Apulien - 03.09. - 21.09.2025

Tag 13 (Matera-Ischia, ca. 330 km):

Meine Navi-Route nach Ischia ist total kaputt - Luftlinie... Da mir die Flug-Option
beim Kauf meiner BMW aber zu teuer war, muß ich fahren. ;-) Bis Potenza fahre
ich über kleine Nebenstraßen, über und durch den Nationalpark Apenninen.
Macht viel Spaß: Kurven, Ausblicke auf Berge, nur die Schlaglöcher in den
Straßen sind wieder mal heftig. Bei einem Halt an einem Supermarkt plane ich
neu und stelle fest, dass mir die Zeit bis zur Fährüberfahrt nach Ischia davonläuft,
also ab auf die Bahn und kräftig am Gasgriff drehen. Ob das reicht? 2 kleine
Staus können noch locker geschluckt werden, aber der Hafen ist schlecht aus-
geschildert, ich verpasse meine Ausfahrt und lande im mörderischen Alltags-
verkehr von Neapel. Irgendwie komme ich durch und finde auch das Fähr-
terminal, aber meine Fähre hat vor 10 Minuten abgelegt. Na schön, die nächste
geht eine halbe Stunde später, ich muß zwar neu bezahlen, aber das kann ich
nicht ändern. Ich bin restlos durchgeschwitzt ob der Erfahrung im neapolitanischen
Verkehr, keinen Deut besser als der in Rom. Die Fähre ist kaum besetzt und
etwas "Sub-Standard": ich will auf die Herrentoilette, aber die Klinke ist abge-
brochen... Dann eben Damenwahl, geht auch. Kaum noch Eis im Bordbistro,
aber es liegen jede Menge Brötchen zum Kühlen drin. Na ja, das Wetter ist
gut, die See ruhig, absaufen werden wir vermutlich nicht. Auf dem Schiff
unterhalte ich mich nett mit einem jungen deutschen Pärchen, das mir wegen
deren Kamera aufgefallen ist: Eine alte analoge Mamiya im Mittelformat (!) mit
einem lichtstarken Objektiv - interessant, das gerade jüngere Leute Spaß am
Analogen haben. Nach dem Einchecken und Duschen im Hotel schlendere ich
durch das Örtchen, lasse wieder mich und die Kamera inspirieren und suche
mir ein Lokal heraus. Der Wirt empfiehlt mir eine Bar, allerdings will mir das
Schlitzohr dort einen "Nikka" Whiskey für 18 Euro verkaufen - für 35 be-
komme ich zuhause aber eine ganze Flasche... Dennoch: die Atmosphäre ist
gut, die Musik passt und das kredenzte lokale Bier ist gut. 

 

Weites Land. Die Straßen dagegen sind
teils recht derb.
Toller Ausblick...
...bis man nach
unten schaut.
Endlich - die Fähre nach
Ischia wartet.
In diese Bordtoilette
kommt niemand rein.
Blick zurück auf Neapel
und den Vesuv.
Zahlreiche Inseln... ...gewähren nette Ausblicke.
Lacco Ameno auf Ischia. Markanter Felsbrocken. Der Monte Epomeo.
Überall werden einheimische
Produkte angeboten.
Ziemlich bunt hier... Piazza im Spiegel.
Abends besonders eindrucksvoll. Mein Hotel - mit Pool!

Tag 14 (Ischia-Rundtour, ca. 60 km):

Um 04:00 in der Nacht bin ich aufgewacht und mußte feststellen, das ich mich
mit Klamotten (aber zumindest ohne Schuhe) ins Bett gelegt habe - Oh, Mann...
Im Supermarkt hole ich mir Getränke, als Frühstück reicht mir ein halber Liter
Milch. Dann starte ich zur Inselrundfahrt, der Verkehr ist fast so mörderisch
wie in Neapel, die Roller flitzen links und rechts an einem vorbei. Das Castello
Aragonese d‘Ischia kostet 12 Euro Eintritt und will im Schweiße des Angesichts
erobert werden. Der Monte Epomeo ist mein nächstes Ziel, aber das Navi lotst
mich mehrfach in die Irre, ich lande auf nicht passierbaren Feldwegen oder
Privatstraßen. Die Straßen sind ohnehin teils supersteil und eng - Wehe, es
kommt hier ein Auto entgegen... Und prompt passiert‘s: zum Glück nur ein
kleiner Piaggio Laster, der mir in einer Kurve entgegen kommt, der passt
knapp an mir vorbei. Ich fahre an der Küste entlang, ich will unbedingt auch
noch die kleine Kirche "Santa Maria del Soccorso" sehen, wo Teile des 70er
Jahre Films "Avanti, Avanti" gedreht wurden. Die hatte ich etwas anders in
Erinnerung, ich muß mir den Film nochmal ansehen. In der Unterkunft dusche
ich erstmal und hole mir dann ein Eis - und noch eines! Nicht, weil‘s so gut
war, aber ich habe Heißhunger darauf. Bald ist der Abend da, suchen wir uns
ein Ristorante. Ich frage den Wirt, wie lange man bei ihm ein warmes Essen
bekommt: mindestens bis 00:00, manchmal auch länger... In einer Bar
bekomme ich einen (Blended) Whiskey und ein spanisches Bier. Auf der
Flaniermeile am Strand entlang gibt‘s heute alle 50 Meter eine andere
Musikertruppe zu hören. In der Hotelbar hole ich mir noch ein Bier, obwohl
ich recht früh aufstehen muß, um meine Fähre zu erwischen. 

 

 

 
Ausblick auf die Küste. Das Castello Aragonese
d'Ischia.
Eklig: So wurde in
alten Zeiten gefoltert...
Blick auf den Hafen. Der Überweg auf die Halbinsel. Noch ekliger: Nonnen
wurden nach Ihrem Tod
dort aufgebahrt.
Procida vom Kastell aus. Mit Glaskugel - faszinierend. Und auch mit fotogenem
Baum ein Bild wert.
Lustiger und
hübscher Briefkasten.
Torre di Sant' Angelo. Mitten auf der Hauptstraße
steht ein Felsbrocken...
Filmlokation: Santa Maria del Soccorso. Lokale Marktstände am Abend.

Tag 15 (Ischia-Viterbo, ca. 390 km):

Gut, das ich ein paar Minuten früher aufgestanden bin als ich den Wecker gestellt
habe: nach den üblichen Morgen-Prozedere geht‘s Richtung Hafen, der Verkehr
ist zähflüssig und ich muß ja auch noch mein Ticket holen. Diesmal ist die Fähre
rappelvoll, es muß rangiert werden, die Schiffscrew ist sichtlich genervt und einige
Passagiere auch... Egal, ich hab‘s geschafft. Die Nachbarinsel Procida ist nur
etwa ein Viertel so groß wie Ischia, macht vom Schiff aus aber auch was her. Ich
bin schon wieder durchgeschwitzt, heute müssen alle Klamotten gewechselt
werden. Seit der Fähre habe ich Magengrummeln, vermutlich ist mir der Pfirsich-
saft aus dem Bordbistro nicht bekommen. Direkt am Ausgang des Fährterminal
gibt‘s Stau: einem Laster ist der Anhänger abgefallen und hat eine tiefe Furche
im Asphalt hinterlassen. Fast 300 km Autobahn liegen vor mir, nur die letzten 30
nehme ich auf Landstraße. Ein kurzer Rauchstop, ein Hofhund kommt auf mich
zu. Ich gebe ihm Streicheleinheiten und er will zum Dank gerade das Bein heben,
um meinen Fotorucksack zu bewässern! Ich schaff‘s noch, ihn zu verscheuchen
- zeigt man so Dankbarkeit? Die Unterkunft in Viterbo ist die Einzige, die ich nicht
über mein übliches Reiseportal gebucht habe, ich habe eine elend lange Anleitung
per Mail bekommen, wie und wo ich Zugang bekomme. 20 Minuten brauche ich,
dann habe ich alles verstanden, mein Studio bezogen und das Mopped auf einem
abgeschlossenen Parkplatz einer Kirche (!) abgestellt. Viterbo glänzt nicht mit
großen Bauwerken, sondern eher mit seinem verwitterten, mittelalterlichen Stadt-
kern aus alten Palazzi, verwinkelten Kopfsteinpflastergassen und kleinen Kirchen.
Einen grossen Vorteil haben die engen Gassen: da die Sonne hier nicht so richtig
scheinen kann, hat sich die Altstadt nicht so aufgeheizt, es ist deutlich angenehmer.
Und einen Irish Pub mit guter Whiskey-Auswahl gibt‘s auch... :-) Viterbo entfaltet
seinen etwas morbiden Charme erst, wenn die Sonne weg und die Straßenbeleuch-
tung die Gassen in ein Zwielicht taucht. 

 

Abschied von Ischia. Nochmal ein Blick
auf das Kastell.
Vorbeifahrt an Procida.
Wie ein Loft aufgebaut: Meine Unterkunft. Vorzeigbare Piazza.
     
Typische... ...Kleinstadtromantik. Alte Architektur...
...und düstere Plätze... ...wechseln sich ab. Kirche und Glockenturm,
in italienischen Städten
stets anzutreffen!
Nice! Das Leben kehrt zurück. Manche Ecken...
...faszinieren erst am Abend. Oje, auch hier...?


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TIPP:
- Ischia ist die größte Insel im Golf von Neapel, dementsprechend vielfältig
   ist das Angebot: Hotels, B&B, Camping, Restaurants, Kneipen, Strände,
   Grotten, heiße Quellen etc. In der Hauptsaison, wenn ganz Italien Urlaub macht,
   allerdings auch ziemlich überlaufen.
- Viterbo macht auf den ersten Blick nicht viel her, alles etwas Grau in Grau.
   Aber am Abend, wenn die Straßenbeleuchtung die schmalen und verwinkelten
   Gassen in schummriges Licht tauchen, entfaltet sich ein sehenswerter Zauber
   und die Stadt erwacht erst richtig zum Leben.

Letztes Update: 22.10.2025