Royal Enfield Model G Restauration

14.02.2009 - Zum Löten von Bowdenzügen hatte ich mir vor Jahren
ein kleines Lötbad zugelegt, damit bekomme ich endlich etwas
Zinn an die Anschlussklemmen der Hupe. Trotzdem bekomme ich
die Drähte nicht die Klemmen angelötet, das Zinn wird nicht heiß
genug. Im Baumarkt finde ich einen 150 Watt (!) Lötkolben - es
müsste mit dem Teufel zugehen, wenn das nicht ausreicht...
Endlich klappt es, auch wenn ich das Monstrum von Lötkolben fast
eine Minute an das Messing halten muss, bis das Lötzinn endlich
flüssig wird. Die Montage der restlichen Teile erweist sich als recht
anspruchsvoll und zeitraubend: Die Aluscheibe, die durch ihre
Schwingungen den Ton erzeugt, muss durch Messen der Abstände
zwischen Metallkern und Kontakt mit verschieden dicken Dichtungen
in der Höhe justiert werden. Die endgültige Justage wird über eine
mittig angeordnete Einstellschraube bewerkstelligt, die den Leerweg
des Metallkerns begrenzt. Bis ich das alles verstanden, umgesetzt
und montiert habe, ist eine ganze Stunde verstrichen. Mit feinen
Umdrehungen der Einstellschraube gelingt es mir schließlich, der
Hupe recht zarte Töne zu entlocken - das wird sich hoffentlich
bessern, wenn statt meines einzigen, schwachen 6 Volt Ladegerätes
eine kräftige Batterie den Strom dafür liefert. Etwas lustlos passe ich
die benötigten Schrauben für die hinteren Fußrasten an und gebe
den Rasten selbst den zweiten Lackanstrich, damit genügt es mir
für heute. Letze Woche bekam ich noch einen Anruf vom Tacho-
dienst
, weil neben dem Zählwerk des Tachos auch noch die Tacho-
scheibe neu lackiert werden sollte - ich stimme zu, damit das
Zählwerk einen optisch stimmigen Eindruck macht. Leider hat man
vergessen, den Chromrand für den Öldruckmesser neu zu fertigen,
die Fertigstellung der beiden Teile wird deshalb nochmal 4-6
Wochen dauern - nicht weiter tragisch.

Frisch restauriert - und schwer
wie Blei: die Lucas Hupe

16.02.2009 - Auf dem hinteren Kotflügel sitzt oberhalb des Nummern-
schildträgers ein weiterer Aufkleber, der Schriftzug "Royal Enfield" in
Gold. Dieser gefällt mir aber gar nicht, da zu schlicht und zu groß.
Weichen wir also wieder einmal vom Originalzustand ab, das Enfield
Logo mit der Kanone und dem Slogan "Built like a gun" gefällt mir
besser. Der Aufkleber, den ich in England nebst einigen anderen auf
einem Bogen ergattert habe, ist allerdings von mäßiger Qualität -
darum führt mein Weg vor der Arbeit noch einmal zum Grafiker, der
den Aufkleber in 1-2 Wochen nachfertigen will.

20.02.2009 - Was liegt als nächstes an? Der Primärkasten will
zum Lackieren vorbereitet werden. Der äußere Deckel weist eine
fehlende Ecke auf - da hat wohl mal die Primärkette geschliffen.
Ein kleiner Blechflicken, passend eingesetzt, verschweißt und
verschliffen, behebt den Mangel. Der Deckel wird noch grob vom
Flugrost, der sich nach dem Sandstrahlen rasch wieder gebildet
hat befreit und dem Unterteil angepasst, dann wandert er nebst
Lampenhelm zum Lackierer. Dem zeige ich, wie man sich um 1947
das Abdichten eines im Ölbad laufenden Primärantriebs gedacht
hat, worauf sich seine Stirn merklich kräuselt...

21.02.2009 - Langsam gehen mir die zu überholenden Teile aus,
nähere ich mich tatsächlich dem Ende? Nicht ganz, in einer kleinen
Kiste finde ich die Einzelteile der Kupplung. Mal sehen... Der 2003
gebraucht erworbene Kupplungskorb mit Primärkettenrad sieht
einigermaßen manierlich aus, das große Innenlager dagegen
weniger. Eine kuriose Konstruktion: Der Lagerring besteht aus zwei
Hälften, die um den inneren Teil des Kupplungskorbes herum
genietet werden, mit den Kugeln dazwischen. Der innere Teil der
Kupplung sieht dagegen ziemlich schlecht aus - die Gleitflächen
für die Kupplungsscheiben sind arg verschlissen, die Kupplung
wird recht hakelig werden. Schauen wir doch zur Abwechslung
mal wieder bei meinem Stammhändler vorbei... Und tatsächlich,
wie auf's Stichwort: Die Kupplung ist mittlerweile komplett montiert
lieferbar, zu einem akzeptablen Preis, auch, da das englische Pfund
momentan im Kurs stark gesunken ist (rund 200 Euro). Da ich nicht
sicher bin, was ich für diese Summe erwarten darf, löchern wir den
Händler für's erste per E-Mail mit einigen Fragen. OK, was steht
als Nächstes an? Der Batteriehalter, den ich letztes Jahr bereits in
den Fingern hatte, will repariert und lackiert werden. Aber zuerst wird
er, der Reglerträger und einige Kleinteile mittels Glasperlstrahlen von
Rost und alter Farbe befreit. Der obere, bereits ruinierte Teil des
Batteriehalters wird abgeschnitten, dann die entsprechenden Teile
des Reproteils angepasst, angeschweißt und verschliffen. Ein wenig
Karosseriezinn gleicht die gröbsten Unebenheiten aus, der Rest
verleiht dem Teil sicherlich den Hauch der Authentizität...
Die restlichen Brocken bekommen noch eine Grundierungsschicht,
dann fällt mir der Sattel in die Finger. Der neue, aber löchrige Bezug
wird entfernt und der bessere Bezug (wartet auch bereits seit Anfang
2003 auf seinen Einsatz) bereitgelegt - der Sattelunterbau braucht
ein wenig schwarzen Sprühdosenlack.

24.02.2009 - Frisch von der Post geliefert, wartet eine niegelnagel-
neue Kupplung auf mich - die bleibt vorläufig verpackt, damit sie
keinen Rost ansetzt. Während der nächsten Tage bekommen einige
Kleinteile ihren ersten oder bereits den zweiten Lackauftrag, viel
mehr bleibt vorerst nicht zu tun. Es wird langsam Zeit, das die Teile
vom Lackierer zurückkommen, dann kann es zügig weitergehen:
Sowie die Blechteile montiert sind, kann der Motor samt Getriebe
in den Rahmen wandern, die Elektrik verlegt werden und weitere
Arbeiten in Angriff genommen werden - es wird langsam spannend.

Eine neue Kupplung - vermutlich
eine modifizierte Bullet-Kupplung.

03.03.2009 - Der Tank ist anscheinend mittlerweile ausgebeult, neu
verchromt, innen versiegelt und liegt beim Lackierer - so steht es auf
der ersten Teilrechnung zu lesen - es wird spannend... Die Arbeiten
schlagen mit etwas über 800 Euro zu Buche, die umgehend
überwiesen werden.

06.04.2009 - Der Lackierer bekommt zum Ansporn eine weitere
Anzahlung von 1000 Euro (200 Euro hatte ich bereits vor ein paar
Wochen für diverse Kleinarbeiten dagelassen). Es sieht so aus, als
wenn genau das eintrifft, was ich unbedingt vermeiden wollte: Alle
Arbeiten werden nahezu gleichzeitig fertig und die Dienstleister
wollen dann ihr Geld haben - das wird eng werden...

18.04.2009 - Der Tacho und das Öldruckinstrument kommen frisch
überholt nach gut 4 Monaten endlich an Land. Die Teile sehen
gut aus, der Preis ist knackig: 330 Euro kostet die Instandsetzung.
Hätte ich bei der ersten Überholung 2003 alles machen lassen,
wäre die Rechnung diesmal deutlich kleiner ausgefallen - Lehrgeld...
 

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Letztes Update: 19.04.2009