, lustig finde ich den Satz der
Gastgeberin zur Wetterlage: "It should be nice between the showers...". Aber irgendwie
hat sie recht - die Fahrt zum Neist Point mit dem Old Lighthouse ist zeitweise recht nass,
aber wenn die Sonne herauskommt, genießt man erstklassige Ausblicke. Trotz leichtem
Dunst kann man vom Neist Pont aus einige der äußeren Hebrideninseln recht deutlich
erkennen, z. B. Barra, South Uist, Benbecula, North Uist und Harris. Etwas wehmütig
schaue ich herüber, die Fährverbindungen gestatten leider keinen Tagesbesuch der
äußeren Hebriden, das werde ich aber bei passender Gelegenheit nachholen, soviel ist
sicher. Die kurze Wanderung ist recht anstrengend, der Weg ist ordentlich steil. Mmh,
was nun? Auf meinem Plan steht auch noch Armadale Castle, kostet 6 Pfund Eintritt,
war Stammsitz des Clan Donald und ist heute eine Ruine mit einem sehr schönen und
gepflegten Schlossgarten. Im Visitor Centre bekommt man einen kleinen Geschichts-
exkurs zu Schottland im Allgemeinen und zur Clan Geschichte im Besonderen. Bei
gutem Wetter sicher einen Besuch wert, aber heute eher weniger ansprechend. Ich
muss gleich wieder in die Regensachen einsteigen, die 60 km zurück zu meiner
Unterkunft werden von heftigem Regen und noch heftigerem Wind begleitet. Ich habe
keine Lust mehr auf weitere Aktivitäten, lümmele auf dem Bett herum und sehe mir der
Reihe nach eine Vorabendserie, "Top Gear" und "Britains got talent" an.

Wenn einem alles zu viel wird... Ausblick auf Loch Pooltiel Am Neist Point.

Der Leuchtturm am Neist Point,
hinten eine der äußeren Hebriden-
inseln, vermutlich North Uist
Neist Point Blick
Richtung "Little Minch"

Tag 18:
Der Regen heute ist wirklich übel, trotzdem wage ich einen Ausritt und nehme die
Wanderausrüstung mit. Aber es ist leider nichts, aber auch gar nichts zu sehen, zudem wird
der Regen noch etwas heftiger, gewürzt mit einem Wind, der einem Sturm sicherlich recht
nahe kommt - ich verzichte auf's Wandern. Stattdessen will ich Dunvegan Castle erkunden,
vielleicht ist in dieser Ecke der Insel das Wetter besser. Ist es nicht, ich drehe um. Nachdem
alle Sachen zum Trocknen aufgehängt sind, steuere ich das nur wenige hundert Meter
entfernte Aros Visitor Center an und sehe mir die Ausstellung an (schon wieder 4,50 £ zum
Teufel...). Die Ausstellung beinhaltet einen nett anzusehenden Film über Skye, mit einem
Rundflug und einer Dokumentation über die dort wieder anzutreffenden Adler (!), der Rest
des Centers besteht aus einem Cafe/Restaurant und einem der recht häufig in Schottland
anzutreffenden Gift/Souvenirshops - der Besuch hat sich nur bedingt gelohnt. Ich ziehe
trockene Sachen und die Regenjacke an, um mir Portree näher anzusehen. Das Wetter
bleibt allerdings grauenhaft: es stürmt und regnet. Um 15:30 gebe ich auf und wandere
ins Gästezimmer zurück. Mittlerweile hat sich der Dauerregen in einen wahren Regensturm
verwandelt. der Regen fliegt waagerecht an meinem Fenster vorbei, die Fenster klappern
in den Scharnieren.

Tag 19:
Der Wetterbericht verheißt "etwas" bessere Bedingungen, der Himmel ist jedenfalls nicht
mehr komplett Grau in Grau, es zeigen sich blaue Lücken, vielleicht versuche ich's heute
nochmal mit Wandern. Die Gastgeberin berichtet, dass das Wetter dieses Jahr sehr
schlecht war, kein Sommer, auch im August nicht, nur das Frühjahr war gut. Beim
Gespräch mit ihr fällt mir unangenehm auf, das mein Englisch zwar eigentlich nicht
schlecht ist, mir aber immer wieder Vokabeln fehlen, um komplexere Sachverhalte
verständlich auszudrücken, da besteht offenbar Nachholbedarf. Mit Regenzeug und
Wanderausrüstung geht es ins Quairaing-Massiv, ich wandere links und rechts der
Passstraße gut und gerne 4 Stunden umher, wobei mich der Wind teilweise fast
umbläst. Die Bemerkung einer Kauffrau in einem kleinen Laden, wo ich kurz zuvor ein
paar Lebensmittel eingekauft habe, fällt mir wieder ein: "Yesterday is was very nice
between 07:30 and 09:30." Man hat hier halt ein ganz anderes Verhältnis zum Wetter...
Trotzdem lohnt es sich, die Ausblicke sind atemberaubend schön, mir gehen angesichts
der Vielfalt der Eindrücke schon die Superlative aus. Wie soll man auch beschreiben,
wenn sich buchstäblich alle 50 Meter andere Perspektiven auf eine der schönsten
Landschaften Schottlands ergeben und das Spiel von Wolken, Licht und Schatten stets
neue Stimmungen schafft, die man staunend wahrnimmt? Die zentral gelegenen "Cuillins"
sollen noch spektakulärerer sein, aber heute ist mein letzter Tag auf Skye und die
Bedingungen für eine ausgiebige Wanderung durch die auch wandertechnisch recht
anspruchsvollen Cuillins sind momentan auch nicht besonders einladend - aber ich
komme wieder, versprochen! In dem kleinen Supermarkt hatte ich mir auch noch
eine Tube Superkleber gekauft, um den immer öfter durchrutschenden Gasgriff
meiner BMW zur Räson zu bringen, aber als ich auf dem ersten Aussichtsplateau
den Rucksack öffne um die Kamera herauszuholen, fliegt das Päckchen, vom
heftigen Sturm beflügelt, einfach davon. Ein weise Entscheidung meinerseits war es aber,
die Mopped- Regenhose zur Wanderung anzulassen, die Wanderhose wäre klatschnass
geworden. Zurück im Zimmer dusche ich rasch, packe einige Sachen für die morgige
Abreise und marschiere noch einmal nach Portree zwecks Nahrungsaufnahme.

Atemberaubende Ausblicke...  Auf den Steilklippen regnet es Immer wieder gestatten
kleine blaue Flecken am
Himmel spektakuläre Bilder 
Staffin Island im Hintergrund  Selbst hier weiden die Schafe  Mini- See 

Tag 20:
Abreise - Skye gibt mir als letzten Gruß eine ordentliche Dusche mit auf den Weg.
Der Regen lässt auch den ganzen Tag nicht nach, lediglich beim kurzen Stop an Eilean
Donan Castle kommt kurz die Sonne durch, um ein schnelles Foto zu ermöglichen.
Hier sehe ich auch zum ersten Mal eine alte 2- Ventil BMW wie die meinige. Das Tal
von Glenshiel und der Ben Nevis sind praktisch durch Regen unsichtbar. In einem
kleinen Supermarkt erstehe ich erneut eine Tube Sekundenkleber, um den heftigst
durchrutschenden Heizgriff der BMW zur Räson zu bringen, ich glaube, ich muss
doch noch die Gaszüge wechseln, die offenbar durch den heftigen Regen immer
schwergängiger werden. In Fort William, meiner heutigen Endstation, ist das Wetter
so mies, das ich in einer Bushaltestelle unterschlüpfe, um meine Situation zu über-
denken. Eine kurze Anfahrt zum Ben Nevis bringt nicht viel, alles verschwimmt in
Regenböen. Kurz entschlossen suche ich mir ein kleines Hotel - für heute habe ich
genug. Nachdem das Mopped abgeladen und der Gasgriff mit Sekundenkleber
fixiert ist, marschiere ich in die Stadt, um eine Kleinigkeit zu essen. Mein Navi
zeigt mir ein McDonalds an, das ich zielstrebig ansteuere. Vorher sichte ich noch
ein kleines Fotogeschäft, wo ich mir deren preiswerteste Kamera ansehe - mir
kam die Idee, das es doch ganz anschaulich sein könnte, den daheimgebliebenen
Freunden neben den Fotos auch mal ein paar bewegte Bilder aus dem Urlaub
mit zu bringen, besonders von den von mir so geliebten "Single-Track Roads". Ein
Anruf in D später (Danke, Nadja) und ich weiß ungefähr, wieviel Euro die Kamera
in Deutschland kostet. Etwas teurer hier, aber akzeptabel - ich schlafe nochmal
drüber, da ich morgen auch noch in der Gegend bin. Davon abgesehen vergessen
wir diesen Tag besser schnell.

Das meistfotografierte Schloss
Schottlands: Eilean Donan Castle 
Absurd großer
Hotelschlüsselanhänger

 

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TIPP:
- Die Insel Skye braucht mehrere Tage, um all ihre Schätze preis zu geben.
- Das Wetter ändert sich teils derart schnell, das man wirklich auf Alles
  gefasst sein muss! Regen-, leichte Sommer- und warme Kleidung sind
  absolutes Pflichtprogramm.

Letztes Update: 10.10.2009