Tag 1 (Bonn-Rotterdam, ca. 320 km):
Nachdem ich die restlichen Taschen auf die Guzzi geschnallt habe,
fahre ich zu den Freunden, die nach 10 Minuten auch reisefertig
sind. Fast pünktlich kommen wir los, aber auf der A4 kurz hinter
Köln verpasse ich fast eine Ausfahrt, Ernst und Regine schaffen es
nicht. 2 km nach der Ausfahrt halte ich und warte, und warte, und
warte... Nach einer halben Stunde werde ich unruhig und spreche
beiden auf die Mobilbox. Als ich nach einer 3/4 Stunde noch nichts
von den beiden gehört habe, male ich mir wahre Horrorszenarien aus:
die Freunde liegen nach einem Unfall blutüberströmt auf der
Autobahn, sonst hätte ich garantiert was von ihnen gehört! Ich
fahre zurück, sehe auf der Gegenspur einen Stau und bin fest
überzeugt, das die 2 dort in einer Blutlache liegen! Ich rufe die
Polizei an und frage, ob in diesem Autobahnabschnitt ein Unfall
gemeldet ist, was man mir aber nicht bestätigt. Während des
Telefonats kommt ein weiterer Anruf: die Freunde sind wohlauf und
Richtung Hafen Rotterdam unter- wegs... Ich muss die Guzzi
ordentlich treten, viel rechts überholen (was ich noch nie gemacht
habe) und alle Geschwindigkeitsbeschränkungen ausser acht lassen,
einmal wird kurz getankt, dann geht's weiter. Kurz vor dem Hafen
Rotterdam sehe ich die Freunde tatsächlich auf der Bahn wieder, die
letzten Meter werden gemeinsam zurückgelegt. Wir sind spät dran,
können aber noch problemlos einchecken. Ich entschuldige mich zwar für
meinen Navigationsfehler, halte aber trotzdem eine kleine Standpauke,
weil die beiden sich erst so spät gemeldet haben! Wir nehmen unsere
Kabinen in Beschlag, futtern etwas, ein paar Biere, dann geht's in die
Falle.
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Auf geht's! |
Bisken eng, aber
sonst... |
Sinkt das Schiff?
Nein, der Duschvorhang ist nicht ganz dicht! |
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Das erste Bier des
Abends wird geordert |
"Kunst" im Salon |
Tag 2 (Kingston-upon-Hull-Thirsk-Yorkshire
Dales, ca. 220 km):
Richtig gut habe ich nicht geschlafen, ab 04:00 wälze ich mich nur
noch herum. Um 06:00 kommt der Weckruf des Käptn's, da bin ich
schon frisch gewaschen. Um 07:30 können wir los, eine Verzögerung
ergibt sich durch die recht aus- giebige Pass- und
Gesichtskontrolle am Hafen - die Engländer sind momentan etwas
vorsichtiger... Gegen 10:30 sind wir in Thirsk am Hotel und dürfen
auch schon unsere Zimmer in Beschlag nehmen. Kurz abladen, dann
nehmen wir wieder den Asphalt unter die Räder, wir erkunden die
Yorkshire Dales. Auf den wunderschön geschwungenen Strassen
erwischt uns ein zünftiger Schauer, dessen Ende wir in einem Café
in Askrigg abwarten. Leider geht der Schauer übergangslos in
kräftigen Landregen über... Daher steuern wir nur noch kurz die
Aysgarth Falls an und dann umgehend unser Hotel. Meine den ganzen
Tag schon im Hintergrund lauernden Kopfschmerzen werden stärker
(Schlaf- mangel gemixt mit einem Vorabendbier zuviel), die werden
am Ziel mit einer Aspirin und einem Radler bekämpft. Nach Dusche
und Klamottenwechsel wird beratschlagt, wie der Abend zugebracht
werden soll. Die Entscheidung wird uns leicht gemacht, denn im
hoteleigenen Gasthof steigt eine Geburtstags- feier, daher bleibt
die reguläre Küche zu - wir müssen in die 2 km entfernte City
dackeln. Dort finden wir rasch eine Art Pub/Restaurant mit Küche.
Ernst und Regine nehmen Fish&Chips, ich eine Pasta, die
allerdings etwas "über- sichtlich" ausfällt (frei nach Loriot)...
Aus diesem Grund schiebe ich noch eine Portion Knobibrot nach.
Der Weg zurück ist weit, daher muss im Hotel noch ein letztes
Radler vernichtet werden.
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Schöne alte Häuser... |
...in den Yorkshire
Dales |
Askrigg - immer einen
Abstecher wert! |
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Ein Scone mit
Marmelade und Creme - Lecker! |
Die Aysgarth Falls |
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Der Eigenbau eines
Bewohners hat Strassenzulassung! |
Fish&Chips - in
England praktisch überall präsent |
Tag 3 (Thirsk-Edinburgh, ca. 350 km):
Gut geschlafen - endlich, war auch nötig. Nach dem cooked breakfast
fahren wir los, zuerst geht's durch den Yorkshire Moore National
Park, über dessen steile Pisten sich ein Reisebus mit gerade mal
Schrittgeschwindigkeit hochquält. Dann geht's für etwa 120km auf
die Bahn. Als wir dann endlich an die Küste gelangen, fällt mir
sogleich eine Tanke ins Auge, die für das Auffüllen der Benzin-
reserven und eine Pause genutzt wird. Ich sichte dort auch noch einen
Hoch- druckreiniger und kann nicht widerstehen: die Guzzi wird
gewaschen! Ob ich damit das Schicksal herausgefordert habe? Es
fängt an zu regnen... Dunstan- burgh Castle können wir leider nur
aus der Ferne bewundern, der Fussweg ist uns zu weit. Der Strand
ist aber auch sehenswert, der Sand hat eine Konsistenz wie
Puderzucker, die Bucht St. Aidans lockt für einen weiteren Stop.
Bamburgh Castle folgt kurz darauf, dann steuern wir Holy Island an,
auf dem Damm will ich die Helmkamera montieren und halte an.
Weiterfahren geht nicht - die Guzzi streikt... Nach 45 Minuten
Suche stellt sich die Wegfahrsperre der Alarmanlage als Übeltäter
heraus: sie lässt den Strom für die Benzinpumpe nicht mehr durch.
Weitere 15 min später ist der Schaden behoben, wir steuern die Insel
an. In das Städtchen dürfen nur Einheimische und Hotelgäste, wir
latschen zu Fuss hin. In einem Biergarten wird eine kleine
Erfrischung eingenommen, dann wird's Zeit. Statt der geplanten
Küstenroute nehmen wir die Autobahn unter die Räder, das Ziel in
Portobello nahe Edinburgh ist zwar schnell gefunden, unser Apparte-
ment dagegen eher weniger... Ein Telefonat mit dem Besitzer und wir
bekommen eine SMS mit Anweisungen. Wie in
Oulu ist der Schlüssel in einem Mini- Safe untergebracht, unser
Appartement liegt im 3. Stock - ohne Fahrstuhl, da das Haus von
1714 stammt, wie der Besitzer per SMS vermeldet hat. Schnell
umziehen, dann per Bus in die City, es regnet in Strömen. In der
Altstadt ist Hochbetrieb, bei einem Italiener finden wir den
letzten freien Tisch. Man kredenzt mir die grösste Pizza Calzone,
die ich je gesehen habe. Im Platzregen geht es zurück auf die
Princes Street, wo die meisten Busse vorbeikommen. Nach 15 Minuten
Wartezeit stellen wir verblüfft fest, das wir nun 3 Pfund statt
1,50 bezahlen müssen - Nachtbuszuschlag...
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Dunstanburgh Castle - zu weit weg... |
Warnung vor
fliegenden Golfbällen! |
Bamburgh Castle |
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Der Damm nach Holy
Island ist nicht ganz ohne... |
Schöne Aussichten |
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Schottland - Wir sind
da! |
"It's raining Cats and
Dogs" in Edinburgh |
Tag 4 (Edinburgh Stadtrundgang)
Mein Klappbett ist definitiv zu hart, ich habe schlecht geschlafen.
Nach der Morgentoilette marschieren wir los, das sonnige Wetter
soll für eine Wan- derung auf "Arthurs Seat" genutzt werden. Ein
Frühstück unterwegs ist nicht in Sicht, alles reine Wohngegend.
Dann sichten wir zumindest das Logo einer bekannten Fast-Food
Kette, wo wir ein paar Happen bekommen. Der Aufstieg ist
beschwerlich, oben tummeln sich bestimmt 100 Touris, die der steife
Wind fast umbläst. Ein Pärchen schleppt tatsächlich eine (kleine)
Harfe und einen Kontrabass auf den Hügel, um oben Musik zu machen
- Verrückt! Zurück kommen wir am Holyrood Palace vorbei, dann
geht's in die City. Diese läuft vor Strassenmusikern, Künstlern,
Artisten, schrägen Vögeln und Unmengen von Touristen glatt über, das
pralle Leben macht sich breit - kein Wunder: es ist warm, sehr sonnig,
es ist Sonntag und das "Military Tattoo" Festival ist in vollem
Gange, ebenso das "Fringe" Festival. Eine Gruppe äusserst spärlich
bekleideter Damen und Herren demonstriert lautstark, sie fordern
"Free the Nipples!" Meiner bescheidenen Meinung nach scheint es
sich dabei nicht unbedingt um ein ernsthaftes Anliegen zu
handeln... ;-) Kreuz und quer durch die City flanieren wir,
schiessen etliche Fotos, sehen auch einen mindestens mir bekannten
Strassenmusiker (Tom Ward, ein australischer Spitzenklassengitarrist),
genehmigen uns ein paar Pausen, kaufen T-Shirts und CD's und geniessen
das Gewimmel. Calton Hill ist ebenfalls von Touristen belagert. Regine
gelingt es erst mit Hilfe meiner Räuberleiter und Ernst' helfender
Hand, auf das Säulenmonument zu klettern. Wir ruhen uns auf der
Wiese etwas aus und schlendern dann gemütlich Richtung Altstadt, um
Essen zu fassen. Ein Pub mit Bar Food erlangt unsere
Aufmerksamkeit. Es gibt sogar Live- Musik, der Gitarrist und Sänger
ist nicht übel. Die Anstrengungen des Tages machen sich bei uns
bemerkbar, wir treten gegen 23:00 die Heim- reise an. "Unsere"
Buslinie scheint erst wieder zum teuren Nachttarif in 56 min zu
fahren, der Alternativbus bringt uns zumindest in die Nähe unseres
Ziels, macht aber einen grossen Umweg durch sämtliche Vorstädte. Um
00:00 sind wir endlich wieder zurück, müssen aber noch einen guten
Kilometer zu Fuss marschieren - was soll's...
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Der muss definitiv
noch üben! |
Da oben wollen wir
rauf... |
...und schaffen es
auch! |
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Viel los da oben |
Manchem wird's so
warm, dass er Abkühlung sucht |
Bei dem Getöse des
Windes schwer zu hören |
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Die Strassenlaternen
rund um Holy- rod Palace tragen ein Krönchen... |
Die Architektur
Edinburghs begeistert immer wieder |
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