Tag 21 (Giardini-Naxos-Praia-a-Mare, ca. 530 km):
Für's Frühstück habe ich leider keine Zeit, da ich nicht weiß, wie
es mit der Fähre klappt. Scheint zu funktionieren, um 09:30 bin ich
an, um 10:00 auf der Fähre. Die Fähre ist deutlich größer als die
auf der Hinfahrt, ich klettere aber nicht auf Deck - zu stressig,
zu warm... Was ich aber nicht bedacht habe ist, daß einige
Autofahrer immer vergessen, ihre Alarmanlagen auszuschalten - das
Pfeifen unter Deck ist entnervend. Unglaublich: Sogar unter Deck
versuchen Straßenhändler (Bootshändler?) ihre Waren zu verkaufen.
Die ersten 200 km sind lang- weilige Autobahn, der Rest sehr viel
interessanter: das Städtchen Morano Calabro schmiegt sich mit
seinen Häusern wie ein Handschuh um den Berg, ein grandioser
Anblick. An einer Tanke treffe ich eine Gruppe Italiener mit BMW's,
die mich auf der Autobahn schon einmal überholt haben, und mich,
angesichts meiner "alten" GS ansprechen. Eine Frau spricht gutes
Deutsch (da mein Italienisch leider wieder mal nicht reicht) und
erklärt mir, das sie in Garmisch-Partenkirchen auf einem BMW
Treffen waren und nun auf dem Heimweg sind. Sie wollen unbedingt
ein Gruppenfoto mit mir haben, was ich gerne erfülle. Sie merkt noch
an, daß es doch nett sei: Italiener, die nach Deutschland fahren
und Deutsche, die nach Italien fahren - ich muß ihr bedingungslos
beipflichten. Die Fahrt durch den "Parco Nazionale del Pollino" ist
ein einziger Kurven- und Kehrenrausch, die vermutlich nur noch von
Einheimischen und vereinzelten Touristen genutzte Straße windet
sich wie eine gigantische Schlange um die Berge. Vorher bemerke ich
bei einer Durchfahrt durch ein Städtchen ein merkwürdig
schnarrendes Geräusch meiner BMW, das sich beim Gasgeben verstärkt
- der Spiegel ist es nicht, auch nicht die Hand- protektoren, da
fällt mein Blick zufällig nach unten: die Hupe scheppert auf dem
linken Auspuffkrümmer, nur noch von den Kabeln gehalten! Ursache:
die Ringschelle um den Sturzbügel, an dem die Hupe befestigt war,
ist gebrochen. Der Schaden wird mit Hilfe von 3 Kabelbindern
vorläufig behoben, weiter geht's. Knapp 30 km später merke ich, daß
der linke Spiegel bedenklich stark vibriert, ob der noch bis nach
Hause hält? Tut er nicht: in einer kleinen Kurve macht es auf
einmal vernehmlich "Knack" und der Spiegel liegt auf der Straße...
Ich halte nicht an, was sollte ich auch tun? Kleben geht nicht,
andere Befestigungsmöglichkeiten auch nicht, der Spiegel ist hin -
die buckligen Straßen fordern allmählich ihren Tribut... :-) Eine
3/4 Stunde später erreiche ich mein Tagesziel, Praia a Mare, ein
Städtchen, das offensichtlich von seinem Strand und der Landschaft
lebt, während der Himmel zusehends dunkler und bedrohlicher
aussieht. Das Hotel ist nicht auf Anhieb zu finden, mein Wegpunkt
liegt knapp 200 m daneben. Das Hotel ist recht groß, das Zimmer in
Ordnung. Noch vor dem obligatorischen Duschen und Klamottenwechsel
setze ich den noch intakten rechten Spiegel nach links und drehe
ihn um - hoffentlich hält der wenigstens... Den defekten Spiegelarm
muß ich dennoch rechts montieren, da mit ihm der Hand- protektor
befestigt ist. In der City ist nicht (mehr) viel los, merkwürdiger-
weise befindet sich an der schönen Strandpromenade kein einziges
Ristorante, nur Wohnhäuser. Aber auf der Hauptstraße findet sich was,
auch wenn sich bereits viele Geschäfte im Winterschlaf befinden,
schließ- lich lande ich in einem Cafe, das auch eine Art belegte
Minipizzen anbietet, die überraschend gut schmecken. Es beginnt zu
regnen, aber nach wenigen Tropfen scheint der Spuk schon wieder
beendet zu sein. Gegen 20:30 sind die Bürgersteige praktisch schon
hochgeklappt, während es in anderen Städten jetzt erst losgeht. Aus
Vorahnung vermutlich habe ich mir kurz vorher im örtlichen
Supermarkt zwei Büchsen Bier gekauft und im Hotelzimmer im
Kühlschrank verstaut, die werde ich nachher genüßlich vor dem Hotel
süffeln... ;-)
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Irgendwo unterwegs,
ein hübscher kleiner Stausee |
Der Parco Nazionale
del Pollino - beeindruckende Landschaften |
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Morano Calabro - ein
bildhübsches Städtchen |
Immer wieder tolle
Ausblicke |
Die Straße macht
richtig Laune |
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Praia a Mare in Sicht
(rechts) |
Das Wetter sieht nicht
sehr vertrauenswürdig aus |
Tag 22 (Praia a Mare-Termoli, ca. 430 km):
Recht früh bin ich wach, zu früh... Was tun? Prüfen wir doch noch
mal die Hotelreservierungen auf dem Laptop, dabei fällt mir auf,
dass das Zimmer ungewöhnlich viele Steckdosen hat, das muß
ausgenutzt werden: Laptop, Smartphone, Kamera, Navi und die
Actioncam bekommen frischen Saft. :-) Nebenbei tausche ich die
fast volle Speicherkarte der Kamera gegen eine Reservekarte aus,
sonst bleibt mir für Florenz nicht mehr genug Platz übrig für
neue Bilder. Diesmal nehme ich mir Zeit für's Frühstück, nach dem
üblichen Beladungs- Prozedere geht's los. Der erste Teil der Strecke
nach Termoli macht Spaß, die kurvige und flotte Landstraße sowie
die Bergland- schaft lassen die Fahrt nicht langweilig werden. An
einer Tankstelle habe ich eine Idee: Florenz ist schließlich
keine Kleinstadt, vielleicht gibt's dort einen BMW Händler, der
einen Ersatzspiegel hat? Ich rufe bei "meiner" BMW Niederlassung
in Bonn an und frage nach. Die Kollegen schicken mir eine SMS mit
der Adresse eines Händlers, den werde ich am Montag, wenn
möglich, aufsuchen. Der weitere Streckenverlauf ist eintönig und
trostlos: die Ebene wird von der schnurgeraden Straße
entzweigeschnitten, Kurven gibt es praktisch nicht. Foggia bietet
auch keinerlei Abwechslung, jedenfalls beim Durchfahren der
Tangente. Dennoch gibt es überraschend viel "Verkehr": zwischen
Foggia und Termoli stehen etwa alle 500 m sommerlich gekleidete
Damen am Straßenrand und warten anscheinend auf den Bus oder
so... Mein Hotel liegt im Zentrum der winzig kleinen (vermutlich
nicht mal 500 m² groß) Altstadt, die nicht direkt angefahren
werden kann. Was nun? Wieder am Hafen parken und das Gepäck
mühsam ins Hotel schleifen? Ich sehe mir das "Einfahrt verboten"
Schild genauer an und lese daraus, daß man zum Be- und Entladen
zwischen 07:00 und 20:00 für 30 min ein- fahren darf, was ich
denn auch tue. Die Altstadt wird von einer Ringstraße umkreist,
ins eigentliche Zentrum dürfen dann aber wirklich nur noch
Einheimische. Das reicht mir aber, mein Hotel ist nur 100 m von der
Ring- straße entfernt, das schaffe ich spielend. Das Hotel ist
kein Kasten im üblichen Sinn, es ist in einem Wohnhaus
untergebracht, die Zimmer sind auf angrenzende Häuser verteilt.
Das Zimmer ist prima, der junge Rezeptionist spricht Englisch und
nach einer Dusche geht es mir auch wieder besser nach der Schwüle
der Ebene. Er merkt noch an, daß es mit dem Motorrad in gut 4
Std. bis Florenz zu schaffen sei... Ich weiß zwar, daß Italiener
gerne schnell fahren, aber das halte ich dann doch eher für ein
Gerücht. Solange das Fotolicht noch gut ist, spaziere ich durch die
schmucke Altstadt und suche nach leicht zu findenden Fotomotiven.
Die "Neustadt" hat außer der üblichen, umtriebigen Piazza nicht
viel zu bieten, eher italienischer Kleinstadt- Durchschnitt. Eine
Gelateria mit einem wirklich gut gemachten Eis ist dennoch rasch
gefunden, der anschließende Strand- besuch offenbart eine recht
großen, schönen Sandstrand. Für's Abend- essen ist's noch zu
früh, mir schmerzt der Rücken auch so sehr, daß ich mich im
Zimmer eine Stunde langlege. Als ich zwecks Nahrungsaufnahme
zurück in die Neustadt wandere, ist diese wie ausgewechselt: Ganz
Italien, was sage ich, ganz Termoli ist auf den Beinen, man kann
kaum durch die Menschenmassen laufen. Ein offenes Ristorante ist
schnell ausgemacht, mein Menü (Pasta mit Cremesauce und Trüffeln,
hinterher ein Tiramisu), eher solider Durchschnitt, keine
Offenbarung wie z. B. in Agrigent. Der morgige Tag macht mir ein
wenig Sorgen, einerseits wg. der langen (585 km) Strecke,
andererseits wg. der Wettervorhersage: die Regen-
wahrscheinlichkeit liegt für Florenz laut Wettervorhersage bei gut
80%... Die Italiener sind echte Machos und Frauentypen: eine
Gruppe von etwa 12-15 jährigen Jungen sieht auf der Piazza eine
Gruppe gleich- altriger Mädchen auftauchen, es geht ein großes
Gejohle los und einer der Jungs stürmt förmlich auf die Gruppe
Mädchen zu und knutscht eine nach der anderen ab, ob die nun will
oder nicht... :-) Bis 23:30 sitze ich auf der Piazza uns sehe
dem bunten Treiben zu.
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Termoli - Blick auf
die Kirche |
Eindrucksvolles
Blumenensemble |
Blick auf das Meer und den Strand |
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Der Stadtturm |
Die Altstadt von
Termoli vom Strand aus |
Die Piazza lädt zum Verweilen ein |
Tag 23 (Termoli-Florenz, ca. 615 km):
Nach dem Frühstück geht es direkt auf die Bahn, heute müssen
Kilometer gemacht werden. Kurz hinter Termoli kann ich an einer
Tanke mit Automat für 20 Euro tanken, da weiß ich aber noch
nicht, daß auf der Bahn durch die Abruzzen Richtung Rom für satte
97 km (!) keine weitere Tanke mehr auftaucht... Der Sprit reicht
zum Glück bis dahin, eine Pause ist nach 2 1/2 Stunden Autobahn
aber auch dringend nötig. Noch ist es trocken. Aber nicht lange:
25 km vor Rom nötigt mich ein kurzer, aber heftiger Wolkenbruch,
zumindest die Regenhose anzuziehen. Da es die meiste Zeit immer
wieder tröpfelt, bleibt die Hose bis zur nächsten Pause erstmal
an. Bald muß ich jedoch "Vollzeug" setzen, es kübelt wie aus
Eimern. 30 km vor Florenz suche ich Zuflucht an einer Tanke unter
einem riesigen Sonnenkollektor (!). Die Rechnung für die lange
Autobahnfahrt von Termoli bis nach Florenz folgt an der
Mautstelle: satte 39 Euro, das gibt meine Viacard nicht mehr her. Am
Automaten meldet sich ein Assistent, dem ich klarmachen kann, daß
ich den Rest mit der Kreditkarte bezahlen möchte, das klappt zum
Glück. Das Hotel ist schnell gefunden, zum Glück ist am Sonntag
in Florenz nicht allzuviel Verkehr. Das Zimmer ist einfach, aber
brauchbar. Nach der obligatorischen Dusche kann ich den
Moppedschlüssel nicht finden - sollte ich den am Mopped gelassen
haben? Da ist er nicht, aber wo dann? Erst, als ich alle
Gepäckstücke durchsucht habe und langsam Panik aufkommt, fällt es
mir blitzartig wieder ein: Ich hatte für morgen die Wanderschuhe
aus dem linken Koffer geholt und da ich dann keine Hand mehr frei
hatte, die Schlüssel in den rechten Schuh gesteckt - selber
Schuld, du Dussel! Ab in die City, die Kathedrale wird als Erstes
angesteuert, ein bemerkenswertes und wunder- schönes Kunstwerk der
Architektur. In einem Souvenirshop erstehe ich noch ein T-Shirt,
den Verkäufer verblüffe ich noch mit dem T-Shirt Falttrick... Leider
schüttet es schon wieder, daher suche ich an einer Straßenecke Unterschlupf unter einem Vordach. Mit Verblüffung stelle ich
fest, daß die auch hier zahlreichen Straßenverkäufer
blitzschnell ihr Portfolio von den üblichen Gimmicks auf
Regenschirme und Ponchos umgestellt haben - die sind sehr flexibel.
Es ist erstaunlich kühl geworden, morgen werde ich die "Island-"
Jacke mitnehmen. Leider haben die Uffizien am Montag Ruhetag -
Mist... Mal sehen, was sich sonst noch so anstellen lässt. Noch
recht lange habe ich mich mit einem deutschen Pärchen
unterhalten, das bereits viel gereist ist und viel erzählen kann
- Nett!
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Florenz: Die
Kathedrale... |
...offenbart aus jeder... |
Perspektive... |
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...beeindruckende... |
...Details und... |
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...reizvolle Ansichten... |
...außer bei
Platzregen! |
Tag 24 (Florenz-Besichtigungstour):
Zuerst suche ich den gut 3 km entfernten BMW Händler auf, in der
schwachen Hoffnung, dort einen neuen Spiegel ergattern zu können -
haben sie aber nicht, vermutlich ist das Mopped für die Italiener
einfach zu alt. Dann werden die zahlreichen Sehenswürdigkeiten
aufgesucht, als da wären: die Kathedrale, die Ponte Vecchio,
die David Statue (nur die Kopie, das Original steht heute im
Museum), die eindrucksvolle Piazza della Signoria, die Piazzale
Michelango und was weiß ich noch alles. Unterwegs treffe ich
tatsächlich noch einmal das deutsche Pärchen von gestern Abend
wieder, die gerade mit ihrer Besichtigungstour anfangen. Heute
nerven mich die beim teils kräftigen Regen recht aggressiv
werbenden Straßenverkäufer, alle 20 m heisst es "Umbrello?
Poncho?". Ich suche lange nach einem geöffneten Café, aber alles voll
besetzt. Ristorante wären kein Problem, aber Hunger habe ich
derzeit nicht. Schließlich finde ich was und bestelle nur aus
Verlegenheit eine Limo, die Dose kostet satte 4 Euro (immerhin mit
Glas und Eiswürfeln drin)... Ich brauche dringend etwas Ruhe, daher
haue ich mich im Hotel 2 Stunden aufs Ohr, danach zeigt sich
Florenz wettermäßig von einer etwas besseren Seite. Ich wandere noch
einmal durch die City und erklimme am anderen Flußufer die Piazzale
di Michelangelo, in der Hoffnung, daß sich der steile Aufstieg über
die lange Treppe lohnt. Es lohnt sich definitiv: der Ausblick auf
die Florentiner Altstadt mit einem dra- matischen Sonnenuntergang
hat außer mir zahlreiche andere Touristen mit Kameras, Stativen,
Smartphones und Videokameras auf die Piazzale gelockt. Und über
Allem wacht David (schon wieder einer...?) und sieht auf die Stadt
zu seinen Füßen herunter. Ich entscheide mich für ein Ristorante auf
der Piazza della Signoria, wohl wissend, daß es dort sicherlich
teurer als anderswo sein wird, aber ich möchte noch ein wenig die
Aussicht genießen. Die ersten Ristorante haben bereits Heizstrahler
für die Kunden draußen aufgebaut. Es keimt etwas Wehmut in mir auf
- mein letzter Abend in Italien, der Urlaub neigt sich dem Ende
zu.
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Neuester Trend:
Städte- besichtigung mit Segway |
Die Piazza della
Signoria... |
...mit dem
Neptunbrunnen |
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Michelangelo's David |
Perseus mit dem
Haupt der Medusa |
Die Ponte Vecchio |
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Die Kirche Santa
Croce |
Interessante
Fassaden- gestaltung |
Der Dom beeindruckt
auch im Innenraum... |
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...mit
farbenprächtigen Bildern |
Vollkommen
zugeparkt! |
Die Ponte Vecchio
bei besseren Sicht- und Wetterverhältnissen |
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Blick von der
Piazzale Michelangelo auf die Altstadt von Florenz |
Noch ein David... |
Die Fotografen
warten auf den perfekten Moment |
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