Royal Enfield Model G Restauration

11.01.2008 - Ein teurer Tag: Nachmittags kann ich die beim
Motoreninstandsetzer abgegebenen Teile abholen - den Steuer-
gehäusedeckel und den inneren Primärdeckel. Der Steuerdeckel
musste an allen Dichtflächen geplant werden, außerdem mussten
die beiden Ölpumpen eingeschliffen und ein Plätzchen für den
Anschluss Öldruckmessers gefunden werden. Letzterer sorgte für
Überraschungen: Im Bastelkeller hatte ich bereits mittels Sprühdose
und Werkstatthandbuch die diversen Ölkanäle erforscht und ein
passenden Platz direkt hinter der Ölpumpe für gut befunden. Der
Meister bohrte und bohrte und bohrte, stieß jedoch nicht auf Öl,
sondern wieder ins Freie... Der vermeintliche Ölkanal war gar Keiner!
Schließlich musste er das gebohrte Loch wieder zuschweißen und
sich mit mir beraten, wir entschieden uns dann für eine kleine, mittels
Schraube verschlossener Bohrung, die dem Entlüften des Ölfilter-
gehäuses dient. In dieses Gewindeloch ließ sich problemlos ein
passendes Gewinde für das Winkelstück schneiden, auf dass die
Ölleitung zum Öldruckmesser geschraubt wird. Das Kurbelgehäuse
wird auf der linken Seite im Auslieferungszustand lediglich mit einem
Filzring (!) gegen den Primärdeckel abgedichtet - Simmerringe
waren 1947 leider noch unbekannt... Meine Idee hierfür: Der Primär-
deckel wird mit einer Schraube am linken Teil des Kurbelgehäuses
fixiert, das Ritzel müsste man abdrehen, um darauf einen Simmering
laufen zu lassen, der in einem kleinen Alugehäuse im Primärdeckel
befestigt wird - dies hat der Meister wahrlich meisterlich umgesetzt -
was die Sache natürlich etwas teurer macht als ursprünglich
vorgesehen... mit 270 Euro bin ich dabei. Von dort aus geht es weiter
Richtung Radspannerei - die Räder sind endlich fertig! Die nicht
originalgetreuen Radelli Edelstahlfelgen sehen mit ihrem warmen
Glanz sehr edel aus, unterstrichen noch durch die Edelstahl-
Dickendspeichen. Leider haben die Mannen die hintere Nabe wieder
zerlegen müssen, um die Speichen montieren zu können - mir graust
es bei dem Gedanken, den Ruckdämpfer in der Nabe wieder
zusammensetzen zu müssen... Die Mitarbeiter haben aber Erbarmen
und zu dritt gelingt es uns, den Ruckdämpfer in einer knappen
Viertelstunde zu montieren. Solcherlei Arbeit hat natürlich ihren
Preis: 680 Euro. Da mir der Motoreninstandsetzer schon mehr
Geld als geplant abgenommen hat, fehlen knapp 15 Euro, die man
mir freundlicherweise erlässt. Ich verspreche allerdings hoch und
heilig, beim nächsten Sonnenstrahl mit einem Mopped und 20 Euro
für die Kaffeekasse dort vorbei zu schauen.

Eins der beiden bearbeiteten
Ölpumpengehäuse.
Anschluss für das Öldruck-
anzeigeinstrument.
.
Innerer Primärdeckel
mit Adapterplatte aus Alu
und Simmering - sauber
gemacht.
Die frisch restaurierten
Räder.

19.01.2008 - Frisch aus England eingetroffen, werden die neuen
Teil der Ölpumpe in den Steuerdeckel montiert: Die Schnecke des
Ölpumpenantriebs und die Welle. Die eigentlichen Ölpumpen werden
mit etwas Scheuerpulver vorsichtig eingeschliffen, dann werden die
kompletten Ölpumpe in den Deckel montiert. Für die Schrauben der
federbelasteten Ölpumpendeckel muss ich tief in meinem aus
England erworbenen Teilefundus wühlen, um 12 Schrauben zu finden,
deren Köpfe noch nicht vollständig rundgedreht sind. Die Schrauben
und die beiden Ölpumpendeckel werden gereinigt und montiert - die
Deckeldichtungen passen aber nicht so recht und müssen mit Schere
und Locheisen nachgearbeitet werden. Es folgen die Teile des
Ölfilters, der Stehbolzen, mit dem alle Teile montiert werden, wird
gereinigt und am vorderen Ende mit einer Edelstahl Hutmutter
befestigt. Einige mir fehlende Filzringe werden kurzerhand durch
Kupferringe ersetzt, der Deckel des Gehäuses wird poliert und mit
der originalen Knebelschraube befestigt. Soweit, so gut, jetzt sind
die Nockenwellen und die Antriebsräder zum Zündmagneten dran.
Aber zuerst muss die neu bestellte Feder des Ventilaushebers
auf den Zug montiert werden, eine knifflige Arbeit, weil in dieser
Ecke wenig Platz ist. Die Nockenwellen werden eingebaut und
die Steuerzeiten eingestellt. Die Antriebsschnecke für die Ölpumpe
muss mit einem Spezialschlüssel montiert werden, das Teil hatte ich
mir aber schon zum Zerlegen des Motors vor einigen Jahren gekauft.
Die Anlaufscheiben für den die Zwischenräder zum Zündmagneten
bereiten etwas Kopfzerbrechen: Beide Räder haben original je eine
Scheibe vor und hinter der Ache, aber wenn ich beide montieren,
passt der Steuerdeckel nicht mehr, außerdem sitzen die Zahnräder
nicht mehr in der Flucht - Hmmmh... Gut, lassen wir die hinteren
Scheiben weg, mal sehen, ob das klappt. Jedenfalls wird der
geradverzahnte Steuerantrieb recht laut werden - die Zahnräder
haben - obwohl einwandfrei im Zustand - ordentlich Flankenspiel.
Jetzt müsste der Zündmagnet montiert werden inkl. Einstellung des
Zündzeitpunktes. An meinem vor knapp 4 Jahren (!) überholten
Zündmagneten fehlen die beiden Zentrierbolzen, die den Magneten
auf dem Motorblock fixieren. Da diese Dinger sowieso gerne mal
Probleme bereiten (lockert sich der Blechhalter des Zündmagneten,
rüttelt der Motor die Zentrierbolzen und die Löcher im Motorblock
kaputt), sollten diese neu angefertigt und gleichzeitig so lang wie
möglich in den Motorblock ragen, um viel Halt zu bekommen - eine
Arbeit für den Spezialisten, da die Dinger auch noch gehärtet sein
müssen.

21.01.2008 - Der Spezialist wird befragt, indem ich ihm einen
Motorblock, den Zündmagneten und einen Haufen Erklärungen
auf den Tisch gelegt habe, denkt kurz nach und kommt nach
wenigen Sekunden mit einem passenden Stahlstift an. Leicht
überrascht bin ich, bis mich der Meister aufklärt, dass er diese
Stifte aus Zufall für einen anderen Kunden bestellt hat - aus
Dankbarkeit lasse ich einen längst fälligen Zehner für die Trink-
geldkasse springen.

25.01.2008 - Die in England bestellten Teile und Dichtungen sind
da, besonders der benötigte Filzdichtring für den Zündmagneten.
Bei der Kontrolle der Rechnung steht an dieser Position aber ein
interessanter Hinweis: "For Neoprene use Part No. xxx" - Mist!
Den Filzring hätte ich natürlich gerne gegen etwas besser geeignetes
Dichtmaterial ersetzt, auf der Webseite stand bei der Bestellung
davon aber nichts - jetzt muss ich nochmal bestellen...


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Letztes Update: 25.01.2008