Honda SL350 K1

12.06.2023 - Was liegt noch an? OK, der Tankverschluss muss noch montiert
werden - eine Arbeit, bei der mir immer der kalte Schweiß (ungeachtet der hohen
Außentemperaturen...) auf der Stirn steht: Da die Passungen für den "Flip" Mecha-
nismus recht eng und der Tank lackiert worden ist, müssen sowohl die Befesti-
gungsbohrungen als auch die seitlichen Laschen vom Lack befreit werden. Eine
"günstigere" Gelegenheit, den frischen Lack am Tank zu ruinieren, gibt's eigentlich
kaum... Aber es glückt mir: nach einer halben Stunde und etwas Rumprobiererei
habe ich den Mechanismus mitsamt Feder und 2 langen M3 Schrauben am Tank
befestigt. Der Benzinhahn wird montiert, dann der Tank vorsichtig auf den Rahmen
gesetzt. Habe ich Benzinschläuche im ungewöhnlichen Maß 4,5 mm am Lager?
Doch, habe ich noch übrig. Zwei Leitungen werden montiert, dann ist Zeit für den
Feierabend.

Gaaaanz vorsichtig,
beim Teutates!
Passt. Die Seitenansicht
des schicken Moppeds.


15.06.2023 - Soll ich versuchen, den Motor zu starten? Eigentlich sollte ich mir
den (mutmasslichen) Frust sparen, aber ich kann nicht anders... Aber zuerst fertige
ich mir noch die beiden Spritleitungen für die Überläufe der Schwimmerkammern
an. sie werden am Motor entlanggefädelt und enden im Freien. Dann schnalle ich
das Vorderrad von der Hebebühne ab und lasse den Motorheber herunter, dann
darf das Mopped von der Bühne und steht zum ersten Mal auf dem Seitenständer.
Gut, füllen wir 2 Liter Benzin in den Tank und versuchen unser Glück: Nach nicht
allzu vielen Tritten springt der Motor an, sogar auf beiden Zylindern! Laufen tut
er nicht rund, aber ohne mechanische Geräusche. Aber während ich noch nach
einem Schraubenzieher angele, um Standgas und Abgas einzustellen, bemerke ich
massiven Ölverlust. Motor aus - wo kommt das her? Zu meinem Leidwesen kommt
es aus dem Spalt zwischen Zylinder und Motorblock, und zwar recht viel - genau
an der Stelle sitzt ein Stehbolzen und eine Ölbohrung, durch die der Zylinderkopf
mit Schmiermittel versorgt wird. Habe ich da was vergessen? Laut Teilekatalog sitzt
dort keine Passbuchse oder etwas Ähnliches, nur die Zylinderfußdichtung. Ich
gebe auf und bestelle 2 neue Dichtsätze. Besonders ärgerlich: Laut Werkstatt-
handbuch muß zum Abnehmen des Zylinders der Motor ausgebaut werden...
Also: alles nochmal auf Anfang - wäre ja auch zu schön gewesen. Und, lieber
Lackierer: DAS meinte ich, als ich sagte, dass es mit der Montage der Lackteile
nicht getan sein wird: Bisher hat es noch mit keinem meiner restaurierten
Schätzchen auf Anhieb funktioniert.

Es leckt... ...und zwar leider
am Zylinderfuß!
Steht schon wieder auf
der Hebebühne, bereit
zum Zerlegen.

27.06.2023 - Soll ich mal nach dem Mopped sehen? Ich habe immerhin eine kleine
(sehr kleine...) Hoffnung, den Motor doch noch dicht zu bekommen: Bei der Suche
in Teilekatalog und Werkstatthandbuch nach möglichen Ursachen habe ich nämlich
festgestellt, dass ich das Anzugsdrehmoment der Zylinderstehbolzen falsch umge-
rechnet habe: Statt 17,5 Nm müssen es nämlich 19,6 sein. Folgerichtig wird zuerst
die obere Motorhalterung gelockert (damit die Teile "rutschen" können) und dann
die 8 Hutmuttern nachgezogen, dann starte ich den Motor. Der Ölverlust ist noch
da, wenn auch deutlich geringer geworden. Ich klopfe mit dem Gummihammer nach,
dann ziehe ich nach dem Warmlaufen nochmals nach. Der linke Schwimmer im
Vergaser hängt, ich stelle den Schwimmer neu ein. Dann passiert, was offenbar
passieren muss: Das Mopped steht auf dem Seitenständer, ich kicke von rechts,
der Motor will sich nicht drehen, das Mopped kippt erst zu mir, der Seitenständer
klappt ein, das Mopped kippt nach links, ich kann's nicht halten - Pardauz!
Resultat: eine fette Schramme im Lack des Rahmenhecks... Ich glaub's nicht!
Mit etwas Tupflack wird die Schramme notdürftig ausgebessert, mehr kann ich da
erstmal nicht tun. Dann will ich den ich den Motor erneut starten, aber es rührt
sich nichts mehr - Zündfunken weg, Licht weg. Das Licht ist urplötzlich wieder da,
aber der Zündfunken bleibt aus - da wütet wohl noch der Kupferwurm. Die beiden
schicken Abdeckungen am Zylinderkopf muss ich etwas nachschleifen, sonst passt
der Kerzenschlüssel nicht vorbei. Aber für heute reicht's mir mal wieder. Ob ich den
Motor immer noch ausbauen und zerlegen muss, werde ich nach dem nächsten
Motorlauf entscheiden.

Toll... Hier muss für mehr
"Luft" gesorgt werden.

07.07.2023 - Nach ein paar Tagen der Erholung vom Frust mit den Lackschäden
sehe ich mal wieder nach dem Rechten. Ich schliesse meine Zündlichtpistole wechsel-
weise an beide Zylinder an und kicke - der Zündfunke ist offenbar auf beiden Seiten
vorhanden. Nach wenigen Tritten springt der Motor an, läuft aber wieder extrem
unrund und qualmt schwarz aus dem linken Topf. Ich baue die Verbindungsstutzen
zu den Luftfiltern ab, da ich befürchte, die Luftfilter zu stark mit Luftfilteröl benetzt
zu haben - das ändert aber nichts. Aber jetzt kann ich mir die Gasschieber ansehen,
der linke Zylinder hinkt deutlich hinterher, der Zugversteller regelt das nach. Dann
werfe ich den Abgastester an und prüfe, das Ergebnis ist wie erwartet: Links bis
zu 9 % (!) CO, rechts zwischen 2,5 und 3. Aber egal, wie ich am linken Vergaser
herumschraube, das Abgas geht nur unwesentlich runter. Zudem reagiert der
Leerlauf kaum auf die Schieberschrauben - sind die zu kurz? Ich hole mir die
alten Vergaser und die Altteile aus dem Bastelkeller und vergleiche die Stell-
schrauben miteinander, aber es ist nichts zu sehen. Im Ersatzteilkatalog sehe ich
aber, das es verschiedene Leerlaufdüsen gibt, daher beschliesse ich, mir diverse
Vergaserteile original zu kaufen statt aus dem Zubehör, ob's hilft? Wir werden sehen.

Mein Abgastester zeigt kurz
darauf die weiße Fahne...
Auch ohne Luftfilter und mit den
alten Stellschrauben tun die
Vergaser nicht ihren Job.

28.07.2023 - Da es an der Guzzi derzeit nicht weiter geht, arbeite ich ein wenig an
der Honda. Die Vergaserprobleme sollen in Angriff genommen werden, zuerst das
Standgas. Warum sowohl die neuen als auch die alten Stellschrauben zu kurz sind,
erschließt sich mir nicht, aber Tatsache ist, dass sich die Gasschieber zu wenig
bewegen. Zuerst wollte ich die Schrauben irgendwie "verlängern", aber den Gedanken
habe ich schnell verworfen. Das Gewinde ist M6x0,75, also Feingewinde, das gibt's
als Werkzeug zu kaufen. Aber geeignetes Messing-Rohmaterial habe ich quasi nicht,
nur ein viel zu kurzes und zu dickes Stück. Ob ich im Baumarkt fündig werde? Tat-
sächlich gibt eine 1 Meter Stange mit 6,5 mm Durchmesser, allerdings zum Wucher-
preis von 19,95... Nutzt nix, ich brauche das Ding. An einer neuen Stellschraube
nehme ich die Maße ab und spanne die Stange in die Drehbank. Schnell nähere ich
mich dem Ziel, aber für das vergleichweise weiche Material bin ich zu grob: der
dünngedrehte Teil bricht ab... Naja, 90 cm Material habe ich ja noch übrig.
Beim 2. Versuch klappt es, auch das Schneiden des Gewindes klappt. Für den
Schraubenkopf habe ich mir extra was besorgt: eine kleine Rändelzange, die kommt
jetzt zum Einsatz. Klappt ganz gut, der Schlitz im Schraubenkopf wird mit dem
Dremel und einer dünnen Trennscheibe gemacht, damit ist die erste Schraube fertig,
die 2. mache ich morgen.

Schwingt ganz schön auf und ab... Die untere Schraube ist mein
neu angefertigtes Teil


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Letztes Update: 28.07.2023