Honda CL 450

21.10.2019 - Freund Dieter ist um 08:15 da, wir holen den
Anhänger, dann geht's zur Garage, das Mopped wird aufgeladen,
wir fahren zum TÜV. Zuerst stellen wir die Frage, ob der (Ersatz-)
Prüfer die Vollabnahme und die Abnahme für'r Oldtimerkennzeichen
machen kann - er kann. Wir laden ab, ich lasse den Motor ein
paar Minuten warm laufen und lege die ersten Meter auf dem Prüf-
hof zurück - das Lenkkopflager hakelt etwas. Der Prüfer fährt
ebenfalls eine Runde, natürlich fällt ihm das auch gleich auf. Ich
erkläre ihm die Sachlage, das sich das neue Lager erstmal setzen
muss, er ist damit erstmal zufrieden. Das Mopped wird eingehend
untersucht, die technischen Angaben anhand der vorliegenden
Unterlagen (Verkaufsprospekt, Bedienungsanleitung, Kopie von
anderen Fahrzeugpapieren etc.) kontrolliert, mir fallen 2 Dinge auf:
der rechte Ausleger des Mittelständers knallt beim Hochgehen an
die Bremsmomentstütze - da ist wohl der Anschlagpuffer nicht
ausreichend. Am rechten Vergaser rinnt ein klein wenig Benzin
aus, das sollte kein großes Problem sein. Dem Prüfer gefällt aber
der Scheinwerfer bzw. Reflektor nicht, da er kein "E" Prüfzeichen
hat. Das war mir bekannt, aber ich habe den Reflektor einer
CB250G eingebaut, der mit einem "NL" Symbol so ab Werk für
Deutschland ausgeliefert wurde. Das gefällt ihm trotzdem nicht...
Ich bekomme trotzdem eine Abnahme und mit 200 Euro sind
beide Prüfungen nach 2 1/2 Stunden bezahlt - Juchhei! Die erste
Hürde ist genommen! Ich bedanke mich für seine freundliche
Art und faire Prüfung und ziehe von dannen - nur um eine Stunde
später einen Anruf zu bekommen, ich hätte die Kaufrechung
bei ihm liegen lassen - müssen wir nochmal hin. Ich fahre mit der
CB250G hin und zeige ihm den Scheinwerfer, der ebenfalls nur mit
dem "NL" Kennzeichen versehen ist. Ich muß gelegentlich mal
recherchieren, ab wann es die "E" Kennzeichen eigentlich gab.
Zurück in der Garage wird als Erstes der unerwünschte Benzin-
fluß abgestellt. Ein paar leichte Hammerschläge auf den Benzin-
stutzen am Vergaser genügen, jetzt ist's dicht. Der Anschlagpuffer
des Hauptständers wird ebenso kontrolliert, er ist schlicht zu kurz.
Am Abend bestelle ich mir im Internet ein paar Standard Gummi-
puffer mit Gewindebolzen, damit wird sich was machen lassen.
Ich kann nicht widerstehen und ersteigere spät Abends auch noch
einen schönen Schlüsselanhänger... ;-)

Zu wenig "Fleisch" am Ständeranschlag...

05.11.2019 - Gestern bin ich bei einer Versicherung vorstellig geworden,
die auch Oldtimertarife anbietet, ich bekomme einen Vertrag, leider muß
ich aber Vorversicherungen nachweisen - ich brauche über 2 Stunden,
um in meinen Aktenordnern die verschiedenen Versicherungen und die
Versicherungsnummern ausfindig zu machen. Mit Verblüffung muß ich
feststellen, dass meine Fahrzeuge bei 4 verschiedenen Gesellschaften
versichert sind - kein Wunder, dass ich den Überblick verloren habe...
Das Straßenverkehrsamt hat auch am Nachmittag noch auf, aber da
bekomme ich keinen Termin mehr. Aber heute klappt's, auch wenn
bereits eine halbe Stunde vor Einlaß ungefähr 50 Leute vor dem
Eingang warten. Nach knapp 2 Stunden und um 91 Euro ärmer
habe ich Papiere und ein Nummernschild mit Stempeln - die Honda
ist damit offiziell zugelassen! Ich bastele mir aus einem 2mm Edelstahl-
blech eine Unterlage, im Baumarkt bekomme ich passende Abstands-
scheiben aus Kunststoff. Die Unterlage und das Kennzeichen werden
gebohrt, unter dem Kennzeichen nimmt noch ein schmales Katzenauge
Platz, ich muß nur den Kennzeichenhalter etwas biegen, damit alles
ohne Kontakt zum Kotflügel sitzt. Dann nehme ich mir noch den
bereits montierten neuen Anschlagdämpfer für dem Hauptständer
vor - er ist einen Tick zu lang. Am Schleifbock wird das Gummiteil
etwas gekürzt, damit klappt auch dieses Teil wie gewünscht und
ohne "Feindkontakt" nach oben. Jetzt könnte man ja mal eine
Proberunde drehen - wenn denn die Straßen nicht klatschnass wären...
Ich habe mittlerweile genug Erfahrung mit Restaurationen um mir
darüber im Klaren zu sein, dass nicht alles auf Anhieb sauber
funktionieren wird, es sicherlich noch Probleme geben, über die
ich hier natürlich berichten werde - hoffentlich wird's nicht zu viel
zu berichten geben.

Die Verstärkung für das Kennzeichen
muß noch poliert werden.

08.11.2019 - Das Wetter sieht nicht übel aus - Probefahrt! Nach dem
Volltanken fahre ich los, zuerst zum Baumarkt, ich brauche ein paar
Kleinigkeiten. Das Mopped fährt nicht schlecht, ich muß den Lenker
etwas nach hinten setzen, der Schalthebel muß etwas höher und der
Motor stottert beim Gasgaben, aber sonst geht's. Soll ich's wagen,
nach dem Kurztrip Freund Dieter in Bonn zu besuchen? Ich riskier's,
weit komme ich aber nicht: Das Stottern wird immer schlimmer, es
fühlt sich an, als ob ich den Kaltstarter zugelassen hätte, was aber
nicht der Fall ist. Einen Kilometer später ist Feierabend - der Motor
geht aus... Auf dem Bürgersteig prüfe ich mit dem vorsichtshalber
eingepackten Werkzeug die Benzinversorgung, nehme die Schwimmer-
kammern ab und sehe nach allen in Frage kommenden Fehlern.
Auffällig sind nur die Zündkerzen: Sie sind sehr stark verrußt, was
zum beobachteten Fehler passt. Nach dem Abkühlen springt der
der Motor wieder an und läuft leidlich, ich beeile mich, die heimische
Garage zu erreichen. Motor- und Abgastester werden angewärmt und
ans Mopped angeschlossen, aber ich finde nichts Offensichtliches.
Der Motor stottert und hat ordentlich Fehlzündungen, auf Verdacht
schraube ich 2 neue Kerzen ein und die Fehlzündungen sind weg...
Das Stottern nicht, das würde vermutlich nach ein paar Kilometern
wieder auftauchen, da das Gemisch offensichtlich viel zu fett ist,
warum, entzieht sich momentan meiner Kenntnis. Allerdings fällt
noch auf, das speziell der linke Vergaser praktisch nicht auf die
Abgasschraube reagiert, was auch schon vor der Überholung so
festgestellt wurde. Was nun? Ich halte im Internet Ausschau nach
einem kompletten Satz Vergasern, dann sehen wir weiter.

Rabenschwarz... ...und auch die neu eingesetzten
Kerzen sind kurz darauf
schon sichtbar gezeichnet.

10.11.2019 - Seitendeckel ab, Luftfilterabdeckungen ab (wozu leider
links auch die Auspuffanlage gelockert werden muß), Luftfilter raus,
Vergaser ab. Ich prüfe die Vergaser, kann aber keinen offensichtlichen
Defekt feststellen. Aber ich habe mittlerweile Ersatz: Es ist mir gelungen,
2 NOS (New Old Stock = Neuteile mit Lagerspuren) Vergaser aufzu-
treiben! Ziemlich selten, dass sowas auftaucht und mit 480 Euro auch
kein Schnäppchen, aber eingedenk des Theaters mit meiner CB250G
und der monatelangen Fehlersuche (wobei es hinterher DOCH nicht
die Vergaser waren) habe ich mich zum Kauf der Teile entschlossen,
damit kann ich auf jeden Fall einen Haken an diese potentielle Fehler-
quelle machen. Auf jeden Fall vergleiche ich meine alten Teile, die Düsen,
Bohrungen und die Justierung Stück für Stück mit den Neuteilen.
2 Dinge fallen auf: bei meinen Altteilen waren die Drosselklappen
anderes herum montiert (aber schon vorher, da ich sie wieder so
montiert habe, wie vorgefunden) und beim linken Vergaser sitzt
die Klappe nicht bündig, damit sind die kleinen Bohrungen für den
Leerlauf, die eigentlich abgedeckt sein sollen, frei - daher reagierte
der linke Vergaser nicht auf Drehungen der Gemischschraube.
Aber warum der Motor auf beiden Zylindern so fett lief, dass die
Zündkerzen verrußen, bleibt vorläufig ein Geheimnis. Ich setze die
neuen Vergaser wieder zusammen und montiere alle Teile wieder an.
Zuvor muß ich jedoch die Reste der alten Aufkleber von den Neuteilen
entfernen - der japanische Techniker, der die Dinger vor 50 Jahren
angebracht hat, hat sicher nicht damit gerechnet, dass ich heute mit
Benzin, einem Kunststoffschaber und viel Zeit versuche, den hart-
näckigen Kleber wieder zu entfernen... Eine halbe Stunde später
sind die Vergaser sauber und bald montiert. Laufenlassen, Einstellen
und Probefahrt sind angesichts des Sonntags leider nicht möglich.

Alles wieder auseinander... Kein Fehler zu finden. Oben meine Altteile,
unten die Neuteile.

11.11.2019 - Die Maschine wandert von der Hebebühne zurück in
die Werkstatt, der Motor startet ohne Probleme. Leerlauf, Gemisch
und Gaszüge werden grob justiert, dann packe ich Werkzeug ein
und starte zur Probefahrt. Nachdem das Öl warm geworden ist,
probiere ich, ob der Motor hochdreht - tut er! Der Sound aus dem
Scramblerauspuff ist amtlich, der Motor läuft soweit ganz gut.
Nach einer halben Stunde kehre ich zurück, nehme den Abgastester
in Betrieb und mache die Feinjustierung der Vergaser. Soweit, so
gut, auf jeden Fall ist die Entwicklung vielversprechend!

Meine Altteile. Shiny, shiny!

14.11.2019 - Das Wetter sieht nicht übel aus, Werkzeug in den Rucksack
und auf zur 2. Testfahrt! Das Mopped benimmt sich, Standgas ist da,
Beschleunigen geht nahezu ruckfrei, das Fahrwerk ist komfortabel, die
Sitzbank bequem - Prima. Ich besuche auch den Lackierer, er darf sich
das Mopped auch einmal aus der Nähe ansehen. Unterwegs muß ich
lediglich einmal anhalten, die Züge und das etwas zu hohe Standgas
nachjustieren, sonst gibt es keine Probleme. In den USA sind mir Teile
des Original Bordwerkzeug in die Hände gefallen, nach 1 Woche
ist heute bereits der Achsmutternschlüssel angekommen, er bekommt
eine Schicht Silberfarbe, morgen noch etwas Klarlack. Und noch etwas
ist aufgetaucht: Ein NOS Auspuff - sowas darf man sich nicht entgehen
lassen, besonders, da ich seit einem Jahr täglich die üblichen Auktions-
häuser beobachte und noch nie einen neuen Auspuff habe auftauchen
sehen. Trotz insgesamt 805 Euro inkl. Transport und Zoll schlage ich zu,
gleichfalls bei einem NOS Satz Hitzeschutzgitter aus Deutschland für
184 Euro, nun fehlt mir noch der untere, demontierbare Krümmer, dann
habe ich tatsächlich eine komplett neue Auspuffanlage.

Braucht noch etwas Zuwendung, der
Achsmutternschlüssel des Bordwerkzeugs.


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Letztes Update: 14.11.2019