Tag 13:
Das Wetter sieht wieder besser aus, es geht weiter. Ein erster Stopp
wird bei Dunrobin Castle gemacht, ein Schloss, das offenbar auf dem
Programm jedes Touristen steht, wie man angesichts der bald
eintrudelnden Reisebusse sehen kann. Weiter an der Küste entlang bis
John O'Groats, dort werden der Leuchtturm und die Felsnadeln "Stacks
of Duncansby" besichtigt, außerdem kann man die ersten Inseln der
Orkneys sehen - absolut faszinierend. Weniger schön dagegen der
recht raue Wind der dort bläst und mich arg frösteln läßt.
Fabelhafte Ausblicke auch vom Aussichtspunkt "Dunnet Head", die
Landschaft wird außerdem zusehends rauher, felsiger. Den Campingplatz
bei Durness (1999 bereits angefahren) gibt es noch, das Zelt ist in
weniger als 20 Minuten aufgebaut und eingeräumt. Da der Platz über
Waschmaschinen und Trockner verfügt, werden einige Sachen, vor
allem die schlammbedeckte Hose, gewaschen. Das einzige Restaurant hat
allerdings nur bis 20:00 auf, deshalb begnüge ich mich mit ein paar
Keksen und 2 Büchsen Bier. Abends wird am Strand promeniert und
Wasser getreten - ein herrliches Wohlgefühl für Leib und Seele macht
sich breit.
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Die Duncanby Stacks
bei John O'Groats |
Strand mit Ausblick |
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Zeltplatz in Durness |
Traumhaft schöner
Strand |
Tag 14:
Um 09:00 komme ich vom Campingplatz weg, dies ist meine längste
Tagesetappe, ich muss mich ein wenig ranhalten. Mein erstes Ziel
ist "mein" Grundstück am Loch Borralan: Ich bin Besitzer eines
Quadratinches (2,54 cm²) Land, damit bin ich offiziell ein
schottischer Lord... :-) Leider führt keine Straße zum anderen
Ufer des Lochs, aber am gegenüber- liegenden Seeufer finde ich ein
malerisches Plätzchen für mein Haus - da steht sowieso ein Schild
"Zu verkaufen". Die weiteren Kilometer ziehen sich, den "Pass of
Applecross"
[TOURENTIPP] kann ich nur als Mutter aller Single-Track-Roads
bezeichnen, er ist teils sehr anspruchsvoll und extrem sehens- und
erfahrenswert - allerdings ist's auch ziemlich kalt. Gegen 16:30
kommt endlich Skye in Sicht und gegen 18:00 bin ich am Gasthaus.
Niemand da, nur ein Zettel mit dem Hinweis: "Mach es dir
gemütlich, ich bin bald wieder zurück". Die Haustür ist offen und
der Schlüssel zu meinem Zimmer steckt - Na denn... Nach einer Dusche und Kleiderwechsel marschiere ich in die ca. 1 Kilometer
entfernte "Hauptstadt" von Skye, dem Städtchen Portree, wo ich ein
Restaurant aufsuche und mir italienische Nudeln mit Fritten (!)
bestelle. Mein Hinweis an die Bedienung, dass man mit dieser Mischung in Italien vermutlich hingerichtet würde, schockt die Dame wenig, trotzdem schmeckt's. Das Programm für Morgen mache ich
weitgehend vom Wetter abhängig.
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Mein Haus am Loch
Borralan (gaaanz unten am Bildrand...) |
Pass of Applecross -
da lacht das Herz des Motorradfahrers |
Der Hafen von Portree |
Tag 15:
Das Wetter ist trocken, aber bewölkt, starten wir eine kleine
Rundreise
[TOURENTIPP] um die Halbinsel Trotternish, im Gedächtnis bleibt mir
vor allem der Kiltrock Viewpoint, wo neben dem Ausblick auf den
Inner Sound und das Festland die Melodie der Brandung, des
Wasserfalles und des Windes, der in den Röhren der Brüstung ein
Lied pfeift, dem Ganzen eine unwirkliche Stimmung verleiht. Ich
besichtige einige der Crofter Houses (2,50 £...) - deren Leben war
wirklich hart. Auf einigen der Hebriden Inseln waren manche dieser
"Black Houses" noch bis Anfang der 1970er bewohnt! Der Pass of
Quiraing erweist sich als extrem sehenswert, zahlreiche Bilder
werden geschossen. Viele Deutsche sind unterwegs, ich werde des
Öfteren auf Deutsch angesprochen. Weiter geht's, diverse Aussichtspunkte werden angefahren, das Wetter bessert sich
zusehends, bis auf den kräftigen Wind. Als Letztes soll Dunvegan
Castle angefahren werden, das hat aber 1. bereits zu und ist 2.
recht teuer. Die Strecke zurück nach Portree ist genial: eine
Single Track Road mit wenig Verkehr, sehr geschwungen, gut
einsehbar und flott - da macht das Moppedfahren wieder richtig Spaß.
Weniger spaßig ist dagegen der Abend - ich finde nirgends ein
Lokal mit einem freiem Platz, überall haben sich Touristen
ausgebreitet. Vermutlich normal für ein Wochenende, schließlich
finde ich doch noch was - da mag man aber keine Gäste: nach einer
Viertelstunde Warten gehe ich und hole mir ein paar Snacks im
Supermarkt und 2 Bier. Der Rest des Abends vergeht mit Fernsehen,
Snacks mümmeln und den Computer der Gastgeberin auf den neuesten
Updatestand bringen - man kann halt irgendwie doch nicht aus
seiner Haut... ;-)
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Ausblick vom
Kiltrock Viewpoint |
Eilean Flodigarry |
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Das Quiraing Massiv... |
...ist spektakulär
schön |
Tag 16: Der angekündigte Regen erscheint
pünktlich, also fallen Wanderungen oder andere Außenaktivitäten
aus. In vollem Regenzeug steuere ich deshalb die Talisker
Destillerie an, wobei mich der kräftige Wind in Kombination mit
sintflutartigem Regen fast vom Mopped bläst. Wie man hier sagt:
"It was raining cats and dogs..." Die Besichtigung ist interessant und zeigt, wie trotz sehr starker Ähnlichkeit der
Destillationsverfahren für Whisky der Geschmack durch
verschiedene Verfahren und Zutaten beeinflusst wird, im Wesentlichen sind dies die Art der Gerstetrockung, das verwendete Wasser, die
Brennblasen (!) und die verwendeten Fässer (meist Sherry- oder
Brandyfässer aus Amerika). Die Farbe des Whisky wird erst durch die
Reifung im Fass und die damit verbundene Weitergabe der im Holz
enthaltenen Stoffe an den Whisky bestimmt. Nach der Besichtigung
ist es zwar trocken, aber der nächste Regenguss ist nicht weit
entfernt, deshalb wird nur kurz Sligachan Bridge angesteuert, dann
geht es zurück zum Gasthaus. Ich lese eine ganze Weile im
Touriführer die schottische Geschichte, dann wird der malerische
Hafen von Portree angeschlendert. In einem Szenecafe bekomme ich was
zu Essen, muss aber nach der Hälfte aufgeben, da das Mahl zu
reichlich ist - Morgen darf das Frühstück ruhig etwas kleiner
ausfallen...
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Das "Wasser des
Lebens" (gälisch: uisge beatha, ausgesprochen "Aisch ba")
in Flaschen... |
...und in Fässern (Casks) |
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