Tag 17 (Noto-Catania, ca. 230 km):
Nach dem gestrigen Gewitter ist die Luft heute viel besser, weiter
geht es, für heute ist eine Runde eingeplant, Ragusa und Modica
werden kurz angefahren, ebenso Scicli, die "Cava d'Ispica" muß ich
mangels geeigneter Parkmöglichkeiten (Gepäck, mal wieder) sausen
lassen, Siracusa zuletzt. Kurz vor Modica ist eine kleine Reparatur
fällig: Der Motor der BMW läuft zu schnell, das Standgas ist auf
einer Seite zu hoch, daher funktioniert die Motorbremse nicht und
ich muß viel zu oft manuell bremsen. Die Ursache ist schnell
gefunden und ebenso schnell behoben: der linke Gas- zug hat zu
wenig Spiel. Tagesziel ist Catania, am nächsten Tag steht noch ein
Vulkanbesuch auf dem Programm: der Ätna. Die Strecke zwischen
Siracusa und Catania ist ermüdend, umso schlimmer mein erster
Eindruck von Catania: die sehr engen Gassen, das holprige Kopfstein-
pflaster, die unglaublich schmutzigen Fassaden, der Marktplatz, auf
dem sich der Dreck fast zentimeterhoch türmt - die
englischsprachige Welt hat eine treffende Floskel dafür: What a
Shithole! Das Hotel, zwar direkt um die Ecke zur Hauptgeschäfts-
und Flanierstraße Via Etnea, verbessert meine Laune nicht
unbedingt: der Rezeptionist telefoniert mit einem Freund oder
seiner Freundin und läßt sich von einem Gast nicht aus der Ruhe
bringen. Während des Telefonats gestikuliert er mir, den Paß ab-
zugeben, reicht mir einen Schlüssel und nickt in Richtung des Zimmers.
Ich lade den ersten Teil meines Gepäcks ab, immerhin ist der Rezep-
tionist nun für's Erste fertig mit telefonieren und ich darf mein
Mopped sogar im engen Hotelhof parken - ob ich hinter den beiden
Autos morgen auch wieder herauskomme? Na schön, laden wir ab,
duschen erstmal und sehen dann weiter. Die "Naßzelle" bedürfte
dringend der Renovierung, in allen Ecken der Dusche sitzt der
Schwarzschimmel, die Kachelfugen sind dreckig, an einigen Stellen
bröselt der Putz von der Decke, ich bin drauf und dran, wieder
einzupacken und mir auf eigene Faust und Kosten was Anderes zu
suchen... Raus aus dem Loch, ab in die City! Die Via Etnea ist
trubelig, am zentralen Platz lockt der Dom mit seiner schönen
Fassade und einem ebenso schönen Innenraum, aber habe ich große
Lust, Catania zu Fuß zu erkunden? Eher nicht, daher entscheide ich
mich für eine verzweifelte Maßnahme: ich besteige eine der
Touristen- Minieisenbahnen und lasse mich für 5 Euro 30 Minuten an
Catanias Sehenswürdigkeiten vorbeikutschieren und tatsächlich:
Catania HAT schöne Ecken! Fotografieren vom Zug aus geht nicht,
dafür holpert es auf dem Kopfsteinpflaster viel zu sehr, aber man
bekommt was zu sehen. Trotzdem bleibt bei mir ein zwie- spältiger
Eindruck bestehen: Catania ist ungleich schmutziger als andere
sizilianische Städte, die ich gesehen habe. Für die morgige Tour
auf den Ätna werden "fertige" Halb- oder Ganztagstouren ange-
boten, zwischen 55 und 80 Euro, ich will es trotzdem alleine
probieren.
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Der Dom von
Modica... |
...und der Dom von
Catania |
Mit der Bimmelbahn
durch Catania |
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Das Wahrzeichen von
Catania - der Elefant |
Die Fontana
dell'Amenano |
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Der Universitätspalast |
Blick durch
einen Torbogen |
Tag 18 (Catania-Ätnatour):
Das Zimmer kostet 55 Euro, natürlich ohne Frühstück... Macht nix,
auf dem Weg zum Ätna stolpere ich über ein McCafe, das ein
akzeptables Frühstück anbietet. Die Anfahrt zum Ätna macht Laune,
in schönen Kurven windet sich die Straße bis auf 1900 m hoch, ab
da ist für Individualverkehr Feierabend. Die Anfahrt "Ätna Süd"
ist gut für die unzähligen Touristen gerüstet, die bereits um
kurz nach 10:00 dort aufge- schlagen sind: reichlich Parkplätze,
diverse Souvenirshops, Gelaterias, Ristorante und eine Seilbahn.
Ich habe auf Anraten von Benno und Hilde zwar die Ledersachen
angezogen, aber Wanderschuhe dazu. Auf ins Getümmel! Die
Warteschlange an der Kasse der Seilbahn ist nach einer guten
Viertelstunde bezwungen, um 58 Euro ärmer besteige ich die Kabine.
Gut 10 min braucht sie bis auf 2500 m, dann bringt uns einer von
vielen 4x4 Bussen in einer weiteren Viertelstunde bis auf 3300 m,
dort ist End- station. Man schließt sich einem Führer an (ohne
ist nicht erlaubt!) und bekommt eine Rundwanderung entlang
einiger Krater, vom denen ein paar deutlich aktiv sind - sie
rauchen... Das Wetter passt ausgezeichnet, man hat eine gute
Sicht auf den gut 500 m entfernten, stark qualmenden Gipfel und
vor allem auf die Landschaft drumherum. Das Schauspiel ringsum
fasziniert, aus einigen Bodenritzen quillt warmer Rauch, das Gestein
an manchen Stellen ist ebenfalls warm. Der Bergführer erklärt
wort- und gestenreich die Krater, deren Entstehung und Alter - da
wird einem klar, daß der Ätna einer der aktivsten Vulkane
überhaupt ist. Nach gut 1 Stunde habe ich genug und schwitze
trotz der Höhe und der merklich dünnen Luft ganz ordentlich -
wäre ich doch bloß im T- Shirt gefahren! Zurück mit Bus und
Seilbahn erstehe ich in einem Souvenirshop eine Doppel-DVD mit
Dokus zum Ätna und Sizilien im Allgemeinen. Danach kurve ich noch
etwas herum und mache mich dann auf den Rückweg ins Hotel. Der
Feierabendverkehr in Catania ist mörderisch, wird aber relativ
problemlos gemeistert. Statt mich durch das Gewühl der engen
Gassen zu martern, fahre ich direkt die Hauptstraße, die Via
Etnea herunter und schiebe die paar Meter in die Einbahnstrasse
zum Hotel. Nach Datensicherung der Fotos und Videos nebst einer
Dusche marschiere ich wieder in die City und bummele gut 1 1/2
Stunden herum, schieße noch ein paar Fotos und suche mir dann ein
Ristorante - der Tag wäre erfolgreich beendet... Das Neueste, was
die zahlreichen Straßenverkäufer zur Zeit anbieten, sind LED-
Raketen, die mittels Gummi in die Luft geschossen werden und dann
mit einer Art Propeller wieder sanft nach unten gleiten - sehr
erfolgreich sind die Verkäufer nicht: Nach 1 1/2 Stunden
Beobachtung haben die beiden Verkäufer auf der recht großen
Piazza mit vielen Touris gerade einmal 2 Stück davon verkauft.
Einer der Käufer flitscht sich die Rakete ständig gegen den
Daumen... :-)
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Anfahrt zum Ätna |
Ausblick aus der
Seilbahn |
Der Berg raucht! |
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Immer aktiv - auch im
Alter... |
Da hält sich
tatsächlich etwas Schnee versteckt |
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Vulkan- Panorama |
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Tolles Farbenspiel |
Der Ausblick ist phänomenal |
Ein schlafender Riese |
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Dunst kommt auf... |
...in dem die Seilbahn verschwindet |
Kaktusfeigen sind überall zu finden |
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Catania bei Nacht... |
...bietet einige nette
Ansichten |
Tag 19 (Catania-Giardini-Naxos, ca. 150 km):
In Catania habe ich unweit meines Hotels gestern Abend noch ein
McCafe gesichtet, das wird für ein kleines Frühstück angepeilt.
In etwa die gleiche Strecke wie Gestern wird gefahren, an der
Station Ätna Süd mache ich kurz Rast - der Ätna ist heute
sichtlich aktiver als tags zuvor, er stößt immer wieder dunkle
Rauchwolken aus. Die Strecke zum Ätna Nord hinauf ist ein einziger
Kurvenrausch. Eine "richtige" Gipfelstation wie im Süden scheint's
aber nicht zu geben. Der Ätna reicht praktisch bis an mein Ziel,
Giardini Naxos, dank guter Vorbereitung ist auch mein B&B direkt
gefunden, eine echte Augenweide nach der Bruchbude in Catania:
das Gebäude modern, in bestem Zustand, jedes Zimmer mit eigenem
Balkon, das Badezimmer nahezu neu und blitz- sauber mit moderner
Ausstattung - Top! Ich bin früh dran, da könnte man ja schnell
nach einem Badestrand Ausschau halten...? Die Badesachen gepackt
und auf geht's! Strände gibt es zwar reichlich, aber entweder fest
in Hotelhand oder völlig überlaufen, ich suche eher was, wo mein
durchtrainierter, büro- gepflegter Luxuskörper nicht so auffällt.
:-) Ich passiere Taormina, dessen Lagune mit der Isola Bella in
der Mitte so unglaublich märchenhaft aussieht, das es kaum zu
glauben ist, da muß ich dringend eine Fotosession einlegen! Etwa
15 km hinter Giardini Naxos sichte ich ein kleines Städtchen mit
langem Strand, der nicht voll zu sein scheint, tatsächlich hat
man dort schon die Saison beendet - ideal für mich. Schnell die
Badehose an und rein ins Wasser. Das Schwimmen ist eine Wohltat,
das Wasser stark salzhaltig, zum Glück steht eine Süßwasserdusche
am Strand. Nach 2 Runden schwimmen und etwas Sonnenbaden fahre
ich zurück und laufe die ganze Promenade von Giardini Naxos
entlang, gut 3 km. Ein Eis zwischendurch spült den Geschmack des
Salzwassers herunter, ein paar ältere Herren beim angeregten
Kartenspiel laden mich regelrecht zum Fotografieren ein. Es
werden vielfach Bootsfahrten zu den Highlights der Küstenregion
angeboten, ich werde morgen früh versuchen, eine davon zu buchen,
das wäre ideal: Morgens 2 Stunden Rund- fahrt, nachmittags
Taormina. Das wäre dann aber auch der krönende Abschluß der
Sizilientour: Übermorgen geht's zurück auf's Festland, eine 530
km lange Etappe liegt vor mir...
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Kräftige Rauchwolken
auf dem Ätna |
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Blick von oben auf die
Bucht von Giradini-Naxos und Taormina |
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Der Badestrand in
Giardini- Naxos ist streng in Parzellen aufgeteilt... |
Der Ätna ist nicht
weit weg |
Nächtlicher Ausblick |
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Neptun schaut
grimmig drein... |
Farbenprächtige
Leuchtreklame |
Die alten Herren beim
allabendlichen Kartenspiel |
Tag 20 (Giardini-Naxos-Taormina-Besichtigungstour):
Könnte klappen mit der Bootstour: ein etwas kleines Bötchen
offeriert eine 2-stündige Exkursion zu den Highlights für 15 Euro,
Start um 10:00. Ich muß noch etwas Zeit abbummeln, aber ich muß
bald feststellen, daß das Geld in der Tat gut angelegt ist: Die
Küstenlandschaft ist atemberaubend schön, die "Grotta Azzurra" mit
ihren Korallen und dem blauen Leuchten des Wassers, die "Isola
Bella", die ein Museum beherbergt und die Ansicht der in den
Steilhang gebauten Städte, vor allem Taorminas ist unbeschreiblich
schön, die bizarren Felsformationen tragen zu dem wahrlich
atemberaubenden Anblick einen Gutteil bei. Das Boot schaukelt gut,
hoffentlich sind die zahl- reichen Fotos was geworden, wäre sonst
wirklich schade. In einer kleinen Bucht ankert der Käpt'n und man
darf schwimmen gehen, danach gibt's noch eine Jause an Bord.
Irgendwie beneide ich den Bootskapitän: er ist sicherlich nicht
reich und sein Geschäft stark saison- und wetterabhängig, aber gibt
es eine angenehmere Art, sein Geld zu verdienen als sich jeden Tag
ins Boot zu setzen und Touristen an der einmalig schönen Küste
entlang zu kutschieren? Ich marschiere anschließend kurz zurück ins
B&B, dann geht es per Mopped nach Taormina. Das will bezahlt und
erkämpft werden: Parkgebühren und eine lange Treppe vom Parkhaus
zum Stadt- zentrum kosten Geld und Schweiß... Taormina ist
wunderschön, lebt aber natürlich vom Tourismus, daher wimmelt es
nur so von Souvenirshops, Ristorante und Gelateria, aber irgendwie
mit etwas mehr Stil als anderswo. Ich sichte doch tatsächlich einen
Irish Pub, der nach kurzer Inspektion sogar Kilkenny vom Faß hat,
eiskalt - da kann ich nicht widerstehen... ;-) Nach dem zweiten
Bier muß ich leider aufhören, sonst wachse ich hier fest und muß
mir ein Taxi leisten... Ein weiteres T-Shirt mit dem Aufdruck
"Taormina" MUSS erstanden werden, dann sehe ich mir das"Teatro Greco"
an, das satte 8 (!) Euro Eintritt kostet - eigentlich viel zu viel,
aber man kann nicht Taormina besuchen ohne das alte römische
Theater (das übrigens heute noch regelmäßig für Aufführungen
genutzt wird), besichtigt zu haben. Auf dem Rückweg zum Parkhaus
sehe ich noch einen gut sortierten, auf Folklore spezialisierten
Souvenir-/Musikladen, dessen Besitzer mich musikalisch ein wenig
für meine (noch zu erstellende) Urlaubs- DVD berät, da er selbst
professionelle DVD produziert, wie er mir anhand der Auslage seines
Geschäftes beweisen kann. Eine Doppel- CD wird folgerichtig (und
hoffentlich passend) ergattert, dann werden für knapp 3 1/2 Stunden
Parken nochmal 7 Euro fällig. Zurück im B&B brauche ich eine
Dusche, dann geht es zum letzten Mal zum Abendessen auf
sizilianischem Boden. An der gleichen Straßenecke wie Gestern
sitzen die alten Herren und spielen wort- und gestenreich Karten.
Ich sehe es mir noch ein paar Minuten an, dann suche ich mir ein
Ristorante. Ich muß unbedingt noch Datensicherung der Fotos machen,
es ist nur noch Platz für knapp 70 Bilder auf der Speicher- karte.
Am Nebentisch sitzt ein Pärchen aus Schweden, mit denen ich mich
noch eine Weile nett unterhalte.
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Fantastische
Felsformationen... |
...entlang der
Küste... |
...Taorminas
warten... |
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...überall auf... |
...begeisterte
Touristen |
In der "Grotta
Azzurra" |
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Korallen haben sich
in der Grotte angesiedelt |
Die Landschaft
ist... |
...einfach
unbeschreiblich schön |
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Wer will, kann baden
gehen |
Faszinierendes
Farbspiel im Wasser |
Die Isola Bella ist
ein echtes Kleinod |
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Taormina - der Tisch
ist reich gedeckt |
Die Piazza... |
...bietet einen
einzigartigen Ausblick auf die Küste |
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Noch eine schöne
Piazza |
Das Teatro Greco... |
...heute noch in
Betrieb! |
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