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Tag 13 (Matera-Ischia, ca. 330 km):

Meine Navi-Route nach Ischia
ist total kaputt - Luftlinie... Da mir die Flug-Option beim Kauf
meiner BMW aber zu teuer war, muß ich fahren. ;-) Bis Potenza fahre
ich über kleine Nebenstraßen, über und durch den Nationalpark
Apenninen. Macht viel Spaß: Kurven, Ausblicke auf Berge, nur die
Schlaglöcher in den Straßen sind wieder mal heftig. Bei einem Halt
an einem Supermarkt plane ich neu und stelle fest, dass mir die
Zeit bis zur Fährüberfahrt nach Ischia davonläuft, also ab auf die
Bahn und kräftig am Gasgriff drehen. Ob das reicht? 2 kleine Staus
können noch locker geschluckt werden, aber der Hafen ist schlecht aus-
geschildert, ich verpasse meine Ausfahrt und lande im mörderischen
Alltags- verkehr von Neapel. Irgendwie komme ich durch und finde
auch das Fähr- terminal, aber meine Fähre hat vor 10 Minuten
abgelegt. Na schön, die nächste geht eine halbe Stunde später, ich
muß zwar neu bezahlen, aber das kann ich nicht ändern. Ich bin
restlos durchgeschwitzt ob der Erfahrung im neapolitanischen
Verkehr, keinen Deut besser als der in
Rom. Die Fähre ist
kaum besetzt und etwas "Sub-Standard": ich will auf die
Herrentoilette, aber die Klinke ist abge- brochen... Dann eben
Damenwahl, geht auch. Kaum noch Eis im Bordbistro, aber es liegen
jede Menge Brötchen zum Kühlen drin. Na ja, das Wetter ist gut,
die See ruhig, absaufen werden wir vermutlich nicht. Auf dem Schiff
unterhalte ich mich nett mit einem jungen deutschen Pärchen, das
mir wegen deren Kamera aufgefallen ist: Eine alte analoge Mamiya
im Mittelformat (!) mit einem lichtstarken Objektiv - interessant,
das gerade jüngere Leute Spaß am Analogen haben. Nach dem
Einchecken und Duschen im Hotel schlendere ich durch das Örtchen,
lasse wieder mich und die Kamera inspirieren und suche mir ein
Lokal heraus. Der Wirt empfiehlt mir eine Bar, allerdings will mir das
Schlitzohr dort einen "Nikka" Whiskey für 18 Euro verkaufen - für 35
be- komme ich zuhause aber eine ganze Flasche... Dennoch: die
Atmosphäre ist gut, die Musik passt und das kredenzte lokale Bier
ist gut.
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| Weites Land. |
Die Straßen dagegen
sind teils recht derb. |
Toller Ausblick... |
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...bis man nach
unten schaut. |
Endlich - die Fähre
nach Ischia wartet. |
In diese
Bordtoilette kommt niemand rein. |
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Blick zurück auf
Neapel und den Vesuv. |
Zahlreiche Inseln... |
...gewähren nette
Ausblicke. |
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| Lacco Ameno auf
Ischia. |
Markanter
Felsbrocken. |
Der Monte Epomeo. |
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Überall werden
einheimische Produkte angeboten. |
Ziemlich bunt
hier... |
Piazza im Spiegel. |
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| Abends besonders
eindrucksvoll. |
Mein Hotel - mit Pool! |
Tag 14 (Ischia-Rundtour, ca. 60
km):

Um 04:00 in der Nacht bin ich
aufgewacht und mußte feststellen, das ich mich mit Klamotten (aber
zumindest ohne Schuhe) ins Bett gelegt habe - Oh, Mann... Im
Supermarkt hole ich mir Getränke, als Frühstück reicht mir ein halber
Liter Milch. Dann starte ich zur Inselrundfahrt, der Verkehr ist
fast so mörderisch wie in Neapel, die Roller flitzen links und
rechts an einem vorbei. Das Castello Aragonese d‘Ischia kostet 12
Euro Eintritt und will im Schweiße des Angesichts erobert werden.
Der Monte Epomeo ist mein nächstes Ziel, aber das Navi lotst mich
mehrfach in die Irre, ich lande auf nicht passierbaren Feldwegen oder
Privatstraßen. Die Straßen sind ohnehin teils supersteil und eng -
Wehe, es kommt hier ein Auto entgegen... Und prompt passiert‘s:
zum Glück nur ein kleiner Piaggio Laster, der mir in einer Kurve
entgegen kommt, der passt knapp an mir vorbei. Ich fahre an der
Küste entlang, ich will unbedingt auch noch die kleine Kirche
"Santa Maria del Soccorso" sehen, wo Teile des 70er Jahre Films
"Avanti, Avanti" gedreht wurden. Die hatte ich etwas anders in
Erinnerung, ich muß mir den Film nochmal ansehen. In der Unterkunft
dusche ich erstmal und hole mir dann ein Eis - und noch eines!
Nicht, weil‘s so gut war, aber ich habe Heißhunger darauf. Bald ist
der Abend da, suchen wir uns ein Ristorante. Ich frage den Wirt,
wie lange man bei ihm ein warmes Essen bekommt: mindestens bis
00:00, manchmal auch länger... In einer Bar bekomme ich einen
(Blended) Whiskey und ein spanisches Bier. Auf der Flaniermeile am
Strand entlang gibt‘s heute alle 50 Meter eine andere
Musikertruppe zu hören. In der Hotelbar hole ich mir noch ein Bier,
obwohl ich recht früh aufstehen muß, um meine Fähre zu erwischen.
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| Ausblick auf die
Küste. |
Das Castello Aragonese
d'Ischia. |
Eklig: So wurde in
alten Zeiten gefoltert... |
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| Blick auf den Hafen. |
Der Überweg auf die
Halbinsel. |
Noch ekliger: Nonnen wurden nach Ihrem Tod dort aufgebahrt. |
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| Procida vom Kastell
aus. |
Mit Glaskugel -
faszinierend. |
Und auch mit fotogenem
Baum ein Bild wert. |
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Lustiger und
hübscher Briefkasten. |
Torre di Sant' Angelo. |
Mitten auf der
Hauptstraße steht ein Felsbrocken... |
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| Filmlokation:
Santa Maria del Soccorso. |
Lokale Marktstände am
Abend. |
Tag 15 (Ischia-Viterbo, ca. 390 km):

Gut, das ich ein paar Minuten
früher aufgestanden bin als ich den Wecker gestellt habe: nach den
üblichen Morgen-Prozedere geht‘s Richtung Hafen, der Verkehr ist
zähflüssig und ich muß ja auch noch mein Ticket holen. Diesmal ist die
Fähre rappelvoll, es muß rangiert werden, die Schiffscrew ist
sichtlich genervt und einige Passagiere auch... Egal, ich hab‘s
geschafft. Die Nachbarinsel Procida ist nur etwa ein Viertel so
groß wie Ischia, macht vom Schiff aus aber auch was her. Ich bin
schon wieder durchgeschwitzt, heute müssen alle Klamotten gewechselt
werden. Seit der Fähre habe ich Magengrummeln, vermutlich ist mir
der Pfirsich- saft aus dem Bordbistro nicht bekommen. Direkt am
Ausgang des Fährterminal gibt‘s Stau: einem Laster ist der
Anhänger abgefallen und hat eine tiefe Furche im Asphalt
hinterlassen. Fast 300 km Autobahn liegen vor mir, nur die letzten 30
nehme ich auf Landstraße. Ein kurzer Rauchstop, ein Hofhund kommt
auf mich zu. Ich gebe ihm Streicheleinheiten und er will zum Dank
gerade das Bein heben, um meinen Fotorucksack zu bewässern! Ich
schaff‘s noch, ihn zu verscheuchen - zeigt man so Dankbarkeit? Die
Unterkunft in Viterbo ist die Einzige, die ich nicht über mein
übliches Reiseportal gebucht habe, ich habe eine elend lange Anleitung
per Mail bekommen, wie und wo ich Zugang bekomme. 20 Minuten brauche
ich, dann habe ich alles verstanden, mein Studio bezogen und das
Mopped auf einem abgeschlossenen Parkplatz einer Kirche (!)
abgestellt. Viterbo glänzt nicht mit großen Bauwerken, sondern
eher mit seinem verwitterten, mittelalterlichen Stadt- kern aus
alten Palazzi, verwinkelten Kopfsteinpflastergassen und kleinen
Kirchen. Einen grossen Vorteil haben die engen Gassen: da die Sonne
hier nicht so richtig scheinen kann, hat sich die Altstadt nicht so
aufgeheizt, es ist deutlich angenehmer. Und einen Irish Pub mit
guter Whiskey-Auswahl gibt‘s auch... :-) Viterbo entfaltet seinen
etwas morbiden Charme erst, wenn die Sonne weg und die Straßenbeleuch-
tung die Gassen in ein Zwielicht taucht.
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| Abschied von Ischia. |
Nochmal ein Blick
auf das Kastell. |
Vorbeifahrt an
Procida. |
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| Wie ein Loft
aufgebaut: |
Meine Unterkunft. |
Vorzeigbare Piazza. |
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| Typische... |
...Kleinstadtromantik. |
Alte Architektur... |
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| ...und düstere Plätze... |
...wechseln sich ab. |
Kirche und
Glockenturm, in italienischen Städten stets anzutreffen! |
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| Nice! |
Das Leben kehrt
zurück. |
Manche Ecken... |
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| ...faszinieren erst am
Abend. |
Oje, auch hier...? |
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