Schottland 04.09. - 01.10.2009

Tag 25:
Da ich genügend Zeit habe, will ich mir in Keswick mitten im Lake District National Park die
beiden Museen "Cars of the Stars" und "The Bond Museum" ansehen, Ich muss aber etwas
warten, da beide erst um 10:00 öffnen. Beide Museen sind recht klein, haben für Fans aber
Einiges zu bieten, im "Bond Museum" zahlreiche Original Bond Fahrzeuge und im "Cars of
the Stars" (leider fotografieren verboten) alle möglichen Fahrzeuge aus Film und Fernsehen:
2 Batmobile (eines aus dem Kinofilm, ein älteres aus der amerikanischen TV Serie), den
Harry Potter Ford Anglia, das "KITT" Car, den "Zurück in die Zukunft" DeLorean, das
Mad Max Auto, "Tschitty Tschitty Bang Bang", den Aston Martin DB5 aus einem der
letzten Pierce Brosnan Bond Filme und auch Mr. Bean's Mini. Das Wetter wird wieder
deutlich schlechter, kurz hinter Keswig muss ich zur Abwechslung die Regenkombi
anziehen... Im Peak District National Park ist wegen Nebels überhaut nichts zu sehen,
so gerade eben noch die Straße. Immerhin, ich muss schon sagen, Großbritannien
"verwöhnt" mich wettertechnisch mit Allem, was der gemeine Tourist erwarten darf:
Sonne, Platzregen, Nieselregen und jetzt auch noch dicker Nebel - sämtliche Klischees
fügen sich nahtlos ineinander... Ich will mir eine Unterkunft in Chesterfield, etwas
außerhalb des Nationalparks suchen, sehe dann aber auf der Karte, das Sheffield kaum
20 km entfernt ist. Sollte man nicht einen spontanen Besuch beim Ex- Besitzer meiner
Interceptor einbauen? So mache ich's auch, der Feierabendverkehr In Sheffield ist
allerdings mörderisch, ich suche händeringend ein Hotel, aber nicht mitten in der City. 3
der von meinem GPS angegebenen Hotels existieren nicht mehr, das 4. ist mir mit
80 Pfund pro Nacht deutlich zu teuer. Die Besitzerin weiß aber Rat: In Rotherham gibt
es eine B&B Kette mit preiswerten Zimmern. Das finde ich rasch, mit 29,90 pro Zimmer
(auf dem Werbeplakat vor der Tür) ist das akzeptabel. Als die Dame an der Rezeption
mir den Preis inkl. Frühstück von 126 Pfund für 2 Übernachtungen nennt, ist meine
Kreditkarte leider schon belastet - ich hätte besser vorher fragen sollen... Das Mopped
wird abgeladen und schnell geht es Richtung Sheffield. Die Adresse ist rasch gefunden,
aber es brennt kein Licht und auf mein Klopfen (immer noch keine Klingel) öffnet
niemand. Immerhin, ein befragter Nachbar bestätigt mir, dass der Herr immer
noch dort wohnt. Na schön, versuchen wir's Morgen noch einmal, nach dem Besuch
bei  Burton Bike Bits und Hitchcocks. Immer wieder fasziniert mich die Wetter-
ergebenheit des Inselvolkes: Auf meine Frage an einer Tanke, wie denn die Wetter-
vorhersage für die nächsten Tage lautet, kommt die Antwort; "Not too bad, only a
little Rain...". Ein gutes und preiswertes Abendessen bekomme ich direkt neben
dem Hotel.

Diverse Devotionalien
im Bond Museum in Keswig
Leicht lädierter Aston Martin

Tag 26:
Nach dem Frühstück geht's auf die Bahn, ich will "meine" Ersatzteilhändler besuchen.
Burton Bike Bits ist jedoch nicht aufzufinden, erst, nachdem ein freundlicher
Motorradhändler im Internet nachsieht, zeigt sich, warum: Es gibt gar kein Laden-
geschäft mehr... Der Besuch bei Hitchcocks ist dagegen erfreulicher, Allan ist da, man
wechselt ein paar Worte (ja, ich habe ihn trotz der zahlreichen Fehlkäufe leben lassen...)
und kauft ein paar kleine Ersatzteile. In Sheffield versuche ich noch einmal mein Glück
beim Vorbesitzer meiner Enfield, es bleibt aber dunkel im Haus. Ich hinterlasse einen
Zettel und mache mich auf ins B&B. Es ist noch recht früh am Abend, deshalb beschließe
ich, die immer störrischer werdenden Gaszüge zu wechseln. Es klappt praktisch auf
Anhieb, ein englischer Moppedfahrer, mit dem ich ein paar Worte wechsle meint, das
ich vom Wetter her sicherlich noch die besten Wochen des Jahres erwischt habe...

Bei Hitchcocks - englisches
Alteisen, wohin man auch blickt...
Hier müsste man Zeit
zum Stöbern haben!

Tag 27:
Der Wetterbericht im Fernsehen sieht nicht übel aus, gegen 09:00 komme ich auf die
Bahn. Spontan entschließe ich mich, nach Redditch zu fahren und nach den Überresten
der Royal Enfield Fabrik zu suchen, die Mitte der 1960er geschlossen wurde. Nach
einigem Herumfragen finde ich sie, einige der Gebäude stehen noch und werden zum Teil
von verschiedenen Firmen genutzt. Ein Mann, der mich herumstehen und fotografieren
sieht, spricht mich direkt auf Royal Enfield an. Er erlaubt mir, einige Fotos auf dem Innen-
hof zu machen und erzählt mir, dass sein Stiefvater einst Testfahrer bei Royal Enfield war
und dass das ganze Industriegelände einst die Royal Enfield Fabrik war - muss ein be-
eindruckendes Werk gewesen sein. Da ich eh' in der Gegend bin, mache ich einen weiteren
Besuch bei Hitchcocks und kaufe ein paar Teile ein. Bis zum Hafen in Harwich zieht es sich,
aber ich habe reichlich Zeit. 2 Stunden vor dem Einchecken bin ich bereits da und unterhalte
mich mit einem älteren Finnen, der ein englisches Kitcar nach Finnland überführt. Bis ich
nach dem Abladen des Gepäcks meine Siebensachen von Deck 3 auf Deck 9 in meine
Kabine gewuchtet habe, bin ich in Schweiß gebadet und benötige dringend eine Dusche...
Danach, einem Essen und 2 Bier später geht's mir wieder besser. Die Fähre ist bestenfalls
halb belegt, ich bin gar der einzige Motorradfahrer an Bord. Die meisten Reisenden
bevorzugen vermutlich die immer preiswerter angebotenen Flüge oder nutzen die klassische
Kurzstrecke Calais-Dover.

Die Überreste der einstigen
Royal Enfield Fabrik in Redditch
Hier der Beweis Nicht mehr viel übrig
nach all den Jahren

Tag 28:
Irgendwie bin ich mit den englischen und kontinentalen Uhrzeiten durcheinander geraten,
jedenfalls bin ich eine Stunde zu früh wach - dabei hätte ich eine Mütze voll Schlaf noch gut
gebrauchen können... Ich komme recht spät weg, da mein Gepäck nur mit dem Aufzug zu
transportieren ist und vor der Ankunft im Hafen jeder schnell zu seinem Auto will. Das
Wetter in den Niederlanden sieht teils bedrohlich aus, bis auf ein paar Tropfen bleibe ich
zwar  verschont, aber dafür ist es glatt 2-3 Grad kühler als in England, mich fröstelt's
während der Fahrt. Um 13:30 bin ich wieder zu Hause, das Mopped wird abgeladen, der
Urlaub ist damit  beendet. Was bleibt festzuhalten? Ich habe sehr viele neue Eindrücke und
Erfahrungen gesammelt, faszinierende Landschaften gesehen und nette Menschen kennen-
gelernt, über 750 Fotos geknipst und 3 Kurzfilme gedreht, einen Satz Reifen komplett
heruntergeschruppt und vor allem einen Teil meiner inneren Ruhe wiedergewonnen -
Schottland, ich komme wieder!

 

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TIPP:
- Auch abseits von kurvigen Straßen, schönen Landschaften und netten
  Menschen hat Schottland noch was zu bieten: Das Kulturangebot ist
  vielfältig und reichhaltig.
- Wenn der Euro gegenüber dem englischen Pfund sehr stark ist, kann der
  Urlaub durchaus bezahlbar sein. Die Überfahrt alleine ist jedenfalls immer
  erschwinglich.
- Achtung! Wer zu viel gespart hat, kann das überflüssige Geld beim
  Ersatzteilehändler seines Vertrauens schnell wieder loswerden... ;-)

Letztes Update: 08.10.2009