Honda SL350 K1

02.10.2023 - Der Brückentag wird u.a. natürlich auch für die SL genutzt: Zuerst
krame ich aus dem Bastelkeller Vergaserteile meiner CB250G zusammen - mal
sehen, ob und was davon auf die SL Vergaser passt. Überraschenderweise
habe ich 2 Sätze Hauptdüsen in verschiedenen Größen die auch passen, daher
probiere ich zuerst 110er Hauptdüsen statt der 120er. Ergebnis: Der Motor nimmt
schlecht Gas an und patscht - Gemisch zu mager, Düsen wieder raus. Die Nadel-
düsen sind leider nicht mehr zu bekommen, aber ich habe von der CB250G noch
Neuteile, ob die passen? Ich klopfe vorsichtig aus einem alten Vergaser die Nadel-
düse aus und vergleiche sie mit der der CB. Passt grundsätzlich, ist aber 1,5 mm
länger. Ich sehe mir das Ganze genau an und entscheide, das die Überlänge keinen
Einfluß hat und tausche die Nadeldüsen meiner Vergaser gegen die Neuteile aus.
Ganz schön ausgenudelt, die Altteile... Aber bringen tut's auch nix, immer noch
qualmt die Honda schwarz und das Abgas ist zu hoch. Wo zum Teufel kann der
Fehler noch liegen? So langsam bin ich mit meinem Latein am Ende, ich sehe mir
die alten Vergaser genau an, ob ich's nochmal mit diesen Teilen versuchen soll?
Am rechten Vergaser, der mit Batteriesäure geflutet wurde, ist die Luftbohrung für
die Hauptdüse zu, trotz bereits erfolgter Ultraschallreinigung. Ich nehme mir die
alten Gehäuse mit in den Bastelkeller und werfe den Ultraschallreinger an, der
rechte Vergaser bleibt über eine Stunde in der Reinigungsflüssigkeit, trotzdem
ist die Bohrung verstopft. Da die Bohrung nicht geradlinig verläuft, hat der Hersteller
mehrere Kanäle gebohrt und anschließend mit Messingkugeln verschlossen.
Herumpopeln mit einen dünnen Stück Schweißdraht funktioniert nicht, auch der
massive Einsatz von Druckluft nicht. Ich träufele Rostlöser in die Luftansaugbohrung
und hoffe, das der über Nacht etwas ausrichten kann, ansonsten muss ich die
Blindstopfen entfernen, um an die Kanäle zu kommen und diese anschließend
wieder verschließen... Heikle Sache.

Eine neue CB Nadeldüse
neben einer SL Nadeldüse. 
Die Düsennadel zeigt's an:
   
Das Altteil ist ganz
schön verschlissen.
Ob ich die noch mal
ans Laufen bekomme? 

03.10.2023 - Der Rostlöser hat nicht geholfen, der Kanal ist nach wie vor zu. Na
schön, versuchen wir den Kanal anders frei zu kriegen: Ich sehe mir den Verlauf
der Bohrungen an und schleife die Kugel, die den Kanal am Ende verschließt, mit
Dremel und dünner Schleifscheibe flach, so dass ich einen Körner ansetzen kann.
Dann bohre ich mit einem 1 mm Bohrer, bis die Kugel durchlöchert ist. Eine winzige
Blechschraube wird in die Kugel gedreht, ein kräftiger Ruck und der Kanal liegt frei.
Ich stochere mit einem Draht drin rum, komme aber nicht weit - müsste ich aber!
Da der Kanal gerade verläuft, setze ich erneut den 1 mm Bohrer an, bis dieser im
Vergaser versinkt: eine unglaubliche Menge an versteinertem Dreck rieselt aus dem
Kanal, da kann sicherlich das beste Ultraschallbad nichts ausrichten. Mit einem
angespitzten Schweißdraht werden die Reste des Drecks entfernt, dann kann ich
den Kanal wieder verschließen, aber womit? Ich habe eine dünne Stange Messing,
das wäre geeignet. Der Reitstock Oberschlitten der Drehbank wird so gedreht, das
ich einen Kegel drehen kann, den ich dann in die Öffnung des Vergasers einklopfe.
Versuch 1 schlägt fehl - der Winkel war zu steil, der Kegel hält nicht in der Bohrung.
Ebenso bei Versuch 2, aber beim 3. Anlauf funktioniert es. Ich kann den Kegel
einklopfen, bis er fest sitzt, der überstehende Teil wird abgeschnitten und geglättet,
das wird dicht sein.

Angebohrt und... ...herausgezogen ist der
Verschluß des Kanals.
Ein neuer Stopfen...
...der aber erst beim 3. Versuch
einwandfrei sitzt.
Eingeklopft und abgeschliffen.

04.10.2023 - Ich opfere den wohlverdienten Feierabend und baue die Vergaser
wieder ab - mittlerweile kann ich das ohne hin zu gucken... Im Bastelkeller werden
die Kanäle des Leerlaufgemischs geöffnet und - wie groß ist meine Enttäuschung,
als sich praktisch kein Dreck in den Kanälen findet, darauf hatte ich gehofft. Trotzdem
kratze, spüle und puste ich natürlich alles nochmal durch. Nachdem ich die Kanäle
mit neuen Blindstopfen verschlossen habe, mache ich mir Gedanken, wie's nun
weitergehen soll: Ich werde die Vergaser auf jeden Fall nochmal testen, wenn das
nichts bringt, bekommen die alten Vergaser die Teile des anderen Satzes verpasst
um zu sehen, ob sich wenigstens was ändert - ob zum Guten oder zum Schlechten...
Der Kanal ist offen und
- leider - nicht verstopft.
Ein neuer Blindstopfen... ...wird nach der Reinigung
vorsichtig eingeklopft.

05.10.2023 - Die Vergaser werden wieder montiert, der Test bringt - Nichts...
Also baue ich sie wieder aus, zerlege sie komplett und baue mit den Teilen die
Originalvergaser zusammen. Nach einer 3/4 Stunde sind die Vergaser zusammen-
gebaut und montiert - Probelauf: Auch nichts! Jetzt fällt mir definitiv erstmal nichts
Neues mehr ein, wo ich noch nach einem Fehler suchen könnte. Logisch betrachtet
kann es nun nicht an den Vergasern liegen, da beide Paare die gleichen Symptome
zeigen, es sei denn, die neu gekauften Teile, die ich natürlich auch in die alten Ver-
gaser montiert habe, haben eine Macke, aber die habe ich bestimmt schon 10 x
mit den Altteilen verglichen, ohne Ergebnis. Keine Ahnung, wie's jetzt weitergehen
soll...
Komplett auseinander. Die alten Gehäuse sind dran.

06.10.2023 - Da die beiden Originalvergaser nicht im besten Zustand sind und die
Aktion gestern nichts geändert hat, baue ich alles wieder um: Vergaser ausbauen,
alles abbauen und auf die anderen Vergaser einbauen, dann die Vergaserbank
wieder montieren. Testlauf... Aber zuerst ist der rechte Spritschlauch undicht,
ist der aufgequollen? Keine Ahnung, ein neues Stück behebt das Problem. Dann
erneuter Motorstart, die Düsennadeln habe ich vorher wieder auf die mittlere
Position gehängt. Der Motor springt an, beide Zylinder lassen sich halbwegs auf
3,5 % Abgas einregeln, dann aber fängt er an zu stottern - der rechte Zylinder
läuft nicht mehr. Zündkerze raus und reinigen, er läuft wieder! Aber nur 30 Sekunden,
dann ist's wieder vorbei. Ich baue eine der auf Seite liegenden "kalten" (aber laut
Handbuch richtigen) Kerzen wieder ein und das Spiel wiederholt sich: 30 Sekunden
in Ordnung, dann fällt der Zylinder aus. Vermutlich ist jetzt die Zündspule abge-
raucht... Ich habe die Nase voll und schließe die Garage ab.

Schon wieder kompletter Umbau!


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Letztes Update: 06.10.2023