Moto Guzzi 1000 S Serie 2

25.10.2022 - Die Guzzi wird auf den Haupständer gestellt und der
Wagenheber unter die Ölwanne gesetzt - das Vorderrad muss frei sein.
Dann schraube ich die oberen Gabelkappen ab (zum Glück hatte ich
tatsächlich noch eine 38er Nuss übrig...) und fülle je 0,07 ml ATF Öl in
die Gabelholme - das ist nicht viel. Muss es aber auch nicht, da meine
Guzzi Dämpferpatronen hat, d. h. das Öl wird nicht zur Dämpfung,
sondern zur Schmierung der Gabel benötigt. Anschließend will ich
das Getriebeöl wechseln, aber wegen des voluminösen Mitteltopfs kommt
man an die Ablasschraube nicht ran, dafür muss die komplette Auspuff-
anlage ab. Wetten dass...? Meine Wette gewinne ich: Da das Wechseln
des Öls einen ziemlichen Auftstand macht, hat es länger keiner mehr
gemacht: Nachdem ich die Auspuffanlage mal wieder abgebaut habe
und die Ablasschraube öffne, tut sich erst gar nichts, dann bahnt sich eine
zähe Masse langsam den Weg nach unten in die Auffangwanne... Viel
zu wenig und völlig hinüber, aber immerhin lief das Getriebe nicht
trocken. Eine Tube Ölzusatz und ein 3/4 Liter SAE 80W-90 Getriebeöl
sollen's richten. Das Hinterachsöl wird auch noch gewechselt, das Motor-
öl bleibt drin, bis ich dem Motor die ersten Töne entlockt habe und er
etwas warmgelaufen ist. Zuletzt stelle ich die Ventile ein, aber zumindest
hier ist nicht viel zu tun: Lediglich die beiden Auslassventile sind minimal
zu stramm. Neue Dichtungen drauf und die rostigen Schrauben gegen
neue VA Pendants ersetzen, dann war's das.

Was' das denn? Öl oder Wachs? Fast knochentrocken:
der Ventiltrieb.

26.10.2022 - Ich will den Schlauch ersetzen, der vom Rahmenrohr (wo die
Kurbelgehäuseentlüftung endet) zum Luftfilterkasten führt, das ist ein Schlauch-
stück mit 2 Abgängen. Um da ran zu kommen, muss ich manches wieder de-
montieren: den linken Vergaser, den vorderen Batteriehaltegummi, den Luftfilter-
einsatz und den Luftfilterkasten selbst. Der Schlauch ist schnell ersetzt, aber
ich habe keine passenden Schlauchschellen mehr - schnell zum Baumarkt.
Den Kurbelgehäuse-Entlüftungsschlauch sollte ich auch ersetzen, er ist stein-
alt und rissig. Aber habe ich dafür auch Ersatz? Kein Originalteil, aber von
der Restaurierung meiner Interceptor ist noch was übrig, der passt. Ziemlich
störrisch, das Teil, aber es klappt. Dann kann ich auch gleich noch die Zünd-
kabel ersetzen, ich habe noch Meterware und die passenden Kabelschuhe
herumliegen. Nicht gut klappt dagegen der Zusammenbau der restlichen
Bauteile, alles widersetzt sich massivst... Erst nach zahlreichen kräftigen Flüchen
und Geziehe, Gezerre und Gedrücke sitzt wieder alles an seinem Platz, damit
ist der Abend allerdings auch am Ende.
Total marode... ...sind einige Schläuche. War das ein Kampf!

27.10.2022 - Zuerst ersetze ich die Federn des Hauptständers, die Zubehör-
federn waren zu lang, aber die Original Guzzi Teile passen. Dann baue ich die
Batterie ein und prüfe noch mal die Elektrik. Dann wird die Kompression
gemessen - die Werte gehen in Ordnung. Gerne würde ich jetzt einen Start-
versuch machen, aber meine Benzinflasche hat Schläuche mit 6 mm Durch-
messer, die Guzzi aber 8 mm... Da werde ich mir auf der Drehbank ein paar
Reduzierstücke anfertigen müssen. Nur noch schnell die defekte Standlichtbirne
ersetzen - Verdammt! Keine mehr am Lager. Mit der Italjet (die leider auch
schon wieder herumzickt) zum Baumarkt, da die Tanke nebenan noch nicht
einmal mehr Glühbirnen hat. Früher gab's an den Tankstellen Keilriemen,
Zündkerzen und Verteilerkappen, heute nur noch Getränke und Knabberkram.
Vielleicht war früher doch einiges besser als heute...

Mit der bewährten Methode
klappt der Federtausch.
Die Kompression ist OK.

28.10.2022 - Das hysterisch-infernalische Kreischen einer auf Höchstdrehzahl
laufenden Flex durchbricht die Ruhe der Hinterhöfe... Was ist los? Ich habe mir die
Guzzi in den Garten geholt und mit dem Heck zum Keller platziert, um den abge-
brochenen Sitzbankhalter hinten rechts zu schweißen. Die abgebrochene Ecke
wird blank gemacht, dann zerre ich das Schweißgerät aus dem Dunkel des Bastel-
kellers an die Kellertür - reichen die Kabel aus? So gerade... Ich schneide mir ein
Stück VA zurecht, klopfe es in Form und schweiße es an die Bruchstelle. Die
Naht wird etwas verputzt, dann der "neue" Halter in Form gebracht - sieht nicht
schlecht aus. Zurück in der Garage setze ich die Bank auf, sie passt nicht auf Anhieb,
ich muss an allen Haltern und dem Schloß etwas herumdoktern, aber dann passt's.
Ich habe gestern Abend übrigens noch etwas ins Licht geholt, das ich lange ver-
gessen hatte: Einen Guzzi Tank von einer T5! Der passt auf die 1000 S, aber
nach einem Versuch, ihn mit etwas Benzin zu reinigen schlägt fehl. Zuviel Schmutz
würde die neuen Benzinhähne und die gereinigten Vergaser gleich wieder zusetzen
- Schade! Dann doch zurück in den Bastelkeller, aus einem Stück 8 mm VA
Vollmaterial drehe ich mir 2 Adapterstücke, um einen 6 mm Benzinschlauch auf
8 mm anzupassen. Morgen werde ich auf jeden Fall die momentan recht warmen
Temperaturen nutzen, um den Rahmen bei zu pinseln.

Es wird Maß genommen. Da sitzt der neue Halter... ...und auch die Sitz-
bank sitzt wieder.

29.10.2022 - Wie gesagt: das warme Wetter will genutzt werden... Ich entroste
und säubere die Schadstellen am Rahmen, dann mische ich ein wenig Lack an.
Der Rahmen wird beigepinselt, mehr mache ich da nicht. Eventuell suche ich
noch nach einem etwas besser passenden Farbton, aber ich werde (zumindest
vorläufig) das Mopped nicht zerlegen und neu lackieren.

Es wird gepinselt... ..auch wenn der Farbton nicht
ganz übereinstimmt.

31.10.2022 - Eigentlich wollte ich heute an der Honda arbeiten, aber die Guzzi
lockt. Ich fülle Benzin in den Testbehälter und sogleich sprudelt es aus dem
Überlauf des rechten Vergasers - Schwimmernadelventil undicht. Noch in der
Garage bestelle ich via Telefon 2 neue Ventile, mit ein wenig einschleifen bekomme
ich das alte Ventil aber vorerst dicht. Startknopf drücken und die Guzzi springt
an! Zuerst nur auf einem Zylinder, aber nach wenigen Sekunden gesellt sich der
2te dazu und hustet sich frei. Ich fummele an den Einstellschrauben herum, bis
sich ein halbwegs passabler Motorlauf einstellt, allerdings muss ich die offenbar
zu weichen Schieberfedern der Vergaser gegen die mittleren ersetzen - gut, das
ich die auch mitgekauft habe. Nachdem der Motor eine Viertelstunde warm
gelaufen ist, stelle ich ihn ab und flüchte erstmal an die Frischluft. Jetzt ist DIE
Gelegenheit, das Motoröl zu wechseln, was ich auch sogleich angehe. Nachdem
ich alle Schrauben entfernt habe und mit dem Gummihammer auf der Ölwanne
herumgeklopft habe, steht fest: Sie sitzt... Zu gut, fürchte ich. Nach einigen Ver-
suchen, die uralten Dichtungen zu überlisten, gebe ich auf und mach etwas, was
man eigentlich unter gar keinen Umständen machen sollte: Ich klopfe einen
Malerspachtel zwischen die Dichtflächen und trenne sie rundherum durch.
Erst nach einer halben Stunde geben die Dinger auf, die Wanne nebst Zwischen-
ring ist ab. Die Wanne und das Ölsieb werden gereinigt, der Ölfilter getauscht
und neue Dichtungen parat gelegt. Neue Schrauben habe ich (noch) nicht - eine
musste ich mittels Flex überreden. Die Dichtungen werden mit etwas Silikon-
dichtmasse angeklebt, die Wanne wieder angeschraubt. 3 Liter Öl wandern
in die Wanne, dazu tausche ich den schnöden Plastik-Peilstab gegen ein viel
hübscheres Thermometer aus, dann ist auch dieser lange Schrauberabend vorbei.

Sie läuft! Die Schrauben müssen alle
ersetzt werden.


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Letztes Update: 31.10.2022